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V - Karin

Die Achtjährige blieb nach ein paar Schritten stehen und wandte sich an Karin. „Mein Name ist Anna. Ich helfe. Reicht das nicht?"

Damit drehte sich die Kleine um und hüpfte scheinbar unbeschwert in die Finsternis. Na, super. Und nein, ihre Antwort, dass sie helfe, reichte nicht.

Dem Mädchen hinterherlaufend rief Karin: „Stopp. Was ist hier los, Anna?"

Diese dachte offenbar nicht daran, stehen zu bleiben, und antwortete, während sie beide sich immer tiefer in die maroden Eingeweide der Villa begaben. Mit jedem Schritt nahm der feuchte Modergeruch zu, als wenn sie sich dem verfaulten Herzen des Gebäudes näherten.

„Meinem lieben Onkel", kam die Antwort, „gehört dieses Haus, wusstest du das? Ich habe ihn fast ein Jahr nicht gesehen. Du kannst dir sicher vorstellen, wie ich mich gefreut habe, als er uns eingeladen hat."

Eine Erklärung war das nicht wirklich. Ihr kam ein Gedanke. Zügig holte sie ihr Smartphone aus der Tasche und aktivierte erneut die Aufnahme des Livestreams.

„Hey, Leute, sorry für die Pause", flüsterte sie in die Kamera. „Ich bin in Ordnung. Aber ihr glaubt ja nicht, was mir hier gerade passiert ist. Ich glaube, ... No Shit ... dass vor mir ein waschechter Geist spaziert. Hier, schaut selbst."

Damit wechselte sie auf die Frontkamera und versuchte im Gehen, Anna in den Fokus zu bekommen. Egal, ob die Kleine Teil eines ausgebufften Pranks war oder eine übernatürliche Erscheinung, die Story war super. Das Display zeigte ein recht wackeliges Bild des fleckigen Korridors im Licht ihrer Taschenlampe, da sie den Anschluss an Anna nicht verlieren wollte. Vor Schreck wäre ihr das Gerät beinahe aus der Hand gefallen und sie riss die Augen auf.

Das Display zeigte das Bild eines leeren, fleckigen Korridors!

Verblüfft schaute sie nach vorne über den Displayrand. Dort hüpfte weiterhin das Mädchen im Lichtschein über den modrigen Teppich.

„Entschuldige, Anna", rief sie ihr hinterher, „würdest du kurz stehenbleiben? Ich muss dich was fragen."

„Wir haben keine Zeit. Aber erzähle gerne, was dich bedrückt", meinte sie und blickte über ihre Schulter.

„Was soll das heißen? Wieso haben wir es eilig?", fragte Karin. Mit jedem Satz aus dem Mund dieser ... Erscheinung stieg ihre Verwirrung. Und sollte sie jetzt nicht eigentlich schreiend in Panik davonrennen? Immerhin war das vor ihr kein Mensch. So viel stand fest. Aber Anna hatte ihr bisher geholfen und machte einen harmlosen Eindruck. Wovor also, sollte sie sich fürchten? Die zwei Kerle im Erdgeschoss waren die echte Gefahr. Und die verschlossenen Panzerglasfenster. Vielleicht zeigte ihr die Kleine ja einen Ausgang.

„Wir wollen doch das große Ereignis nicht verpassen."

Ereignis? Nochmals beschleunigte das Mädchen ihren hüpfenden Lauf und Karin musste fast schon joggen, um hinterherzukommen. Und wie verflucht lang konnte so ein Flur in einer Villa eigentlich sein?

„Anna? Bringst du mich zu der Weihnachtsfeier?", fragte sie inzwischen leicht außer Atem.

„Los! Spute dich!", war die einzige Antwort der Kleinen.

Das Mädchen sprach weiterhin in Rätseln. Ihr kam ein Gedanke.

„So, Leute", wandte sie sich nochmals schweratmend an ihre Follower und formulierte dabei die Theorie, die ihr durch den Kopf ging, „ihr seht leider nicht, was ich sehe, aber ich renne hier dem freakigen Geist der kleinen Anna hinterher. Vermutlich ist ... äh ... war sie die Nichte von Dr. Karl Müller. Und wenn wir ganz viel Glück haben, zeigt sie uns die tragische Weihnachtsfeier, bei der sie damals gestorben ist. Keep fingers crossed. Ihr wisst ja: Leidende lügen nicht."

