𝘚𝘦𝘤𝘰𝘯𝘥 𝘊𝘩𝘢𝘱𝘵𝘦𝘳
"He, bist du wach?", flüsterte eine Stimme neben mir. Ich zuckte zusammen. "Uhm... ja?", antwortete ich und drehte mich nach rechts, sodass ich das Gesicht, das zu der Stimme gehörte sehen konnte. "Ach du bist es nur, ich dachte das wär jetzt irgendwer Fremdes gewesen." Ich atmete erleichtert aus. "Natürlich bin das nur ich. Wie auch immer, mir ist langweilig. Du weißt ja, dass ich nicht schlafen kann.", murmelte sie. "Mhm, ich weiß. Was soll ich jetzt machen?" Sie überlegte eine ganze Weile lang, bis sie mir vorschlug raus zu gehen. "Rausgehen? Es ist...", ich schaute auf die Uhr, "...fucking drei Uhr Nachts, was zur Hölle willst du denn jetzt draußen?" Ich war wirklich dagegen, aber als sie mich so bittend ansah, konnte ich nichts dagegen sagen. Seufzend stand ich auf, zog mir was an und wir Beide gingen nach unten, um das Haus zu verlassen. "Zieh dir zumindest ne Jacke an, okay?" Ich schaute sie vorwurfsvoll an, weil sie in einem T-Shirt vor mir stand. Es war Herbst und draußen hatte es sicher Minusgrade. Widerwillig warf sie sich die Jacke über und wir gingen durch die Tür ins Freie.
"Und was sollen wir jetzt machen?", fragte ich missmutig, weil ich müde war und es außerdem wirklich eiskalt war. "Spazierengehen?" Ich starrte sie nur fassungslos an. Warum zum Fick wollte sie mitten in der Nacht Spazieren gehen? Aber als sie mich so bittend ansah und schon voranging, konnte ich nicht anders, als ich zu folgen. Ich liebte dieses Mädchen einfach und konnte ihr auch diesen Wunsch nicht abschlagen, weswegen ich ihr schnell hinterherlief. Wir gingen in den nahegelegenen Wald. Es war, bis auf das Licht der Handytaschenlampe, stockdunkel, da die Blätter der Bäume so dicht aneinander waren.
"Wo gehen wir überhaupt hin?" Sie zuckte nur mit den Schultern und wir liefen immer weiter, tiefer, in den Wald. Je länger wir das taten, desto dunkler wurde ich und desto unbehaglicher fühlte ich mich. Sie sah mich an und merkte das, weswegen sie meine Hand nahm und sagte: "Hey, es ist alles gut. Ich bin doch da, du brauchst keine Angst haben." Das beruhigte mich tatsächlich sehr und meine Atmung, die zuvor schneller gewesen war, wurde wieder ruhiger und langsamer. Zwei Sekunden später wünschte ich, ich hätte mich nicht beruhigt und wäre aufmerksamer geblieben. Ich hätte vielleicht alles verhindern können.
Ein Mann in ganz schwarzen Klamotten sprintete aus dem Unterholz, griff sie sich, hob sie hoch und rannte wieder zurück. "NEIN!", brüllte ich und rannte ihm hinterher. Da sie die Taschenlampe gehabt hatte und ich mein Handy zuhause liegenlassen hatte, konnte ich fast nichts sehen und wusste nur, wo sie war, weil ich sie schreien hören konnte. Irgendwie schaffte ich es, ihm bis zu seinem Ziel zu folgen: Einer kleinen, hölzernen Hütte. Er war schon drinnen, als ich die Hütte erreichte und die Tür aufstieß. Ich atmete sehr schwer, weil ich noch nie wirklich sportlich gewesen war und das ganze Rennen mich unfassbar fertig gemacht hatte. Aber das war jetzt wirklich irrelevant.
Ich konnte mich nicht bewegen, keinen einzelnen Muskel, nur meine Augen. Ich stand nur in dem kleinen Raum da, zwei Meter von der Tür entfernt, und beobachtete alles, alles was geschah.
Er grinste mich an und fesselte meine Freundin an eine grüne Liege, die wie eine Liege beim Arzt aussah. In seiner Hand war eine große... Schere? Oder war das ein Messer? Ich konnte es nicht zuordnen. Es war auch egal, denn es war jedenfalls scharf und spitz. Und gefährlich. Er ging auf sie zu, aber nicht bevor er nah an mich herangetreten war und mir über die Wange gestrichen hatte. Dann, als er direkt neben ihr stand, schnitt er ihr langsam den Bauch auf. Es war eine Höllenqual, mir ihre Schreie anzuhören, aber das schlimmste war es, als er in ihren Bauch griff und ALLES rausholte, wonach es natürlich erdrückend still wurde. Das Einzige, was man noch hörte war das Geräusch, dass er verursachte, als er... das, was er herausgeholt hatte in Boxen tat und wegstellte. "Lauf nicht weg, kleiner Mann.", flüsterte er, als er das Zimmer verließ und in einen Raum rechts neben dem Zimmer verschwand. Hah, als ob ich mich bewegen hätte können. Leise weinte ich, bis er wiederkam. "Ich bin noch nicht fertig, das weißt du." Er hatte ein schreiendes Baby in der Hand. "Bitte-", versuchte ich etwas zu sagen, gab aber auf, da es keinen Zweck hatte. Er legte das Kind in den toten und immer noch offenen Körper von ihr. Dann nahm er sein Werkzeug und stach einmal durch den Bauch des - jetzt nicht mehr - lebenden Wesens. "Du fragst dich sicher, warum ich das getan habe, oder? Willst du es hören?", fragte er. Ich schüttelte heftig den Kopf. "Okay, schön, dann erzähle ich es dir. Das ist alles deine Schuld. Ich habe es wegen dir gemacht, du wolltest es, das weißt du. Stimmts? Stimmt das?" Er lachte. "Ja, natürlich stimmt das, du hast ja nicht mal versucht, etwas dagegen zu tun. Hättest du es versucht, hättest du es vielleicht geschafft. Aber nein, du warst zu egoistisch, hast auf dich geachtet und wegen deiner Schwäche, deiner Angst, hast du dich nicht bewegen können. Es war alles deine Schuld. Nur deine." Er stand jetzt direkt vor mir, so nah, dass sein Gesicht meines fast berührte. "Du willst, dass ich dich umbringe, oder? Aber das mache ich nicht. Ich werde dich beobachten und alles dafür tun, dass du nicht stirbst. Und ich werde dir immer wieder die Wahrheit sagen: Du bist Schuld."
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