Was wäre wenn...?
Lieber Madara.
Ich wünschte, ich hätte dir früher sagen können, was ich fühle. Als Kinder haben wir so viel Zeit miteinander verbracht, warum habe ich es nicht da schon gesagt? Vielleicht weil ich da nich nicht wusste, was dieses Gefühl war, dass mich immer wieder zu dir gehöhlt hatte. Fast jeden Tag haben wir am Fluss verbracht und Steine über den Fluss springen lassen. Wir haben über unsere Brüder gesprochen und über unseren Schwur, die beiden immer zu beschützen.
Und damit kam die Idee, die uns Hoffnung gab. Ein Dorf, in dem die Kinder nicht sterben müssten. Ein Dorf, in dem wir unsere Brüder beschützen könnten. So viele Tage haben wir geträumt und geplant. Wir wollten das Dorf dort bauen, wo wir so viele Tage miteinander verbracht haben. Wir waren glücklich, obwohl Krieg tobte. Immer wenn ich bei dir war, konnte ich die Probleme um mich herum vergessen. Ich konnte bei dir trauern und lachen und reden. Du warst mein bester Freund und mein engster Vertrauter. Und da schon habe ich mich in dich verliebt, ohne zu wissen, was diese Art von Liebe überhaupt war.
Aber dann mussten wir gegeneinander kämpfen. Immer und immer wieder standen wir uns gegenüber; nicht als Freunde, sondern als Feinde. Während um uns herum der Kampf tobte und unsere Brüder und Schwestern starben, kämpfen wir gegeneinander. Und ich habe jeden einzelnen Moment davon gehasst. Jede Nacht habe ich wachgelegen und überlegt, was ich tun muss, damit du bereit wärst, Frieden zu schließen. Aber als Izuna dann starb, schien es hoffnungslos. Ich war mir fast sicher, dass unsrer Traum endgültig unerreichbar war.
Aber du hast mir einen Ausweg gezeigt. Für den Frieden auf dieser Welt wäre ich gerne bereit gewesen, mein Leben zu opfern. Aber dann hast du es aufgehalten. Und endlich war Frieden. Endlich, nach all dieser Zeit erfüllte sich unser Traum; der Traum, den ich schon fast aufgegeben hatte.
Als wir dann das Dorf aufgebaut haben, warum habe ich es nicht da schon gesagt? Wir haben doch jeden Tag miteinander verbracht. Ich weiß noch, wie Tobirama fast wahnsinnig geworden ist, weil ich so viel Kontakt mit den ach so schlimmen Uchihas hatte. Aber ich habe es nie so gesehen.
Weißt du noch, als wir oben auf den Felsen standen und auf unser Dorf geblickt haben? Ich habe dir da gesagt, dass das Feuerreich einen Führer fordert. Als du dann meinen Vorschlag für den Titel gehört hast, hast du meinen Namen ausgelacht. Aber dein Name für unser Dorf war auch nicht viel besser. Ich meine; Konoha-Gakure? Ernsthaft? Aber am Ende haben wir es ja trotzdem genommen. Da oben, umweht vom sanften Wind, geblendet von der warmen Sonne und mit dem Zwitschern der Vögel in den Ohren; hätte ich es da sagen sollen? Ich wollte es, aber ich wollte die Stimmung nicht ruinieren. Was für ein blöder Gedanke, das weiß ich jetzt.
Und dann mussten wir entscheiden, wer Hokage wird. Ich hatte dich ja als Hokage vorgeschlagen. Du wärst perfekt für die Position gewesen. Aber dann wollten alle, dass ich Hokage werde. Hat es damals schon begonnen? Wenn du Hokage geworden wärst, wäre dann alles anders gekommen?
Wir haben doch so viele schöne Momente miteinander verbracht. Wir haben uns gemeinsam betrunken, zusammen über die Probleme des Dorfes geredet, sind gemeinsam picknicken gegangen. Wir haben so viel miteinander erlebt. Wir sind durch dick und dünn gegangen. Ich habe dich geliebt, jeden einzelnen Tag. Aber gesagt habe ich nichts.
Und dann wurde die Verlobung bekannt gegeben. Du bist nicht dumm, du wusstest schon lange davon. Mito und ich waren einander schon seit Jahren versprochen. Eine Hochzeit zwischen den Senju und den Uzumaki um den Frieden zu sichern. Die Verbindung der Blutlinien, für den Erhalt des Friedens. Ein geringes Opfer im Angesicht der vergangenen Kriege. Aber die Zeiten haben sich geändert, die Hochzeit war nicht mehr überlebenswichtig. Hättest du was gesagt, ich hätte die Verlobung direkt gelöst. Aber du hast nie was gesagt. Du hast das Thema nie erwähnt, und ich hatte langsam gemerkt, dass unsere Freundschaft anders wurde.
Du hast begonnen dich zu verändern. Ich habe mich an dich geklammert, aber das Dorf hat meine gesamte Aufmerksamkeit beansprucht. Und irgendwie haben wir uns entfernt. Das, was ich ungewollt begonnen habe, kam dann zum Ende. Unsere Freundschaft zerbrach.