Inzwischen rauschte ihr das Blut in den Ohren, das Herz wummerte und ein Beißen oberhalb der Hüfte, zeigte ihr, dass sie eindeutig mehr Sport treiben sollte. Aber waren da im Hintergrund nicht noch weitere Geräusche? Hämmern und das Bersten von Holz? Stehenbleiben und Lauschen war keine Option, dann verlöre sie den Anschluss.

Ein dumpfer Knall und das massive Krachen einer Lawine ließen sie dennoch stoppen. Erschrocken hielt sie in ihrem Lauf inne und sah sich gehetzt zu den Seiten um. Nichts als finsterer Korridor. Das Mädchen, der Geist, war verschwunden. Mist. Nach dem ohrenbetäubenden Lärm verstimmten jegliche Geräusche abrupt.

„Anna?", rief sie in die Dunkelheit. „Alles in Ordnung?"

Eine Antwort erhielt sie nicht. Und jetzt? Scheinbar war irgendwo etwas explodiert oder zusammengebrochen. Waren die Männer die Verursacher? Vermutlich. Eventuell waren die ebenfalls in der Villa eingesperrt und bemühten sich, mit Gewalt zu entkommen. Mit Bedacht bewegte sie sich vorwärts. Aber der Flur sah intakt aus. Im Lichtkegel erschien eine T-Kreuzung. Endlich das Ende des endlos langen Ganges! Mittig an der Wand hing das Porträt von Karl Müller im silbergrauen Anzug mit weißem Einstecktuch. Er schaute ihr mit strengem Blick entgegen. Sein Konterfei kannte sie von ihrer Recherche.

„Seht mal dort", kommentierte sie den laufenden Livestream, „der Doktor in Person. Guckt ganz schön böse, was? Habt ihr eben auch diese komische Explosion gehört? Irgendwo muss hier ordentlich was kaputt gegangen sein. Und das waren keine Geister, so viel kann ich euch versprechen. Bleibt dran und wir werden es herausfinden."

An der Kreuzung angekommen, leuchtete sie in beide Richtungen. Zwei weitere endlose Korridore. Na super. Wie groß war diese Villa? Das wollte ihr einfach nicht in den Kopf.

„Psst! Hier!" Linker Hand lugte Anna aus der nächsten Tür auf der rechten Seite und winkte, ihr zu folgen. „Los! Wir kommen zu spät. Beeile dich!"

Oh, Mann. Nochmals rannte sie ein paar Schritte zu der Kleinen und folgte ihr durch den schwarzen Türspalt in das Zimmer. Ihr Lichtkegel richtete sich auf das Mädchen, das zwei Meter vor ihr stand, als sie hindurchtrat.

Nur, dass sich Anna nicht auf festem Boden befand. Zu spät erkannte sie, dass der Geist der Kleinen im freien Raum schwebte und ihr eigener Fuß ins Leere trat. Ein überraschter Schrei entrang sich ihrer Kehle. Smartphone und Taschenlampe achtlos fallenlassend griff sie nach einem Halt, um sich zu stabilisieren. Vergebens. Wie in Zeitlupe kippte ihr Körper vorwärts in die Schwärze. Hilflos rotierten ihre Arme wie Windmühlenflügel.

Sie fiel.

Hartes Metall streifte ihre rechte Handfläche und sie packte zu. Ein Ruck schien ihr die Schulter auszukugeln. Aber ihr panischer Griff krallte sich am kalten Eisen fest. Wie ein Pendel schwang ihr Körper herum und baumelte frei über dem Abgrund. Mit zusammengebissenen Zählen und letzter Kraft hob sie ihren anderen Arm und packte mit der zweiten Hand zu. Es war die Klinke des aufschwingenden Türblattes. Der angeborene Reflex zuzugreifen, wenn sich etwas unerwartet in den Handteller legte, rettete ihr das Leben.

Jedoch nicht auf Dauer. Ihr eigenes Körpergewicht würde sie nicht lange halten können und ihre schwitzigen Hände drohten bereits von dem glatten Messing abzurutschen.

