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Wรคren sie auch so prรคgnant, wenn er seine Hรคnde fest um meine Taille schloss, um mich an sich zu ziehen?
Der Gedanke daran, wie er mich einfach packte und um den Verstand kรผsste, entlockte mir ein leises Keuchen.
Ich war nicht nur unberechenbar, ich war anscheinend auch irgendwie untervรถgelt, obwohl ich noch eiserne Jungfrau war.
ยปHalt an.ยซ, fluchte ich und krallte mich in den abgeblรคtterten Ledersitze seines Vans.
Halt an und steck mir deine Zunge in den Hals, verflucht. Oder sag mir endlich, dass nie nie niemals etwas aus uns wird.
Eddie betรคtigte den Blinker und fuhr auf den Seitenstreifen.
Dann drehte er sich mir entgegen und studierte eindringlich mein Gesicht.

ยปWas ist los? Ist dir schlecht? Hast du schon wieder zu viel Eis gegessen?ยซ, wollte er herausfordernd grinsend wissen.
Ich schรผttelte benommen den Kopf und kramte in dem letzten Areal, das funktionierende Hirnaktivitรคt zulieรŸ nach einer Antwort.
Ich wรผrde ihn ja nicht wirklich darum beten, dass er mich kรผsste. Oder? Nein!
ยปNein, ja. Du fรคhrst als hรคttest du gesoffen.ยซ, verteidigte ich mich und schlug ihm dann lachend auf den Oberschenkel.
Himmelherrgott wie gestellt und nervรถs konnte ein Lachen eigentlich klingen?
Eddie legte seinen Kopf leicht schrรคg und betrachtete mich grinsend.
Im nรคchsten Moment jedoch wurde der Ausdruck in ihm ernster.
ยปDas ist so verflucht ungewohnt.ยซ, gab er zu und strich mir erneut eine Strรคhne hinter das Ohr.

ยปEs sind doch nur Haare...ยซ, flรผsterte ich unsicher und fragte mich innerlich, wieso es ihm so schwer fiel mich mit kurzen Haaren zu sehen.
ยปIch hatte gar keine Gelegenheit herauszufinden wie es sich anfรผhlt...ยซ, murmelte er nachdenklich und dabei kam mir der Gedanke, dass er die Worte eigentlich nicht direkt an mich hatte richten wollen.
ยปDu hast...mir doch schon hunderte Male daran gezogen.ยซ, entgegnete ich atemlos.
Wieso fรผhlte sich das hier nicht wie ein normales Gesprรคch an?
Wieso schlug mir das Herz bis zum Halse und ich hatte das Gefรผhl keine Luft zu bekommen, so sehr ich auch danach rang.
ยปSchon.ยซ, raunte er. Dann rรคusperte er sich und begann erneut zu sprechen.
Diesmal nicht viel lauter, aber dafรผr gefestigter.

ยปAber ich werde nie wissen, wie es ist meine Hรคnde darin zu vergraben oder wie sie mich kitzeln, wenn du รผber mir liegst.ยซ, offenbarte er mir.
Dabei sah er mir nicht die Augen. Er tat es erst als er zu Ende gesprochen hatte.
Ich hatte das Gefรผhl mich jedem Moment an meiner eigenen Spucke zu verschlucken.
Unzรคhlige Male schluckte ich, in der Hoffnung meine trockene Kehle zu erlรถsen.
Was sagte er da? Halluzinierte ich? War das Eis schon schlecht gewesen und ich litt nun an einer Salmonellenvergiftung?
Die Zeit um uns herum ging in einer vรถllig neuen Zeitrechnung vonstatten.
Denn wรคhrend vielleicht gerade einmal eine Minute vergangen war, fรผhlte es sich fรผr mich so an als hรคtte ich seit einer Ewigkeit nichts mehr gesagt.

Am liebsten hรคtte ich ihn darum gebeten, sich zu wiederholen.
Denn die hitzige Gรคnsehaut, die sich durch seine Worte รผber meine Arme gelegt hatte, war bereits abgeklungen und einen Frรถsteln gewichen.
Wieso funktionierte in diesem Schrottteil weder die Klimaanlage noch die Heizung?
Mein Kopf ratterte unerlรคsslich und suchte ausgiebig nach etwas, das ich zu ihm sagen konnte.
Wie, dass ich mir wรผnschte, dass er genau das ausprobierte, denn ich war mir sicher, dass es sich trotz der kurzen Haare phรคnomenal anfรผhlte.
Aber weder traute ich mich das, noch wรคre es irgendwie hilfreich in dem Versuch nur befreundet mit ihm zu sein.
Er machte es einem aber auch ungemein schwer, an der Freundschaft festzuhalten, wenn er solche Sachen sagte.

Eigentlich war ich im Recht, wรผtend darรผber zu sein. Eddie hatte ja quasi von Kussattacken gesprochen. Und eine Attacke war meiner Auffassung nach negativ behaftet.
Demnach wollte er genauso sehr wie ich nur befreundet sein.
Summa Summarum war er ein Idiot.
Ich konnte ihm schlecht genau das vorwerfen, weil ihm dadurch ein weiteres Mal bewusst gemacht worden wรคre, wie sehr mich das Ganze beschรคftigte. Und das wollte ich in keinem Fall.
Also brauchte ich etwas anderes, fรผr das ich ihn verantwortlich machen konnte.
Da gab es weiรŸ Gott genug.
Judy fiel raus. Wenn mรถglich sollte er nicht wissen, dass ich von ihrem Techtelmechtel wusste.
Und ihn schon wieder den Kuss vorzuwerfen war langsam auch wirklich peinlich.

