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Seit wir uns in einem von unseren Eltern auf erzwungenen Sommerferienkurs kennengelernt hatten. Neben unserer Liebe zu George Michael teilten wir uns dort jeden Tag einen Blaubeermuffin.
Doch seit einigen Tagen sah ich die kleinen blauen Kรผgelchen mit anderen Augen. Genauso wie meine beste Freundin.
Es hatte sich herausgestellt, dass beide ziemlich schnell verdarben. Die einen durch eine unsachgemรครe Lagerung und die andere dadurch, dass sie meinen besten Freundin knutschten.
Im Endeffekt wusste ich, dass meine Gedanken gemein waren und ich vielmehr glรผcklich fรผr die beiden sein sollte.
Aber es gab zwei Dinge, die mir das sehr schwer fallen lieรen.
Erstens Judy datete einen Kerl namens Bryan, der ein Pendant zu Jason Carver an ihrer Schule war.
Und Zweitens war es immer noch untypisch fรผr Eddie, dass er so gedankenlos mit jemanden rummachte. Flirten? Zur Hรถlle ja! Aber demjenigen kรถrperlich nahe kommen?
Und dann auch noch einer Person wie Judy, deren einzige Hobbys darin bestanden, neue Kleidung zu kaufen und diese auszufรผhren?
Ich liebte Judy, aber sie war nicht die Art Mรคdchen, die ich mit ihm sah.
Als ich meine Stimme erhob fรผhlte sich meine Zunge seltsam schwer an.
Und dementsprechend unklar kamen die Worte aus meinem Mund gesprudelt. ยปWow, JuJu, hast du einen neuen Gรผrtel?ยซ, fragte ich sie lachend und deutete mit meinem Kinn auf ihren verboten kurzen Minirock. Hoffentlich kein Echtleder, dachte ich.
Ich hรถrte Eddie leise losprusten, was ich zum Anlass nahm mich schwankend รผber das Bett zu beugen. Meine Lippen zierten ein ausschweifendes und belustigtes Grinsen.
Einerseits, weil ich stolz auf meinen Spruch war, andererseits, weil Eddie unheimlich witzig aussah, wie er da auf dem Rรผcken lag.
ยปNa ihr habt ja schon ordentlich was getankt.ยซ, sagte sie und setzte sich neben mich auf die Matratze.
Dabei ignorierte sie gekonnt, was ich gesagt hatte und die Tatsache, dass sie sich nur einen Millimeter falsch bewegen musste, damit man ihr Hรถschen sah. Abermals warf ich einen skeptischen Blick auf meinen Schlafanzug.
Judy sah aus wie aus einem Modemagazin entsprungen und ich wie eine alte Jungfer, die mit zwanzig Katzen zusammenlebte.
ยปIst noch was fรผr mich da? Und wenn ja, sag mir bitte, dass du ein Glas hast und ihr diesmal auch eines benutzt habt. Ich glaub ich hab immer noch Herpes vom letzten Mal, als wir uns die Flasche geteilt haben.ยซ, erzรคhlte sie und kรคmmte sich mit den Fingern die perfekten Locken ihres perfekten blonden Haares.
Jap. Herpes bekam man aber auch, in dem man mit Bryan und Eddie rummachte.
Und das wahrscheinlich nur wenige Stunden versetzt. Aber das dachte ich mir nur.
Ich war nicht im Recht dazu sie darauf anzusprechen und ich wollte es auch gar nicht.
Ich war betrunken und betrunken fing man lieber keine Diskussion an.
ยปNur zu, Ladies.ยซ, murmelte Eddie und hievte sich in eine sitzende Position. ยปIch werde rรผber gehen und Onkel Wayne ausquetschen. Muss wissen was sein Date anhatte.ยซ, lachte er und zwinkerte mir zu.
Dass er noch einmal auf unser Gesprรคch von vorhin zurรผckkam brachte mich dazu, eine seltsame Genugtuung zu empfinden.
Und Judy's fragender Blick machte das um Welten besser.
Eddie stand in einer sehr ungrazilen Bewegung auf. Bei dem Versuch mein Zimmer zu verlassen trat er auf mindestens fรผnf Hosen von mir und nahm fast eine der handbemalten Vasen mit, die auf meiner Kommode standen.
Als er sich zu uns umdrehte und zum Abschied salutierte, sprang ich vom Bett auf.
Dass ich dadurch meinen Halt verlieren wรผrde, weil es das erste Mal war, dass ich seit fast zwei Stunden stand, hatte ich nicht bedacht.
Noch wรคhrend ich wie ein nasser Sack zu Boden fiel, begann ich zu sprechen.
ยปMorgen vor der Arbeit holen wir uns Zimtschnecken, ja?ยซ, fragte ich ihn.
ยปNimm aber nicht die mit Kรผrbisgewรผrz. Die schmecken dieses Jahr nicht.ยซ, mischte sich Judy ein. Ich warf ihr einen irritierten Blick zu und als ich dann verstand, was das bedeutete, nickte ich trรคge.
Gestern als Eddie sie mitnahm, war sie also tatsรคchlich mit ihm Zimtschnecken holen gegangen.
Mรผhsam lรคchelnd richtete ich mein kastanienbraunes Augenpaar Eddie entgegen. ยปWeiรt du was? Ich backe sie selber. So sparen wir Geld und du kannst so viele essen wie du willst.", bot ich ihn an.
Mit einem verspielten Lรคcheln auf den Lippen hob er seine Augenbraue in die Hรถhe.
ยปDu willst backen? Du weiรt was passiert, wenn wir backen?ยซ, erinnerte er mich an die Katastrophen unserer Backversuche.
