
„Ich habe nur darüber nachgedacht, wie lächerlich der Fleck aussieht!"
Irgendwann drehte Mirijam sich wieder nach vorne. Und sie redete fast wie ein Wasserfall, bis Edmund fragte:„Leben deine Eltern auch hier?" Susan sah ihn wieder vorwurfsvoll an, denn sie hatte längst kapiert, dass Mirijam ein Waisenmädchen war, aber er konnte sich keines Fehlers bewusst werden. Peter schaute Edmund mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung an. „Nein", sagte Mirijam nach einer Pause. Sie war stehen geblieben und schaute vor sich auf den Boden. „Nein, die leben nicht hier." Dann gingen die fünf schweigend weiter. Dann machte Lucy größere Schritten sodass sie neben Mirijam lief und nahm ihre Hand. Mirijam schaute zu dem kleinen Mädchen, das aufmunternd lächelte. Jetzt musste auch Mirijam wieder lächeln.
Dann kamen sie in einem kurzen Flur an, in dem sich an der linken Wand zwei Türen befanden und an der hinteren Wand, nach der Ecke, nochmal eine. „Also, hier ist das Zimmer der Mädchen. An diesem Ende des Flurs gibt es ein Bad, das könnt ihr doch zu viert benutzen oder?" Peter, Susan und Lucy nickten, doch Edmund schüttelte ganz leicht den Kopf. „Am Besten hole ich euch zum Essen ab, damit ihr auch ganz sicher den richtigen Raum findet", sagte Mirijam und Susan nickte erleichtert. Damit ließen Mirijam, Peter und Edmund die beiden Schwestern allein in ihrem Zimmer.
„Hier ist euer Zimmer", sagte Mirijam. Sie waren fast am anderen Ende des Flurs angelangt. „Danke", sagte Peter. Mirijam lächelte ihnen noch zu, dann verschwand sie in einem Gewirr aus Gängen. Zumindest war es ein Gewirr aus Gängen für die Pevensies, Mirijam kannte sich so gut aus, dass sie sogar ein paar Geheimwege benutzte, von denen vermutlich nicht einmal der Professor wusste. Und während sie durch die Gänge lief, dachte sie nach. Sie fühlte sich ganz schön idiotisch, weil sie die Pevensies nicht gefragt hatte, ob sie denn etwas vermissten, oder wie es bei ihnen Zuhause war. Stattdessen hätte sie geredet wie ein Wasserfall und bei Edmunds Frage nach ihren Eltern hätte sie sehr ungeschickt reagiert. Dabei wurden die Pevensies doch von ihren Eltern fortgeschickt und nicht sie...
Auf dem Weg in die Küche dachte sie an ihre Eltern und an die ganze Lügengeschichte, die sie auch den Pevensies erzählen musste.
Mirijam wurde mit drei Jahren von Mrs Macready vor der Tür des Professors gefunden. Der hatte aus irgendwelchen Gründen beschlossen, dass Mirijam bei ihm aufwachsen sollte. Damals lebte von den Dienstmädchen nur Margaret in dem Haus. Als Mirijam dann fünf war, kam Betty und mit sechs machte sie das erste Mal mit der damals sehr jungen Ivy Bekanntschaft. Mit sieben hatte sie dann das erste Mal die Träume. Manchmal kam es vor, dass Mirijam mitten in der Nacht aufwachte und schlimme Kopfschmerzen hatte. Davon wussten alle, die im Anwesen lebten. Doch wovon nur der Professor wusste war, dass Mirijam nach den Kopfschmerzen von ihrer Familie träumte. Aber das waren seltsame Träume. Ihre Eltern trugen Reife um den Kopf und wunderschöne Kleider. Als sie dann mit neun einmal von ihren Eltern in einem Trohnsaal geträumt hatte, war sie zum Professor gegangen und hatte ihm davon erzählt. Und er meinte dann, dass es sich dabei um Narnia handeln könnte. Und dann erzählte er von Polly, Aslan, den sprechenden Tieren un der Hexe Jadis. Und als Mirijam dann auch von sprechenden Tieren und Zentauren, Flussgöttern, Nymphen und Faunen träumte, versuchte der Professor einen Weg zu finden, Mirijam zurück nach Narnia zu schicken, doch es war ihm nie gelungen.