Panisch schaute sie sich um. Nicht alles war finster. Etwa drei Meter unter ihr beleuchtete der Schein ihrer Taschenlampe ein scharfes Dreieck aus Holzresten und von Putz begrabenen Büchern. Offenbar war die Decke dieses Raumes komplett eingebrochen. Seitlich von ihrer Hüfte erkannte sie schemenhaft die dolchartigen Spitzen zerborstener Balken unter der Türöffnung, durch die sie gefallen war.

Zurückschwingen und versuchen, wieder in den Flur zu klettern? Oder sich fallenlassen? Pest oder Cholera. Verdammt. Aber herumzuschwingen, um mit dem ganzen Körper die Füße über die scharfen Kanten zu bringen, erschien ihr illusorisch. Jeden Moment würden ihre Hände abrutschen. Und von ihren Fußsohlen zum Boden waren es ja nur rund zwei Meter oder so ... Das war Wunschdenken, jedoch blieb ihr keine Wahl. Trotz brennender Schultern schaffte sie es, zunächst ihren schweren Rucksack herabfallen zu lassen.

Nochmals konzentrierte sie sich, holte tief Luft – und ließ los.

Der brutale Aufprall rammte ihr die Oberschenkel in den Brustkorb. Ungelenk bemühte sie sich, den Sturz mit den Knien abzufangen und sich abzurollen. Was als Rolle gedacht war, wurde ein halber Bauchklatscher auf Schutt, Holzsplittern und Putzresten. Schweratmend mit geschlossenen Augen und schmerzendem Körper blieb sie einen Augenblick liegen.

Erst Ewigkeiten später arbeitete sie sich stöhnend in eine hockende Position hoch. Außer blauen Flecken, einigen tiefen Schrammen in den Händen, die furchtbar brannten, jedoch nicht bluteten, sowie diversen kleineren Splittern, schien sie den Sturz ohne größere Blessuren überstanden zu haben. Kein gebrochenes Bein oder Holzdolch im Auge. Besser, als es zu erwarten gewesen war.

Mit unsicheren Schritten und immer noch weichen Knien schleppte sie sich zur Taschenlampe herüber. Der vertraute Griff des rauen Plastiks ihrer Lichtquelle hatte etwas Beruhigendes. Im Lichtkegel, den sie durch den Raum wandern ließ, zeigten sich die heruntergebrochenen Reste der Decke, im Schutt begrabene Bücher – sowie eine rostige Metallwand, die die gesamte Seite des Zimmers einnahm.

Mitgenommen vom Sturz suchte sie zunächst ihr Handy, bevor sie sich mit den Absonderlichkeiten dieses Raumes beschäftigen wollte. Dort! Halb unter Staub bedeckt zog sie es hervor – und fluchte. Das Display war dunkel, vollständig mit feinen Rissen überzogen und teils herausgebrochen. Damit ließ sich nichts mehr anfangen. Trotzdem steckte sie es in die Tasche, schob ihren Rucksack über die Schultern und sah sich nochmals gründlicher um.

Tatsächlich, eine massive Wand aus Metall, die ihr Klopfen stoisch schluckte. Mit oberflächlichen Rostflecken übersäht, begrenzte sie den Raum auf der kompletten Seite. Am Kopfende, hinter den Resten eines mittig zerborstenen Schreibtisches, fand sich ein geschlossenes Fenster. Ein kurzer Test zeigte, dass auch dieses einen ähnlich gepanzerten Eindruck machte, wie die restlichen. Gegenüber gähnte das schwarze Rechteck einer nach innen geöffneten Tür. Offenbar hatte diese jemand nach dem Deckeneinbruch aufgemacht, da die Fläche vor dem Türblatt schuttfrei war.

Und wo war eigentlich dieses hinterhältige Anna-Biest? Erst drängeln und sie dann in eine Falle locken. Von wegen Geister lügen nicht.

Während sie sich langsam in Richtung Ausgang bewegte, um nicht zu stolpern, drangen murmelnde Worte an ihre Ohren. Mit Bedacht näherte sie sich dem Flur, hielt im Türrahmen inne und lauschte. Die Wortfetzen eines Gespräches waren deutlich zu vernehmen.

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