<____[|𝚃𝚊𝚎𝚑𝚢𝚞𝚗𝚐 |]____>

Mühselig und mir auf die Lippe beißend rapple ich mich wieder auf und schiebe mich zurück zu den Stufen um dann abermals auf allen Vieren aus dem Wasser zu kriechen. Ich spüre wie warmes Blut meinen Rücken hinabrinnt und von den durchweichten Binden aufgehalten wird, die um meinen Oberkörper gewickelt sind. Wie ein geschlagener Hund und mit hängendem Kopf krieche ich vor mein Waschbecken und strecke meinen Arm nach dem Stein aus, halte jedoch in der Bewegung an.

Sekunden starre ich einfach nur auf meine ausgestreckte Hand und meine langen Finger, die ich in einer geraden Bewegung nach oben ausgestreckt hat.

Ich beiße meine Zähne zusammen, presse meine Augenlider aufeinander und schreie meinen ganzen Frust heraus. Ich balle meine ausgestreckten Finger zu einer Faust zusammen und knalle sie mit Wucht auf meinen Boden. Ich spüre das Stechen in meiner Hand nur ganz schwach und versinke in meinen Gedanken.

Verdammte Scheiße! Reiß dich zusammen. Du bist verfickte 23 Jahre alt und nicht 73. Du kannst auch von alleine aufstehen und musst dich nirgends hoch ziehen, du Schwächling! Ich beschwere mich die ganze Zeit nur darüber, dass ich nichts tun kann, aber etwas unternehmen, tue ich doch so oder so nicht. Wieso mach ich nichts? Bin ich so inkompetent?!

Ich beuge meinen Oberkörper wieder auf, stütze mich auf meine Arme und stehe dann schwerfällig und unter Schmerzen auf. Ich spüre, wie sich die klitschnassen Bandagen um meinen Körper etwas lösen, doch das ist mir egal. Ich laufe zu meiner Bank, greife nach dem schwarzen Shirt, welches ich immer dort liegen habe und streife mir dieses über. Mir treten Tränen in die Augen, als ich meine Arme nach oben strecke und den Stoff über meinen Körper ziehe.

Können die Schmerzen nicht einfach aufhören? So wie anfangs? Es war alles so viel einfacher. Zwar fühlte ich mich taub, aber ich musste nicht bei jeder beschissenen Bewegung zusammenzucken oder mir einen Schmerzenslaut unterdrücken.

Ich blicke auf meine immer noch zusammengeballten Hände. Ich brauch dieses Zeug. Jetzt! Wenn ich weiterhin so durch mein Haus krieche, brauch ich mich auch nicht wundern, wieso ich Babysitter habe und niemand auf mich hört. Sobald man mir keine Besserung ansieht, wird man mich auch nicht ins Training und auf Einsätze lassen. Wer weiß, wie lange es bis dahin noch dauern wird. Ich muss einfach nur dieses Zeug haben und dann bin ich wieder top fit. Ich lass mich doch nicht von ein paar Wunden unterkriegen! Ich bin ein Kämpfer, ein Jian. Die Elite Kämpfer unseres Landes und ich muss mein Volk beschützen. Jeder Einzelne von ihnen zählt auf uns, ich kann mich nicht einfach runter machen lassen, von so einer Scheiße!

Entschlossen und zielstrebig laufe ich los, reiße die Tür auf und stoße fast mit Chiron zusammen. Geschockt reißt er seine Augen auf, als ich ihm plötzlich gegenüberstehe.
„Ähm...geht's dir gut? Ich habe dich glaube ich schreien hören!", spricht er an und zieht dabei leicht seinen Kopf an. Er weiß genau, dass ich es hasse, wenn man mich als schwach darstellt...

Ich schließe kurz meine Augen, rede mir ein, das ich das überhört habe und schüttel dann meinen Kopf. „Musst du dir eingebildet haben!". „Hm...", brummt er und steht weiterhin vor mir. Ich ziehe eine Augenbraue nach oben, da er mir immer noch im Weg steht.
Ich werde etwas ungeduldiger, weil ich hier raus muss. Umso schneller, desto besser. „Ähm...was ich dich noch fragen wollte...Dürfte ich mal kurz auf deine Toilette?".

Ich blicke ihn etwas perplex an, bis sich meine Lippen zu einem Grinsen verziehen und ich laut loslachen muss.
„Manchmal bist du auch echt einseitig! Nein weißt du, du musst zu dir gehen!".
Ich klatsche mir an die Stirn und drücke ihn in mein Bad, schließe die Tür hinter mir und laufe augenblicklich los.
Das ist meine Chance! Ich muss mich beeilen! Chiron ist glaube ich sogar der Letzte, der etwas bemerken könnte... Wie gesagt, nicht unbedingt die hellste Kerze auf dem Kuchen...

„Ich geh mich etwas hinlegen!", rufe ich noch schnell laut und laufe auf meine Eingangstür zu. So leise und behutsam wie nur möglich schiebe ich diese auf, spüre dabei, wie mir erneut ein Stechen durch meine Wunden zieht. Das kurze Bad hat auch nicht lange geholfen, da mir abermals heiß wird und mir der Schweiß auf der Stirn steht.

Ganz sachte schiebe ich meine Eingangstür auf, da ich bemerkt habe, dass diese neuerdings etwas quietscht. Aber erst, seitdem Jungkook meine arme Tür so zugeschlagen hat und davon gestapft war. Naja...

