22
„Sometimes the past just catches up with you, whether you want it or not."
ƸӜƷ
~Lucius Malfoy~
Wenn er so weiter machen würde, fraß ihm Hermine Granger schon bald aus der Hand. Die Flasche Whisky, die er nun endlich mit weiteren dutzende Flaschen im Keller des Hauses gefunden hatte, war bereits zur Hälfte geleert und stand vor Lucius auf dem staubigen Tisch. Er selbst machte sich nicht die Mühe das Haus ordentlich zu halten, denn er würde sicherlich nicht beginnen zu putzen, wenn Severus all die Unordnung mit einem Schlenker seines Zauberstabs bereinigen konnte.
Die angenehme Wärme, welcher der Alkohol in seinem Körper verursachte, hatte ihm gefehlt, doch er konnte nicht umhin zuzugeben, dass er nicht mehr sonderlich viel gewohnt war. Nach seinem Aufenthalt in Askaban war das wenige Geld, welches er auf der Straße erbettelt hatte, einfach nicht genug, um seinem Drang nach Alkohol nachzugeben.
Sobald er den ersten Zug der süßlich riechenden Flüssigkeit hinuntergeschluckt hatte, war es, als ob ein Schalter in seinem Kopf umgelegt wurde, der seine Probleme verschwinden ließ. Die Tatsache das seine Frau ihn verlassen und sein Sohn ihn verachtete, spielten auf einmal keine Rolle mehr. Der Nachteil war jedoch, dass all der Schmerz in seinem inneren an die Oberfläche drang und ihn nahezu ersticken ließ. Das Druckgefühl auf seiner Brust wurde mit jedem weiterem Schluck mehr, doch Lucius ignorierte es so gut es ging und gab sich damit zufrieden die Wand vor sich anzustarren.
Nicht nur das seine Familie ihn verstoßen hatte, nein, auch Severus hatte sich von ihm abgewandt, und zwar schon bevor er einen Gedanken an Hermine und ihre Magie verschwendet hatte. Das es seinem alten Freund zustand ihn nach allem was zwischen ihnen passiert ist so zu behandeln sah Lucius nicht ein, denn er war für ihn da gewesen, als Severus ihn am dringendsten benötigt hatte. Mit dem Schlammblut Evans hatte er Jahre gebraucht, um es zu vergessen und nun hatte er ein weiteres Schlammblut, welches er betütteln konnte.
Natürlich glaubte Lucius nicht wirklich das Granger wichtig für Severus war, doch sie hatte wohl etwas an sich, was seinen alten Freund an Evans erinnerte und dadurch seine Aufmerksamkeit gewann.
Lucius Sicht begann leicht zu verschwimmen, was ihn jedoch nicht daran hinderte einen weiteren Schluck des bräunlichen Getränks zu schlucken. Das leichte Brennen, welches der Alkohol noch zu Beginn der Flasche in seiner Kehle ausgelöst hat, war bereits verschwunden.
Er spürte nichts außer vollkommene leere in sich.
***
Die Kopfschmerzen, die ihn in den folgenden Tagen heimsuchten, waren die schlimmsten, die er je in seinem Leben ertragen musste. Für gewöhnlich hätte es ein einfacher Ausnüchterungstrank getan, doch da Severus ihm keinerlei Zaubertrankvorräte zurückgelassen hatte, musste Lucius wohl oder übel einfach warten, bis das Pochen in seinem Kopf nachließ.
So konnte es einfach nicht weitergehen! Er musste wenigstens versuchen seine Magie wiederzugewinnen oder Anschluss zur magischen Welt zu finden. Umso länger er hier in Spinners End versauerte, umso geringer waren seine Chancen jemals an Grangers Magie ranzukommen. Er musste handeln, und zwar schnell!
Noch bevor er allerdings einen Gedanken an einen Plan verschwenden konnte, klopfte es an der Haustür. Leicht verwundert, aber dennoch genervt schritt er den dunklen Korridor entlang und riss die Tür mit solcher Wucht auf, dass diese gegen die bröcklige Wand zu seiner rechten krachte. Da nur wenige Personen wussten, wo er lebte, konnte es nur Severus oder Draco sein, die ihn besuchten und da er weder den einen noch den anderen sehen wollte, machte er sich nicht die Mühe diese freundlich in Empfang zu nehmen.
