
𝟑𝟕: 𝐄𝐑𝐍𝐀
𝟑𝟕: 𝐄𝐑𝐍𝐀
»𝐈𝐂𝐇 𝐋𝐈𝐄𝐁𝐄 𝐃𝐄𝐈𝐍𝐄 𝐀𝐔𝐅𝐁𝐑𝐀𝐔𝐒𝐄𝐍𝐃𝐄 𝐀𝐑𝐓.«, kommentierte er so schlicht und ergreifend als hätte er mir nicht gerade nahegelegt nach Schottland zu reisen.
Ungläubig plusterte ich meine Wangen auf und ließ die Luft im nächsten Moment lautstark entweichen.
Das konnte doch nicht sein Ernst sein?
War es ihm so gleichgültig, dass ich im Begriff war das verdammte Land zu verlassen?
»Und ich liebe es, dass du mir den Abschied so einfach machst.«, konterte ich wutentbrannt und stand auf.
Eddie lachte leise und zog mich zurück zu sich und nahm mein Gesicht in seine Hände.
»Lass und zusammen hin. In den Weihnachtsferien. Wir tun alles, damit du nicht wegziehst. Versprochen. Aber warum nicht ausnutzen, was dein Dad sich für dich überlegt hat? Etwas Zeit mit Maya verbringen, ne Heuschlacht machen-«
»Ne Heuschlacht?«, unterbrach ich ihn lachend.
»Das ist alles was du aus meinen Worten entnimmst?«, fragte er und stimmte in mein Lachen ein.
Ich verdrehte daraufhin schmunzelnd die Augen und ließ seine Worte noch einmal in mir nachwirken.
»Er würde uns niemals zusammen weglassen. Und leisten kannst du dir einen Flug auch nicht. Nicht so aus dem Nichts.«, entgegnete ich seufzend.
»Und wie ich das kann. Ich hab gespart, weißt du doch.«, widersprach er mir und wischte eine verloren geglaubte Träne von meiner Wange.
Denn Sinn hinter seinen Worten verstand ich erst einige Momente später.
Vor Entsetzen weitete ich meine Augen und schüttelte sobald ich verstanden hatte, vehement mit dem Kopf.
»Auf keinen Fall. Du wolltest die neuen Saiten für deine Gitarre schon seit Ewigkeiten. Du hast mir anhand diverser Magazine haargenau erklärt wie sie aussehen soll, wie dick sie sein soll und-«
»Weißt du wie egal mir das ist, wenn ich im Vergleich dazu mit dir verreisen kann? Wir wollten schon immer mal hier raus, Al. Hawkins hat für Leute wie uns nichts zu bieten. Warum also nicht der Fantasie nachjagen und sehen wie es wäre wo anders zu sein? Außerdem kommt Missy ganz gut mit ihren alten Saiten klar.«
Für eine kleine Ewigkeit sah ich Eddie an.
Nicht meinen besten Freund Eddie, sondern den Jungen, in den ich all die Jahre verliebt gewesen war ohne es richtig zu merken.
Und der mir mit solchen Worten aufzeigte, dass niemand anderes je mein Herz erobern könnte.
Der Drang ihn zu küssen war so unwiderstehlich stark, dass ich meine Hände zu Fäusten ballen musste, um nicht nachzugeben.
»Und du denkst ein Kaff in den Highlands ist da eher für uns geeignet?«, zog ich ihn grinsend auf.
So umging ich es auch geschickt, dem Wunsch nachzugehen mich über Eddie's bescheuert Kosenamen lustig zu machen.
Er hatte etliche davon. Mal nannte er seine Gitarre Granny und spielte auf ihr abgekackt und langsam, als handele es sich wirklich um eine alte Frau - manchmal eben Missy.
Wenn es mal wieder Missy war, spielte er total abgedreht und überzogen. Das gefiel mir immer am Besten.
Weil er so losgelöst wirkte. Als könnte ihm nichts und niemand etwas anhaben.
Eddie zuckte auf meine Frage hin grinsend mit den Schultern.
»Wohl eher nicht.«, gab er zu. „Aber bis auf Maya kennt mich zumindest niemand dort."
»Na toll. Aber mich kennen sie! Wenn ich mit so nem irren Freak dort auftauche, fragen sie sich auch, was nur mit mir geschehen ist.«
»Heißt das, Aayliah Chari McCain«, raunte Eddie grinsend und nahm mich in den Schwitzkasten.
»Du hast niemanden von dem legendären Eddie Munson erzählt?«, fragte er ungläubig und begann mich zu kitzeln.
Ich versuchte mich vergeblich aus seinem Griff zu lösen und mich japsend von ihm wegzudrehen. Erfolglos.
Eddie kitzelte mich so lange, bis ich um Erbarmen flehte und er mich endlich aufs Bett zurückwarf.
In einer Mischung aus Lachen und Keuchen strich ich mir meine wildgewordenen Haare aus dem Gesicht und platzierte eine Hand, an die Stelle, an der sich mein Herz befand.
»Kriege. Keine. Luft.«, fiepte ich und tat so, als würde ich ohnmächtig werden.
Eddie nahm das als Aufforderung war und begann, sich mit hauchzarten Küssen von meinem Hals bis hin zu meinem Mundwinkel vorzuarbeiten.