Ich quetsche mich durch den kleinen Spalt hindurch, streife dabei mit meinem Rücken natürlich an der Kante entlang und beiße mir hart auf die Lippen. Ich kann es gar nicht verhindern, dass mir erneut Tränen in die Augen schießen, wodurch sich mein Sichtfeld einschränkt und meine Umgebung verschwimmt. Erneut überkommt mich eine Hitzewelle und meine Beine werden wabbelig, wodurch ich mich kurz abstützen muss, dann aber doch weiter mache. Ich schiebe die Tür hinter mir zu und renne dann so schnell ich kann los in Richtung Hospital. Obwohl renne wirklich übertrieben ist.

Ich versuche es zwar, doch meine Beine fühlen sich wabbelig und schwer an. Die Hitze setzt mir extrem zu und macht mich noch schwächer, als ich eh schon bin, was mich noch mehr ankotzt. Ich balle meine Hände erneut zu Fäusten und schlage auf meine Beine. Wieso bin ich so verdammt schwach? Das kann doch nicht wahr sein! Ich hab so lange trainiert. Ich wollte nicht mehr der Schwächling sein, der ich früher Mal war.

,,Verdammte Scheiße!", fluche ich laut und schleppe mich dann meine Treppen hinunter auf die großen Platten die in Richtung Stadt führen. Eigentlich fand ich es immer vorteilhaft ganz hinten im letzen Haus zu wohnen, schließlich war man da am ungestörtesten und konnte auch Mal seine Ruhe haben, aber im Moment kotzte es mich umso mehr an.

Nur schleppend kam ich voran, konnte mich gerade Mal so in normalem Tempo und leicht gebeugt bewegen. Mein Rücken schmerzt immer noch wie Hölle, doch das Adrenalin in meinem Blut überdeckt das ganz gut. Dafür hab ich dennoch nicht wirklich viel Kraft...

Plötzlich höre ich leises Gemurmel und darauffolgende Schritte. Alarmiert bleibe ich stehen und erstarre, als ich zwei Sillhouette aus dem Wald kommen sehe, dem Ort wo ich hin will.

Ich reagiere schneller als gedacht und schmeiße mich hinter einen Busch, der an der Terrasse von Shiwons Haus steht. Die Stimmen kommen näher, wodurch ich auch endlich feststellen kann, wer das ist. Shiwon und Jungkook...

Ich hatte ihn nicht mehr gesehen, geschweigeden von ihm gehört seit vor 3 Tagen. Ich vermisse ihn...
Wie es ihm wohl geht? Was er gemacht hat? Ich rapple mich etwas auf meine Knie auf, setz mich auf meine Beine und harre so hinter dem Gebüsch aus.

,,Und du warst gerade nochmal bei ihm gucken? Wie geht es Yoonbum?".
,,Den Umständen entsprechend. Aber Minha hat gesagt, er kommt durch. Ich vertrau ihr auf seltsame Weise und das obwohl sie so jung ist...naja, egal".

Ich kann nicht anders und strecke meinen Kopf etwas hinter den Blättern hervor, linse um die Ecke, um die beiden Männer nur einige Meter von mir entfernt zu sehen. Irgendwie komme ich mir echt dämlich vor. Aber wenn Jungkook mich erwischt...wenn generell mich jemand sieht...das würde nicht gut für mich ausgehen und für Chiron auch nicht...

Eigentlich war das, was ich gerade tat echt das Letzte von mir. Wie konnte ich einfach unsere Freundschaft, unseren Bund, einfach alles zerstören...Ich hintergehe gerade nicht nur Chiron...Ich hatte auch ihr allwr Vertrauen somit erfolgreich missbraucht...

Mir wurde schlecht bei dem Gedanken und ich spüre förmlich wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Was hab ich nur getan? Ich zerstöre genau das, was uns Jian ausmacht.
Ich sacke in mich ein, was sich aber als ganz beschissenen Idee rausstellt. Mein Rücken staucht sich, wodurch sich ein markerschütterndes Stechen durch meine Wirbelsäule zieht und ich aufschreie.

Blitzschnell reagiere ich, stopfe mir meinen Arm in den Mund und beiße darauf. Ich blicke weiterhin in Jungkooks Richtung, welcher auf einmal stockt und plötzlich in meine Richtung blickt. Unsere Blicke streifen sich und er verankert seine Augen mit meinen.

Unfähig mich zu bewegen, hocke ich da, beiße mir fest auf den Arm, unterdrücke meine Tränen und starre in seine Augen. Ich kann seinen Ausdruck nicht wirklich deuten. Emotionslos schaut er mich einfach nur an, macht keinen Mucks.

,,Okay. Und wir wollen dann nochmal trainieren! Vergiss das nicht!". Jungkook löst seine Augen von mir und dreht seinen Kopf wieder zu Shiwon. Er nickte seine Aussage ab, dreht sich dann um, als der breitgebaute Jian in seinem Haus verschwindet. Sein Blick gleitet noch einmal zu mir, da ich mich immer noch nicht getraut habe, mich irgendwie zu bewegen. Ohne eine weitere Regung läuft er los, geht an mir vorbei nach hinten zu seinem Haus und schließt mit einem lauten Knall seine Tür.

Erst jetzt bemerke ich, dass ich vergessen habe zu Atmen, weshalb ich nach Luft schnappe.

Was hab ich nur getan? Ich bin so dämlich! Wenn ich könnte, würde ich mich endlich zur Besinnung rufen und umdrehen, doch es war bereits zu spät. Ich hatte Scheiße gebaut und musste jetzt damit leben.

Was aber im Moment mein größeres Problem war, ich brauchte unbedingt dieses Zeug!

<____[|益|]____>