Der junge Mann mit dem rabenschwarzen Haar und den grünen Augen, welcher allerdings nun vor ihm stand, brachte Lucius für einen Moment vollkommen aus der Fassung. Seit guten fünf Jahren hatte er Harry Potter nicht mehr zu Gesicht bekommen, doch er musste zugeben, dass der Junge sich nicht wirklich viel verändert hatte. Lediglich seine Statur wirkte etwas muskulöser und seine Gesichtszüge waren mehr die eines wachsamen Mannes, der jederzeit mit einem Angriff rechnete, als die eines Jungen. Er trug immer noch dieselbe Brille mit den runden Gläsern und seine verblasste Blitznarbe auf der Stirn, welche Lucius sofort an die vergangene Schlacht erinnert.
„Mr. Malfoy, verzeihen Sie bitte die Störung, doch ich muss Sie bitten mit mir zu kommen", sagte Potter viel zu höflich und bedacht für Lucius' Geschmack. Jetzt war er geliefert. Jemand musste etwas über ihn herausgefunden haben oder wollte ihm schaden. Man würde ihn zurück nach Askaban bringen, wo er bis zum Ende seiner Tage in einer dunklen kalten Zelle verbringen würde. Um nicht seine offensichtliche Angst an die Oberfläche durchdringen zu lassen, sagte er scharf: „Ich wüsste nicht, wieso ich mit Ihnen kommen sollte, Potter!"
Da Potter weder seinen Zauberstab in der Hand hatte noch jemanden zur Verstärkung mitgebracht hatte, überlegte Lucius für einen Moment einfach den jungen Mann vor sich niederzuschlagen, doch seine Chancen ihm oder dem Ministerium zu entkommen, waren gleich null.
„Es geht nicht um Sie, Mr. Malfoy. Ich bin im Auftrag der Aurorenzentrale hier und es ist wirklich wichtig. Wir werden alles weitere besprechen, doch zunächst müssen Sie mit mir kommen."
Noch immer war Potters Ton viel zu freundlich und gefasst für Lucius. Seine Gedanken rasten nahezu nach einem Grund warum ihn die Aurorenzentrale zu sich rief, denn diese Abteilung widmete sich rein der Verfolgung von schwarzen Magiern - in diesem Fall Todesser.
„Sagen Sie mir, warum Sie hier sind, und ich werde es mir überlegen", schlug er vor. Er wusste nicht genau wie viel Potter über seinen jetzigen Zustand wusste, doch diese Frage wurde ihm jäh beantwortete als dieser sagte: „Mr. Malfoy, Sie besitzen keinerlei magische Fähigkeiten mehr. Bringen Sie mich nicht dazu Sie mit Gewalt mitzunehmen. Ich gebe Ihnen mein Wort, das es nicht um eine Straftat Ihrerseits geht. Vielmehr benötigen wir Ihre Aussage über eine Angelegenheit, die von äußerster Wichtigkeit ist. Wenn ich also bitten darf, Sir?"
Potter streckte ihm seinen Arm entgegen, den Lucius zunächst skeptisch musterte, jedoch ergriff. Etwas in dem Blick des jungen Mannes sagte ihm, dass er die Wahrheit sprach. Wenn er es nicht besser wüsste, würde er sogar behaupten Potter sähe beunruhigt aus. Ohne einen weiteren Gedanken gefasst zu haben, nahm der gewohnte Sog von ihm ergriff und sie verschwanden mit einem lauten Knall von der Türschwelle in Spinners End.
Die nicht allzu belebte Straße vor dem Zaubereiministerium in London erschien vor Lucius und einen Moment durchflutete ihn das Gefühl von Heimat. Potter hatte ihn bereits losgelassen und deutete mit der Hand auf die U-Bahn Toiletten, welche nur wenige Treppenstufen von ihnen entfernt war. Dieser Weg ins Ministerium war Lucius schon immer der unangenehmste gewesen, doch er sagte nichts dazu und folgte Potter, welcher ihm den Vortritt in die Kabine ließ. Lucius stieg in die Toilette, zog an der Spülung und fand sich nur wenige Augenblicke später in einem der Kamine im Ministerium.
Im Gegensatz zu draußen herrschte hier ein reges Treiben, welches von dem lauten Stimmengewirr der Leute begleitet wurde. Vor wenigen Jahren noch war er in diesen Wänden ein angesehener Mann gewesen, doch jetzt senkte er sofort seinen Blick und trat seitlich des Kamins, um auf Potter zu warten. Die stechenden Blicke der umhereilenden Menschen bohrte sich geradezu in seine Haut, doch er ignorierte sie so gut es ging. Keine Sekunde später tauchte Potter neben ihm auf und Lucius war noch nie in seinem Leben so erleichtert gewesen den jungen Mann vor sich zu sehen.