Schließlich standen wir uns wieder als Feinde gegenüber. Als wir im Uchiha-Schrein waren, hatte ich noch Hoffnung, dass alles gut wird. Ich habe dich angefleht zurückzukommen. Ich habe dich an unseren Traum erinnert, an unsere schönen Kindheitstagen und an die glücklichen Momente nach der Gründung des Dorfes. Du hast dich aber trotzdem abgewandt. Wenn ich da gesagt hätte, dass ich dich liebe; wärst du geblieben?
Als du dann für lange Zeit nichts von dir hören ließ, hatte ich wieder Hoffnung, dass du deine Verirrungen eingesehen und deinen Weg wieder begradigt hast. Aber als du dann zurückkamst und Kohoha angegriffen hast, zerbrach sie in winzige Scherben. Wir haben gegeneinander gekämpft und noch nie musste ich so an meine Grenzen gehen. Trotzdem habe ich noch versucht, dich zurück zu holen. Aber es war sinnlos. Und dann wurde mein größter Albtraum wahr.
Ich habe dich getötet. Ich habe dich durchbohrt, wie die Splitter meiner zerbrochenen Hoffnung mich durchbohrt hatten. Ich sehe noch deinen Gesichtsausdruck. Du warst überrascht, aber hinter der Fassade konnte ich die Erleichterung gesehen, die du gefühlt hast. Du warst erleichtert! Erleichtert, dass du endlich sterben konntest? Erleichtert, dass ich dich getötet habe? Das du endlich Frieden finden konntest...?
Du hast gelächelt. Und dann, erst dann habe ich die Worte gesagt, die ich schon vor so langer Zeit hätte sagen sollen.
Ich liebe dich.
Du hast mich angeschaut. Und dann hast du gesagt: Ich weiß.
Ich weiß...Warum dann? Warum? Warum hast du nie was gesagt? Warum hast du mich gezwungen, dich zu töten? Warum? Warum...
oOo
„Hashirama? Es ist Zeit."
Ich sehe hoch. Mito steht vor mir und hält mir die Hand hin. Ich ergreife sie und lasse mich von ihr hochziehen. Wir gehen Hand in Hand weg und verlassen den Friedhof, wo er liegt.
Mein Begleiter seit Kindheitstagen. Mein Feind. Mein Rivale. Mein Partner. Mein bester Freund.
Meine erste große Liebe.
Der Mond geht über dem Dorf auf. Das Weiß und Rosa der blühenden Kirschblüten strahlt in dem kalten Licht. Unzählige Laternen und Kerzen durchdringen zusätzlich die Dunkelheit mit ihrem warmen Schein. Grillenzirpen und das Quaken der Flussfrösche begleiten uns, als wir langsamen Schrittes nach Hause gehen.
Mito hat gekocht. Der Geruch von gebratenem Hase und Beifuß vermischt sich mit dem durchdringen Geruch der Chrysanthemen, die Mito im gesamten Haus aufgestellt hat. Sie ist zurückhaltend, lässt mich ganz in meinem stillem Gedenken. Heute ist der Todestag. Heute vor sieben Jahren ist es passiert.
oOo
Ich kann nicht glauben, dass es schon sieben Jahre her ist. Sieben Jahre...
Es ist viel passiert in dieser Zeit. Mito und ich haben vor fünf Jahren geheiratet. Ich habe dich nicht vergessen, du wirst immer meine erste Liebe bleiben, aber Menschen ändern sich. Mito ist nicht wie du. Sie ist golden, wo du silbern bist. Sie ist hell, wo du dunkel bist. Sie ist weiß, wo du schwarz bist. Und sie ist warm, wo du kalt bist. Ohne sie wäre ich nie aus diesem tiefen Loch gekommen in das ich nach deinem Tod gefallen bin. Sie war da, als du nicht mehr da warst.
Bevor wir geheiratet haben, habe ich ihr alles erzählt. Sie versteht es. Vor langer Zeit war auch sie verliebt. Und auch diese Liebe war unglücklich. Uns beide verbindet nicht unbedingt diese Art von Liebe, dich ich für dich hatte, aber wir verstehen einander. Und das ist mehr, als ich je mit dir hatte. Vielleicht werden wir uns eines Tages so lieben, wie wir unsere erste Liebe geliebt haben. Der erste Schritt ist schon bereits getan. Mito ist schwanger; ich werde Vater!
Du siehst, das Leben geht weiter. Ich habe gelernt zu akzeptieren und es anzunehmen. Ich habe neu angefangen. Vielleicht kommt irgendwann der Tag, an dem wir uns wiedersehen. Im nächsten Leben, wenn der Frieden dann auch dein Herz erreicht hat. Und dann werde ich dir sagen können, dass du mir eine wichtige Lektion beigebracht hast: Nutze deine Chancen, solange sie noch da sind. Schau nach vorne. Hänge nicht in der Vergangenheit fest, sondern zeige den Mut, einen Schritt nach vorne zu machen.
Ich danke dir dafür.
In Liebe
Hashirama Senju
~1400 Wörter
Erste Veröffentlichung: 12.05.2024
Zweite Veröffentlichung: 20.10.2024
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