Schmunzelnd nickte ich ihm zu. Da ich immer noch auf dem Boden lag, stรถhnte ich angestrengt als ich mich wieder aufrichtete und meinen Rรผcken an das Bettgestell lehnte. ยปDeshalb backe ich ja auch ohne dich. Ich krieg das schon hin.ยซ, teilte ich ihm mit.
Eddie schenkte mir ein heiseres Lachen und trottete dann aus dem Zimmer.
Dabei hoffe ich instรคndig, dass er keine der Gรถtterstatuen umstoรen wรผrde.
Dad's komischer Hollywoodwecker hingegen ging schon klar.
Judy fragte erneut nach einem Glas.
Ich reagierte, in dem ich die Weinflasche nahm und mit dem รrmel meines Schlafanzugs รผber den Flaschenhals wischte.
Die rosaroten Flecken, die dadurch auf meinem Schlafanzug entstanden erinnerten mich an dem Moment, in dem Eddie einen der Frรถsche nachgezeichnet hatte.
Mit einem vertrรคumten Lรคcheln auf den Lippen fuhr ich einen von ihnen ebenfalls nach.
Judy's Rรคuspern holte mich aus den Gedanken an das kitzelnde Gefรผhl seiner Fingerspitze.
Fast augenblicklich spรผrte ich die altbekannte Wรคrme, die รผber meine Wangen kroch.
Sie deutete mit ihrem Kinn auf die Weinflasche, die ich ihr mit einem bedeckten Lรคcheln รผbergab.
ยปAlso, was gibt's Neues?ยซ, fragte sie und nahm einen Schluck.
Dabei spitze sie ihre Lippen derart, dass sie sich direkt einen Trichter hรคtte nehmen kรถnnen, um ja nicht den Flaschenhals zu berรผhren.
Ich schรผtze meine Lippen und pulte an einem losen Faden meines รrmels.
Dann zuckte ich ahnungslos mit den Schultern.
Ich hatte weder das Bedรผrfnis von meinem Artikel zu erzรคhlen, noch von der Auseinandersetzung mit Eddie.
ยปBeten, Arbeit, Beten. Der รผbliche Wahnsinn. Morgen beginnt der erste Tag des Lichterfests. Also verbringe ich den ganzen Tag mit Aufrรคumen. Erst im Lager und dann zu Hause.ยซ, berichtete ich ihr.
ยปOh hey, ist es schon wieder so weit? Kommt Maya diesmal?ยซ, fragte sie ehrlich interessiert, was mich sofort bereuen lieร, dass ich ihr gegenรผber so feindselig gewesen war.
๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐ ๐๐ ๐๐๐๐๐ ๐๐๐๐๐๐๐ erfรผllte mich mit sofortiger innerer Zufriedenheit.
Mein Herz machte einen kleinen Freudensprung als ich daran dachte, dass sie morgen anreiste.
Endlich war mir wieder ein Stรผckchen Glรผck gegรถnnt.
Meine Cousine war wie eine Schwester fรผr mich.
Sie war witzig und aufgeschlossen und wunderschรถn. Ein weibliches, netteres Ebenbild von Eddie, das nicht in einem Trailer hauste, sondern in einem schรถnen Haus in den Highlands.
ยปJa.ยซ, antworte ich lรคchelnd und nickte dabei einige Male. ยปMorgen nach der Arbeit hole ich sie vom Flughafen ab.ยซ, teilte ich ihr mit.
ยปHey, deine erste Woche ist jetzt um. Gab es weitere Eskapaden? Noch ein Touchialert von einem Besoffenen? Eine weitere Heldentat des groรen Edward? Hat er dir wieder einen Bussi auf die Wange gegeben?ยซ, zog sie mich auf.
Ich verdrehte grinsend die Augen und machte gute Miene zum bรถsen Spiel.
Konnte ja nicht jeder so aufgeschlossen sein wie sie.
Ein kleiner Teil in mir wollte die ganze Sache richtigstellen und ihr erzรคhlen, dass Eddie mich nicht nur auf die Wange gekรผsst hatte.
Dass mehr passiert war als ich ihr ursprรผnglich weisgemacht hatte.
Aber so besonders der Kuss fรผr mich auch gewesen war, fรผr Eddie hatte er keinerlei Bedeutung.
Er hatte mir das eindrรผcklich bewiesen.
Mit seinen Worten und mit seinen Taten.
ยปWas gibt es bei dir Neues?,ยซ fragte ich sie, ohne auf ihre vielen Fragen einzugehen.
Judy reckte sich und sah mich dann mit einem wissenden Lรคcheln an. ยปBryan und ich sind auf die letzte Base gekommen. Wenn du verstehst was ich meine.ยซ, berichtete sie stolz.
Nur weil ich meine Jungfrรคulichkeit noch nicht verloren hatte, bedeutete das ja nicht, dass ich hinter dem Mond lebte.
ยปWow.ยซ, sagte ich eintรถnig. โDas ist ja der Hammer.ยซ
So emotionslos wie ich klang hรคtte selbst die monotone Lautsprecherstimme der Schule mich รผbertrumpft.
Zu meiner Verwunderung bemerkte Judy, dass ich nicht so euphorisch wie sie war.
Das war sonst nicht der Fall. Sie hatte keine Sensoren fรผr die Gefรผhle und Reaktionen ihrer Mitmenschen.
Unruhig rutschte sie auf ihrem Hintern hin und her. Ihre Lippen zitierten ein verfรผhrerisches Grinsen als sie wieder zu sprechen begann. ยปWirklich kein Vergleich mit den anderen Nulpen. Keiner konnte mithalten. Nicht einmal Eddie.ยซ, erklรคrte sie mir eindrucksvoll.
ยปWas?ยซ, keuchte ich und schnappte ihr die Weinflasche unter den Fingern weg, um sie zu leeren.
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