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13. Knackendes Geäst


An Schule ist jetzt nicht mehr zu denken. Was meinte Tyrian damit, ich solle auf Elchor Acht geben? Ich merke, wie die innere Unruhe in mir ansteigt und ich sofort zu ihm hinwill, um nachzusehen. Kuno folgt mir natürlich auf Schritt und Tritt. 

Er ist sonderbar schweigsam, als wir durch den Wald laufen, was ich erstmals darauf schiebe, dass er all die Informationen in seinem Kopf irgendwie verarbeiten muss. Genau wie wahrscheinlich die Begegnung mit zwei waschechten Feen, die sich dann auch noch vor seinen Augen in Luft auflösen. 

Hinzu kommt, dass ich befürchte, die Nähe zwischen Tyrian und mir könnte ihm nicht gefallen haben. Er war ja schon immer eher der eifersüchtigere Typ Mensch und ich weiß um seine Unsicherheiten Bescheid, auch wenn es hier überhaupt keinen Grund dafür gibt. Vielleicht sollte ich ihm das nochmals klarstellen?

Als ich ihn nach einer Weile jedoch prüfend ansehe und er immer noch stumm meinem Blick ausweicht, werde ich skeptisch.

„Was ist los?", frage ich vorsichtig und bleibe kurz vor Elchor stehen. Kuno läuft dafür noch ein Stück weiter bis zu seinem Stamm, auf den er seine Hand legt, ehe er seinen Blick wieder über die Umgebung schweifen lässt.

Ich trete näher an ihm heran und berühre ihn behutsam an der Schulter. Irgendwie wirkt er... Ich weiß auch nicht. Ich kann es gerade wirklich nicht einschätzen, was komisch ist, da mir das in letzter Zeit eigentlich immer ziemlich leicht fiel.

„Kuno", hauche ich leise und hoffe, dass er sich mir zuwendet, doch immer noch starrt er lieber in den Wald, als mich anzusehen. Stattdessen sehe ich, wie er seine Lippen zusammenpresst und er generell ziemlich angespannt wirkt. Ist er etwa wütend? 

Ich schlucke. Wieso ist er so ruhig? „Ist es wegen Tyrian?", frage ich vorsichtig und kann dabei feststellen, wie mein Herz von der Aufregung noch wild pocht. Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass diese Begegnung gerade wirklich stattgefunden hat. 

Jetzt hat Kuno ihn endlich auch kennengelernt. Vielleicht hätte ich ihn allerdings wirklich schon früher darauf vorbereiten sollen. 

Wieder zuckt es in seinem Kiefer. 

„Ist es, weil ich Tyrian umarm..." „Nein", unterbricht er mich knapp. Seine Stimme klingt klar und... verdammt wütend. 

Oh...

So habe ich ihn noch nie erlebt. In dieser Art von Wut kenne ich ihn überhaupt nicht. Wieso sieht er mir nicht in die Augen? 

Ich lege fragend meinen Kopf schief. „Was dann?" 

Auch, wenn er mich nicht direkt ansieht, kann ich sehen, wie es in seinen Iriden blitzt. Er ist eindeutig sauer, doch worauf? Ich habe noch nie erlebt, dass Kuno auf diese Weise zornig auf mich ist. Normalerweise streiten wir dann, oder er regt sich irgendwie auf, doch jetzt... jetzt ist er ganz still. 

Zu still

Unruhig grabe ich meine Füße in die Erde. „Verrätst du mir, was los ist?" 

Nun schwenkt sein Blick endlich doch zu mir, während seine Zähne zusammengepresst sind. Es liegt so einiges in seinen braunen Zirkonen, doch pure Eifersucht ist es nicht, was ich sehe. Viel eher ein Mantel der Wut, welcher Trauer, Enttäuschung und Verzweiflung in sich verbirgt. Und doch auch irgendwie... Zärtlichkeit... ?

Was habe ich ausgefressen? Es fühlt sich nämlich genau so an. Als hätte ich irgendetwas gemacht, was ich nicht hätte tun dürfen. 

Nervös beginne ich mit meinen Händen den Stoff zu kneten und komme mir vor wie ein kleines Kind, welches heimlich die Süßigkeiten aufgegessen hat. 