Im Esszimmer standen Margaret, Betty und Ivy, die wohl gerade anfangen wollten, den Tisch zu decken. „Hallo", sagte Mirijam lustlos und lief an ihnen vorbei, um in die Küche zu gelangen. Doch bevor sie auch nur eine Schulblade öffnen konnte, hatte Ivy ihre Hand gepackt und sie herumgedreht. „Was ist los?", fragte sie. Mirijam überlegte für den Bruchteil einer Sekunde, Ivy die Wahrheit zu sagen, aber dann schüttelte sie bloß den Kopf und drehte sich weg. Doch Ivy hatte immer noch ihr Handgelenk. Auch Margaret und Betty kamen jetzt zu ihnen. „Bist du nicht zufrieden mit ihnen? Oder hat dich jemand beleidigt?", fragte Betty. „Nein, nein, sie sind alle ganz nett", sagte Mirijam. „Bitte, wir sehen doch, dass dir etwas auf dem Herzen liegt! Haben sie nach deinen Eltern gefragt?", sagte Margaret. Als Mirijam nicht darauf antwortete, sondern sich nur umdrehte und ihre Hand von Ivys befreite, schien es ihnen Antwort genug zu sein. Die drei Dienstmädchen sahen sich an. Margaret und Betty wussten, dass Mirijam immer Mal wieder Alpträume von dem Tod ihrer Eltern hatte (diese Lüge hatten der Professor und Mirijam ihnen nämlich aufgetischt). Ivy hingegen hatte selbst keine Eltern und verstand deshalb besser als jeder andere, wie es sich für Mirijam anfühlte. Deswegen nahm sie sie kurzerhand in den Arm. Doch Mirijam konnte sich nicht darüber freuen. Sie hatte zu nichts Lust.
Dann hörte man ein Klirren von weiter oben. Margaret und Betty machten sich auf den Weg nach oben. Nach ein paar Sekunden rief Margaret, dass Ivy hinaufkommen sollte und einen Besen und einen trockenen Lappen bringen sollte. Der Professor stieß auf dem Herunterweg des öfteren einen Tisch an, der wohl zum Kartenspielen da war. Der Tisch stand an einem Fenster, in einem der Flure. Dort wo der Tisch stand, wurde der Flur zur einen Seite breit. Auf dem Tisch stand eine Vase. Und diese Vase fiel um, wenn er den Tisch anstieß. Bisher war die Vase immer ganz geblieben, doch dem Klirren und Margarets Wunsch nach einem Besen zu Folge, war die Vase nun endlich zerbrochen.
Als Ivy das Zimmer verlassen hatte, sagte eine Stimme aus dem Esszimmer:„Also, ich war das nicht!" Mirijam zuckte zuerst zusammen, dann ging sie in das Zimmer und sah Peter. „Ja, das war der Professor", sagte sie. „Der Professor? Ein Professor kann Vasen auf den Boden rempeln?", fragte Peter erstaunt. „Ja, das kann er. Aber bisher ist sie nie kaputt gegangen", antwortete Mirijam. „Hör Mal, es tut mir leid, dass Edmund deine Eltern angesprochen hat", sagte Peter. Jetzt war es Mirijam, die erstaunt war. „Warum entschuldigst du dich für deinen Bruder?", fragte sie. „Weil er es bestimmt nicht tun wird und sich irgendjemand entschuldigen sollte", sagte Peter, als hätte er es einstudiert.
Mirijam versuchte zu lächeln. „Das ist sehr nett von dir. Wie hast du eigentlich den Weg hier her gefunden?", fragte Mirijam. „Oh, ich bin dir hinterhergelaufen", sagte er und wurde rot. Mirijam starrte ihn fassungslos an. Es blieb ein paar Sekunden still, in denen Mirijam überlegte, wie viel er wohl von ihrem Gespräch mit den Dienstmädchen mitbekommen hatte, dann sagte sie:„Du kannst wohl sehr leise laufen, wenn ich dich nicht bemerkt habe." Peter wurde noch verlegener und Mirijam musste lachen.
Es war Peter wirklich sehr peinlich und er war sehr überrascht, als Mirijam ihm plötzlich einen Stapel Teller in die Hände drückte. „Du bist hier unten, also kannst du auch helfen!", sagte sie. Peter lächelte, als sie an ihm vorbei zum großen Tisch huschte und das Besteck verteilte. Ihre hellen Haare fielen ihr in leichten Locken über den Rücken und... „Starrst du mich an?", fragte sie und ihre Augen funkelten belustigt. „Nein", sagte Peter und überlegte sich krampfhaft eine Ausrede. „Ich habe nur darüber nachgedacht, wie lächerlich der Fleck aussieht!" Mirijam schaute verdutzt drein. Sie suchte überall wo sie hinblicken konnte, nach einem Fleck, aber sie fand keinen. „Wo?", fragte sie. „Wo ist der Fleck?" Peter stellte die restlichen Teller auf den Tisch, ging um das Ende herum und kam langsam auf sie zu.
So ganz by the way: Das da oben ist mein Profilbild xD uNd IcH hAb Es SeLbSt GeMaChT 😂
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