ยปLady Applejack.ยซ, sagte ich und war selbst erschrocken รผber die Lautstรคrke, die ich von mir gab.
Zur Bekrรคftigung meiner Wut verschrรคnkte ich die Arme vor der Brust.
Eigentlich hatte ich nur eine Ablenkung haben wollen. Etwas, das mich davon abhielt ihm um den Hals zu fallen.
Aber die Tatsache, dass er die Lady so problemlos aufgenommen hatte und ich es seit Jahren erfolglos versuchte, reichte aus um mich wirklich zu verรคrgern.
Eddie's groรŸe Augen verrieten seine bleischwere รœberraschung.
Seinen dรคmlichen Hundeblick konnte er sich sparen. Ich wollte Antworten.
ยปSinclair's Schwester?ยซ, fragte er verstรคndnislos, aber dann machte es Klick bei ihm.
Abwehrend hielt er sich die Hรคnde vor die Brust.
ยปDas war nicht meine Idee.ยซ, versuchte er mir aufzubinden.

ยปAch ja?ยซ, stellte ich zurecht in Frage.
Immerhin war er der Grรผnder des Hellfireclub und damit unweigerlich die Person, die das Sagen hatte.
Und das letzte Wort.
ยปNein nein nein.ยซ, wehrte er sich und schรผttelte penetrant seinen Kopf.
Dabei federten seine Locken so niedlich auf und ab, dass ich lรคcheln wollte. Aber ich blieb hart.
ยปDas lag wirklich nicht in meiner Macht. Wir hatten da diese Kampagne und wirklich niemand wollte-ยซ
ยปIch schon.ยซ, unterbrach ich ihn schroff.
Der Ausdruck in seinem Gesicht wurde quรคlend. Letztendlich seufzte er frustriert auf und erklรคrte mir alles.
ยปPass auf. Sinclair ist direkt nach dem er ins Basketballteam aufgenommen wurde abgesprungen. Und wir haben dringend Verstรคrkung gebraucht und...ah fuck Aayliah. Das war direkt nach unserm ersten Kuss. Ich war รผberhaupt nicht Herr meiner Sinne. Ich war verwirrt und hatte echt Panik auch noch dort meine gesamte Zeit mit dir zu verbringen.ยซ

Dass er mich bei meinem vollstรคndigen Namen nannte verunsicherte mich ungemein.
Aber viel stรคrker stach die Tatsache hervor, dass er es scheinbar ablehnte in meiner Nรคhe zu sein.
War ich ihm eine Belastung? Verbrachten wir zu viel Zeit miteinander?
Er hatte durch den Kuss die Grenze zwischen uns nicht nur verwischt, sondern einfach mal komplett niedergerissen.
Eddie hatte das was Jahre lang unausgesprochen in der Luft gelegen und wir als familiรคre Liebe abgestempelt hatten, hervorgeholt.
In einem Versuch mich vor einem sexuellen รœbergriff zu schรผtzen.
Jetzt mal ernsthaft. Welche Entscheidung in meinem Leben hatte ich so fehlerhaft getroffen, dass ich hier gelandet war?
Ich wollte zurรผck und gleichzeitig wollte ich nichts weniger als das.
Gleichzeitig flehte ich diverse Gottheiten an, dass wir wieder Freunde wurden und in einander die Liebe unseres Lebens fanden.

ยปSag doch was.ยซ, bat er der Verzweiflung nahe und streckte seine Hand nach mir aus.
Ich drรผckte sie sanft aber bestimmt von mir und tat so als wรผrde ich meinen Gurt wieder richten.
ยปFahr ruhig weiter.ยซ, schlug ich ihm vor und rรคusperte mich.
ยปIst dir nicht mehr schlecht?ยซ, fragte er besorgt, woraufhin ich den Kopf schรผttelte.
Mit Worten zu antworten traute ich mich nicht. Ich war viel zu verwirrt, um noch einen klaren Satz zu vollbringen.
Wรผrde es jetzt ewig so weitergehen? Wรผrden wir von einer Auseinandersetzung in die nรคchste eintauchen und dabei fast ertrinken?
Mittlerweile hatte ich jedes Mal nach einer Diskussion nicht nur ein flaues Gefรผhl im Magen, sondern richtige Angst. Angst ihn zu verlieren.

Eddie wartete noch ein bis zwei Minuten, bevor er losfuhr.
Einerseits, weil er sich allem Anschein nach selbst sammeln musste und, weil er vielleicht doch hoffte, ich wรผrde etwas sagen.
Ich machte mir wirklich Sorgen wie wir die Modenschau erfolgreich รผberstehen wรผrden. Aber Maya war in diesem Fall mein Licht am Ende des Tunnels.
Sie wรผrde die Bombe entschรคrfen, die รผber uns und unserer Freundschaft lag.
Und somit gab es nur noch eine Variable, die unberechenbar war und die wir nicht einfach so stilllegen konnten.
Judy.

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