Die Frucht. Wollte er vielleicht etwas abhaben? Wie egoistisch, dass ich sie einfach alleine vertilgt habe, schießt es mir absurderweise durch den Kopf, dabei weiß ich genau, dass das nicht der Grund ist. Außerdem haben wir ja noch zwei.

„Du hast es mir nicht gesagt", klärt er mich mit kalter, doch zugleich vor Emotionen brodelnder Stimme auf. Ich runzele die Stirn. 

„Was?" Nun atmet er tief durch, als müsste er sich irgendwie beruhigen, ehe er sich, mit vor Wut funkelnden Augen, in einem Zug direkt auf mich zubewegt, sodass er ganz knapp vor mir stehen bleibt. Ich schnappe nach Luft, als sich seine Vehemenz vor mir aufbaut.

Ein Prickeln huscht über meine Haut, gepaart mit einem schlechten Gewissen, dabei weiß ich noch nicht einmal genau, wieso? Meint er doch die Sache, dass ich ihm vorenthalten habe, dass Tyrian kommt?

Seine Augen bohren sich in meine und teilen sich mir mit, ohne dass es dafür Worte benötigt. Ich sehe es tief in ihnen wüten, wie ein aufbrausender Wirbelsturm, welcher mein Herz sogleich mit sich reißt.

„Du hast gelogen", knurrt er, während er mich weiterhin herausfordernd anfunkelt. Eine Mischung aus Zorn, Sorge, Angst und darunter verborgen tiefer Zuneigung, welche meine Beine augenblicklich wieder wackelig werden lassen.

„Was? Wobei?" Ich sehe, wie sein Kiefer sich bewegt, als er in noch fester aufeinander presst und dann mühsam schluckt. 

„Du wirst gejagt, Anella", ist es plötzlich ein krächzender Hauch, welcher aus seiner Kehle dringt und sich zusammen mit qualvollem Schmerz in die Lüfte erhebt. „Du hast mir gesagt, du bist nicht in Gefahr. Hast es mir immer und immer wieder versichert und ich war so dumm dir zu vertrauen."

Ich schlucke. Autsch. Habe ich Kuno damit hintergangen? Habe ich ihn echt angelogen? Obwohl wir vereinbart hatten, dass es keine Lügen zwischen uns geben soll? Mir wird schwer ums Herz als mir klar wird, dass er recht hat.

Ich kann manchmal so schrecklich sein. Wieso konnte ich es ihm nicht einfach ehrlich sagen? Wieso habe ich es ihm nicht schon früher verraten? Und zugleich weiß ich die Antwort darauf. Nämlich aus genau dem Grund, den ich gerade in seinen Augen aufblitzen sehe.

Diese Entschlossenheit, dass die Gefahr ihm nichts ausmacht, dass er alles tun würde, um mich zu beschützen, koste es, was es wolle. Doch ich weiß auch, dass Kuno seine eigene Sicherheit dabei gerne ganz weit hinten anstellt. Er schwebt eigentlich ständig in Gefahr. Was, wenn die Jäger jetzt irgendwie auf ihn aufmerksam werden?

Wahrscheinlich denkt er sich das Gleiche jetzt auch noch bei mir. „Verdammt, du hast gesagt..." Er ballt seine Hände zu Fäusten und wendet dann abrupt seinen Blick wieder von mir ab. In seinen Iriden habe ich eben ein verdächtiges Flimmern gesehen, ehe er nach oben in die Baumkronen blickt und ich höre, wie er versucht genug Luft zu bekommen.

Wie es scheint, gelingt es ihm nicht. 

„Ich habe dich einmal gefragt, ob jemand dich bedroht und du meintest, dass das nicht stimmt. Wie konnte ich das nicht durchschauen?"

Er scheint darüber ernsthaft am Boden zerstört. Am liebsten würde ich jetzt auf ihn zutreten und fest in den Arm nehmen, aber ich traue mich nicht. Er ist immer noch so wütend.

„Weil es auch stimmt. Genau genommen, bedroht mich ja niemand. Sie wissen ja gar nicht, wo ich bin." Kunos Gesicht fährt blitzartig zu mir herum, während seine Brauen fest zusammengezogen sind. 

„Das nennst du sicher? Nicht bedrohen?" Seine Fäuste ballen sich noch fester, ehe er mit seinen Händen meine Oberarme packt und mir direkt in die Augen funkelt.