„Wenn Sie mir folgen würden, Mr. Malfoy."
Sie machten sich gemeinsam auf den Weg zu den Fahrstühlen, welche ebenfalls voller Menschen waren. Irgendwie schaffte es Lucius jedoch einen gehörigen Abstand zu den anderen zu schaffen, was wohl eher daran lag, dass ihm alle auswichen.
„Zweiter Stock: Abteilung für magische Strafverfolgung und Aurorenbüro", hallte die weibliche Stimme durch die Lautsprecher und Potter und er verließen den Fahrstuhl.
Der lange Korridor, auf dem sich seitlich viele Büros befanden, lag ruhig vor ihnen, was wohl daran lag, das Auroren mehr Zeit nach der Jagd schwarzer Magier investierten als hinter ihren Schreibtischen zu sitzen.
Als sie fast am Ende des Korridors angekommen war, machte dieser eine Biegung nach links, welche weitere Türen offenbarte. Nach wenigen Schritten stoppte er mit Potter vor einer dunklen Eichentür mit goldenen Türknauf. Das ebenso goldene Namensschild war mit dem Namen Harry Potter beschriftet und genau dieser öffnete die Tür in eben diesen Moment und betrat den Raum.
Das große rundliche Büro war um einiges größer als Lucius erwartet hatte. Die Möbel waren ebenso dunkel wie die Tür und vor dem Kamin zu seiner rechten Seite standen einladend aussehende Sessel, welche allerdings alle besetzt waren.
Ronald Weasley und Kingsley Shackelbolt sahen ihn beide mit ausdruckslosen Mienen entgegen. Lucius, der sofort wusste das etwas gewaltig schiefgelaufen sein musste, wenn der Zaubereiminister persönlich hier war, trat einen Schritt vor und sagte so höflich wie nur möglich: „Minister, würden Sie mir wohl erklären, warum ich hier bin?"
Das er Weasley vollkommen ignorierte schien diesen nicht zu stören, denn auch der Rothaarige ließ seinen Blick nun zu Kingsley wandern, der eben nach dem Tagespropheten gegriffen hatte, welcher vor ihm auf den Tisch gelegen hatte.
Leicht verwirrt nahm Lucius ihm die Zeitung ab und ließ seinen Blick auf die Schlagzeile wandern, welche mit dicken Buchstaben auf der ersten Seite prangte:
Todessern gelingt Ausbruch aus Askaban
Kälte machte sich in Lucius' Körper breit. Das konnte einfach nicht wahr sein! Wie in Salazar Slytherins Namen konnten, die mit ihm zusammen verurteilten Todesser aus Askaban entkommen?
„Wie ist das möglich?", platze es sofort aus ihm heraus. Er wusste die Namen der Insassen, die in den Hochsicherheitszellen gesessen hatten und es war schwer zu sagen, wer von ihnen ihm am wenigsten zugeneigt war.
„Wir wissen es noch nicht, doch zum jetzigen Zeitpunkt müssen wir davon ausgehen, dass sie Hilfe hatten", antworte Kingsley mit seiner ruhigen dunklen Stimme.
„Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich etwas damit zu tun hätte, oder?"
Lucius konnte nicht umhin diese Frage zu stellen, denn dies war der einzige plausible Grund, warum er hier sein konnte.
„Wir wissen um den Verlust Ihrer Magie, Mr. Malfoy. Mr. Potter hat uns darüber informiert und ich bezweifle das Sie etwas damit zu tun haben. Es geht uns mehr um die Tatsache das sich ihr Schwager Rodolphus Lestrange unter den Gefangenen befunden hat und wir Grund zu der Annahme haben, dass dieser sich persönlich an Ihrer Familie rächen will. Uns wurde heute morgen mitgeteilt, dass das Haus Ihrer Ex-Frau Narzissa völlig verwüstet aufgefunden wurde. Bis jetzt -", doch Lucius hörte ihm gar nicht mehr zu.
»Narzissa« schoss es ihm durch den Kopf. Für so lange Zeit hatte er diesen Namen nicht mehr gehört, denn er selbst verbot sich jegliche Gedanken an sie so gut es ging. Lediglich wenn er dem Alkohol nachgab, machten sich schmerzliche Erinnerungen an glücklichere Zeiten mit ihr in seinem Kopf breit.
„Wo ist sie?", brach es aus ihm heraus. Die Angst war deutlich aus seiner Stimme zu hören, doch das war ihm im Moment egal. Er hatte ihr genug Schaden angerichtet als das er jetzt wollte, dass ihr etwas zustieß.
