T H R E E I die nachricht
„Hallo meine Lieben, schön dass ihr heute mal wieder vollständig seid!" Die weiche Stimme meiner Lehrerin erklang und innerlich hatte ich jetzt schon abgeschlossen. Auch wenn sie unglaublich nett war und eine gute Lehrerin. Ich konnte heute einfach nicht mehr.
„Wir machen heute weiter mit unserem Thema. Liebe und Trauer. Ich habe mir etwas besonderes überlegt. Schreibt bitte eine Nachricht, an eine ganz bestimmte Person. Sie soll einen Satz, maximal zwei Sätze lang sein. Irgendetwas, was ihr dieser Person sagen wollt. Und dann schreibt ihr noch einen Brief. An die gleiche Person. Der kann so lang werden, wie ihr möchtet. Ihr habt jetzt erstmal zehn Minuten Zeit, euch die kurze Nachricht und den Empfänger dieser Nachricht zu überlegen. Dann lesen wir einige vor. Danach habt ihr bis zum Ende der Stunde Zeit, eure Briefe zu schreiben, wenn ihr nicht fertig werdet, schreibt sie zuhause zu Ende. Nächste Stunde vergleichen wir das alles dann und reden darüber, was uns das alles vielleicht bringen könnte."
Meinen Kopf auf meinen Armen abgelegt, hörte ich ihr zu. Eigentlich hatte ich schon ganz gut gelernt, die Stimmen der Lehrer mit der Zeit einfach auszublenden. Heute ging das irgendwie nicht wirklich.
Aber gut. Dann schrieb ich dieses Zeug halt.
Einen Empfänger hatte ich eh schon.
Es gab nur eine Person in meinem Leben, der ich im Moment so viel sagen wollte.
Mama.
„Weißt du schon, an wen du schreibst?", fragte Kaia mich leise und ich schüttelte meinen Kopf.
„Ne, bin mir noch nicht ganz sicher." Ich wusste, dass ich sie anlog. Und ja, es tat mir leid und ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, doch ich tat es immer wieder.
Schweigend kramte ich meinen Block hervor, zog ein Blatt heraus und dachte über die Nachricht nach. Es gab so viel, was ich ihr eigentlich sagen wollte, dass ließ sich kaum in einem Satz zusammenfassen.
Und dann entschied ich mich doch für drei kurze Sätze.
„Ich vermisse dich so sehr, es tut einfach nur weh. Warum kannst du nicht wieder da sein? Ich liebe dich."
Okay, nicht gerade ein Satz, aber egal.
„So ihr Lieben, bitte tauscht die Blätter mit eurem Nachbarn und dann ließt jeder das vor, was auf dem Zettel vor ihm steht", erklärte uns unsere Lehrerin.
Warum liest es nicht einfach jeder selbst vor? Das machte doch jetzt auch keinen Unterschied.
Ein wenig unwillig reichte ich Kaia also meinen Zettel. Jetzt würden also alle hören, was ich aufgeschrieben hatte. Ich wollte das nicht. Absolut nicht. Aber wenn ich mich jetzt verweigern würde, würde das noch viel mehr Aufmerksamkeit auf mich ziehen. Und das konnte ich gar nicht leiden.
Alles rauschte an mir vorbei, ich bekam gar nicht mit, dass Kaia schon dran war, meinen Zettel vorzulesen. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was die anderen aufgeschrieben hatten.
Dann las Kaia vor. Jeder schaute zu uns, auch meine Freundin blickte mich an, als sie fertig mit vorlesen war. Ihr Blick war fragend, prüfend, sie wollte wissen, an wen diese Nachricht gedacht war, eindeutig.
Ich wollte ihr gerade zuflüstern, dass ich es ihr später erklären würde, als plötzlich eine laute Stimme ertönte.
Luis.
Ein Junge aus meiner Klasse. Ich konnte ihn nicht ausstehen.
Okay, früher mochte ich ihn mal. Jetzt nicht mehr.
Früher war ich mit ihm zusammen gewesen, jetzt war er mein Ex und ihn jeden Tag zu sehen, war schwer.
„Aww, was denn mit dir los? In irgendjemanden unglücklich verliebt, Shayna?", seine Stimme klang widerlich, schmierig und ich ballte wütend die Hand zur Faust.
Warum laberte er so eine scheiße?
„Es will dich ja eh niemand, da ist es logisch, dass du jetzt so traurig bist. Du Arme!" Ich hasste es, dass seine Stimme so spöttisch und verächtlich klang.
Es wusste nichts von mir, gar nichts. Also warum erlaubte er es sich, einfach so ein Urteil über mich zu fällen? War es so schwer zu verstehen, dass ich einfach nur in Ruhe gelassen werden wollte?
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