Würde es fortan immer so sein?
Dass unschuldige Spielchen dazu führten, dass er mich küsste?
Wenn ja, dann hatte ich irgendetwas in meinem Leben doch verdammt richtig gemacht.
Unsere Wandlung vom Freundesein zu - was auch immer wir waren - machte mir immer noch tierische Angst.
Aber die Vorfreude siegte.
Ich hatte die einmalige Chance, der Liebe meines Lebens schon auf der Highschool zu begegnen.
Daran würde ich festhalten. Musste ich festhalten.
Meinen Lippen entkam ein leiser zufriedener Laut als seine Lippen eine kleine Unendlichkeit an meiner Halsbeuge verweilten.
Weil ich bisher keine Reaktion gezeigt hatte, war Eddie dazu übergegangen seinen Weg zu wiederholen.
Von meinem Hals zu meinem Mundwinkel und zurück.
»Ich hab von dir erzählt. Erna dem Schwein. Das wusste vor allen anderen, dass ich-«, gerade noch rechtzeitig stoppte ich mich.
Ich konnte ihm nicht so direkt sagen, dass ich ihn liebte.
Dafür war es zu früh oder zu spät oder wie auch immer man es sehen wollte.
Gott, diese Situation, in der wir uns befanden war so verflucht kompliziert.
Wir setzten so viel aufs Spiel. Was, wenn es nicht klappte?
Würde ich dann gleichzeitig meinen besten Freund verlieren?
Eddie schien mein Unbehagen zu spüren, den er stoppte mit seinen Küssen und setzte sich auf.
Sein Blick war besorgt und ungeduldig, als er mich fragte was in mir vorgehen würde.
Ich presste meine Lippen aufeinander und fixierte einen Punkt in seinem Zimmer, um ihn nicht direkt ansehen zu müssen.
»Ich weiß nicht. Meinst du nicht, dass das hier ein wenig zu schnell geht?«, warf ich fragend in den Raum.
»Was ist, wenn es schief geht?«
»Was wenn nicht? Was, wenn wir was echt Großartiges erschaffen?«, widersprach er mir.
Ich lächelte traurig und sah ihn schließlich doch an.
»Ich wiederhole mich: Was wenn es schief geht?«, drängte ich ihn auf eine Antwort zu meiner schlimmsten Befürchtung.
»Al. An sowas denke ich nicht. Ich sehe einfach die Chance meine beste Freundin zu...das was du Schweinchen Erna gesagt hast.«, zog er mich zwinkernd auf.
»Mein Respekt und meine Freundschaft dir gegenüber wird auf jeden Fall niemals vergehen. Egal was passiert.«, versprach er mir.
Nickend wandte ich mich einen Augenblick ab, damit er nicht merkte, wie rot ich wurde.
Er hatte also verstanden was ich Erna dem Schwein anvertraut hatte.
In meiner letzten Reise nach Schottland hatte ich bereits gemerkt, dass ich gelegentlich anders über Eddie dachte.
Mir vorstelle, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt.
Schon damals hatte ich mich unweigerlich gefragt, ob es sein konnte, dass ich mich in ihn verliebt hatte.
Aber weil mir die Vorstellung so große Angst machte, hatte ich den Gedanken fest verschlossen und so selten wie möglich herausgelassen.
Und jetzt? Jetzt hatte ich Gewissheit.
Nachdem mir Maya endlich klargemacht hatte, dass ich mehr für Eddie empfand und er möglicherweise genauso fühlte, wusste ich es. Ich liebte ihn.
Schon eine ganze Weile und wahrscheinlich für eine noch viel längere Zeit.
Schon als Freund konnte man Edward Munson nur schwer vergessen. Wie könnte ich es dann je, wenn er mein fester Freund werden würde?
»Lass es trotzdem...langsam angehen, Ed. Das ist so verwirrend. Nicht nur für mich.«, murmelte ich, woraufhin er sachte nickte.
»Für mich ist es auch total seltsam. Aber...es fühlt sich echt fantastisch an.«, gab er zu und streckte seine Arme aus, um mir eine Umarmung anzubieten.
Ich lächelte sanft und kuschelte mich an ihn.
Obwohl mein Herz wie wild schlug wurde mein Verlangen ihm gegenüber von etwas anderem überschattet: Sicherheit.
Egal was passieren würde, er würde immer die Person sein, der ich am meisten vertraute und mit der ich mich vollständig fühlte.
Die mich beschütze, mir sagte, wenn ich zu weit ging und mit mir zusammen eskalierte, wenn ich nicht auf seine Einwände hörte.
Während Eddie mir beruhigend über die Arme streichelte, schloss ich die Augen und genoss die Geborgenheit, die er mir schenkte.
Trotz der Unwetterwolke des möglichen Umzugs, fühlte ich mich wohl.
Zusammen würden wir beinahe alles durchstehen. Dessen war ich mir sicher.
Unser beider Atem wurde immer gleichmäßiger, bis Eddie's Streicheln ein Ende fand und ich realisierte, dass er eingeschlafen war.
Ich drängte mich vorsichtig an ihn, sodass er in eine liegende Position fiel und kuschelte mich dann nahe an ihn.
So lange und so sehr, bis ich ebenfalls einschlief.
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