„Wie ich eben sagen wollte", kam es ruhig von Kingsley, „bis jetzt haben wir noch keine Spur von ihr gefunden. Wir hatten gehofft Sie könnten uns etwas über ihren Aufenthalt sagen. Hatte sie vielleicht einen weiteren Wohnort oder Freunde, zu denen sie gehen könnte? Oder wäre es möglich das sie selbst abgetaucht ist und dabei ihre Spuren verwischen wollte, falls Rodolphus sie aufspüren würde?"
All diese Fragen konnte Lucius nicht beantworten, denn er hatte keine Ahnung was seine Ex-Frau in den vergangenen Jahren getan hatte, geschweige denn wo sie lebte.
„Mr Potter wollte zuerst Ihren Sohn fragen, doch soweit ist weiß ist dieser heute nicht im Ministerium, weshalb ich die Entscheidung getroffen habe, zuerst mit Ihnen zu sprechen. Wir sind nicht für Verbrechen außerhalb von England zuständig, aber in diesem Fall ist die Situation anders. Der Ausbruch aus Askaban wird die Bevölkerung in Panik versetzen, wenn sie es nicht schon ist."
Falls Lucius sich in seinem Leben jemals unnütz gefühlt hatte, war das kein Vergleich zu dem Gefühl, welches ihn in diesen Moment durchströmte. Er hatte nicht einmal gewusst wo Narzissa sich in den letzten Jahren aufgehalten hatte und jetzt war sie einfach weg. Entführt von ihrem eigenen Schwager, welcher mit ein Dutzend anderen aus Askaban geflohen war und nun Merlin weiß was im Kopf hatte.
Ein Gedanke kam ihn in den Sinn, welcher sowohl einem Hoffnungsschimmer als auch ein herber Dämpfer für ihn war. Er selbst würde dem Ministerium nicht behilflich sein können, aber er wusste welche Person etwas über Narzissa wissen könnte. Seinen Stolz hinunterschluckend, räusperte er sich und sagte dann: „Ich habe keine Ahnung wo Narzissa sich befindet. Meine Ex-Frau wollte keinen Kontakt mehr zu mir und ich bin mir nicht einmal sicher, ob Draco noch Kontakt zu ihr hat. Wenn jemand weiß, wo sie ist, dann ist es Severus. Fragen Sie Severus Snape, er wird Ihnen helfen können."
Es war nicht leicht für ihn diese Worte über die Lippen zu bringen, doch es entsprach der Wahrheit. Narzissa hatte Severus schon immer vertraut. Sie waren nicht gerade gut befreundet, aber sie hatte seine kühle aber rational denkende Art schon immer wertgeschätzt.
„Severus?", kam es nun überrascht von Potter, den Lucius doch glatt vergessen hatte.
„Ich bin nicht der richtige, um Ihnen zu helfen. Fragen Sie Severus, er wird es wissen."
Stille breitete sich im Raum aus, die unangenehmer nicht sein hätte können. Mit einem Mal fühlte sich Lucius' inneres sehr kalt und fern an.
„Wenn Sie mich nun wieder zurück nach Spinners End bringen würden?", fügte er an Potter gewandt hinzu, dessen Blick schnell zu Kingsley huschte, welcher offenbar seine Zustimmung gab, denn nur wenige Sekunden später deutete Potter auf die Tür und zeigte Lucius dadurch voranzugehen.
„Mr Potter wird Sie zurückbringen, allerdings nicht mehr nach Spinners End. Sie stehen ab sofort unter der Aufsicht des Ministeriums und werden in Hogsmeade untergebracht."
„Sie stellen mich unter Aufsicht?", presste Lucius so ruhig wie möglich hervor. „Haben Sie nicht vorhin gesagt, ich wäre nicht an dem Ausbruch beteiligt?"
„Das mag wohl sein, Lucius, jedoch können wir mit Ihnen kein Risiko eingehen. Aberforth Dumbledore weiß über Ihr Erscheinen Bescheid und wird Sie solange beherbergen, wie wir es anordnen. Sollten die Todesser oder Ihre Ex-Frau Sie kontaktieren, möchte ich das Sie umgehend das Ministerium informieren. Sollten wir herausfinden, dass Sie in irgendeiner Art und Weise etwas mit dem Ausbruch oder der Entführung Ihrer Ex-Frau zu tun haben, wartet bereits eine Zelle in Askaban auf Sie, haben wir uns verstanden?"
Mit einem kalten Blick nickte er Kingsley zu und drehte sich dann zu Potter, welcher bereits auf ihn wartete, um ihn nach Hogsmeade zu bringen.
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