„Anella", haucht er. Seine Stimme zittert vor geladener Erregung. „Sie wollen deine Tränen. Wie ich herausgehört habe, steckt eine ganze Mafia dahinter und du sagst, du bist nicht in Gefahr?" Ich schlucke. Wenn er es so sagt...

„Was machen sie mit euch, wenn sie euch erwischen?" Ich verliere mich so tief in seinen Sümpfen, dass es sich anfühlt, als befände ich mich in einem dunklen schutzbringenden Tunnel in die Unendlichkeit. 

„Na ja... Ich schätze, wir werden wohl irgendwo hingebracht, wo sie unsere Tränen auffangen können." Mir schaudert, als ich daran denke, wie viele Feen und Halbwesen wohl schon entführt wurden.

„Wir werden am Leben gelassen, anders als die Menschen, die von diesem Geheimnis wissen, darum habe ich es dir auch nicht gesagt. Mit diesem Wissen steckst vor allem du in Gefahr."

Er funkelt mich weiterhin an, als hätte er die letzten Worte gar nicht gehört. „Du hättest es mir trotzdem schon sofort sagen sollen", behauptet er und ich sehe, dass ich ihn von dieser Meinung auch nicht werde abbringen können.

„Es tut mir leid, Kuno. Ich weiß, ich hätte dich mit einbeziehen müssen." Meine Zehen stecken tief in der Erde, welche ich nun mit gesenktem Kopf betrachte, Mein Herz ist merkwürdig schwer und leicht zugleich. Leicht, weil er es jetzt endlich weiß und schwer genau aus demselben Grund.

„Das hättest du!" Er tritt noch einen Schritt näher, sodass ich rückwärts stolpere und mit meinem Rücken an den rauen Schollen von Elchor lande. Seine Hand wandert unter mein Kinn und hebt es an, sodass ich ihn wieder ansehen muss. 

„Gibt es noch irgendetwas, was ich wissen sollte?" Ich schlucke. Oje, dieser Blick... Wie soll ich denn hier jetzt klar denken? Gibt es etwas? Angestrengt versuche ich nachzudenken, doch mir fällt nichts ein. „Ich weiß nicht." 

Seine Augenbrauen ziehen sich zusammen. „Ach ja?" Er glaubt mir anscheinend nicht. Oder denkt er an etwas Bestimmtes? 

„Meinst du etwa Anderes?" Seine Augen formen sich zu Schlitzen. „Allerdings!" Oje... Er wirkt schon wieder so zornig. Könnte Kuno sich ebenfalls in einen Wind verwandeln, so wäre er jetzt ein Orkan.  

„Du hast mir nicht gesagt, was passiert, falls die Wächter dich erwischen, wenn wir deinen Vater besuchen. Du hattest mir nur erzählt, dass Aden dann vielleicht noch eine Strafe bekommt." 

Ich weiß gar nicht, wie oft ich noch schlucken kann, bevor mein Hals anfängt zu schmerzen. 

Oh oh....

Ich beiße mir auf die Lippen und will diesmal seinem Blick ausweichen, doch er hält mich mit seiner Hand an meinem Kinn davon auf.

Sein Blick ist ernst, eindringlich und so verdammt besorgt. „Hast du dieses Detail etwa vergessen zu erwähnen? Dass sie dich einfach mit in die Feenwelt nehmen könnten? Oder ist es sogar das, was du dir heimlich wünschst?"

Plötzlich ist seine Stimme nicht mehr wütend. Stattdessen höre ich, wie sie mitten im Satz anfängt, zu brechen. Ich reiße erschrocken meine Augen auf und sehe ihn an. Was? Denkt er das etwa wirklich?

„Ob ich mir das heimlich wünsche?", frage ich fassungslos und kann nicht anders, als ihn mit offenem Mund anzustarren. Er hält meinem Blick stand, doch ich sehe, wie es ihm schwerfällt sich nicht von mir abzuwenden, da sich plötzlich ein nasser Film beginnt über seine Augen zu legen, welchen er jedoch sogleich wieder weg blinzelt.

Verdammt, er denkt es wirklich. 

„Und was ist dann mit dir? Mit meiner Familie und meinen Freunden? Denkst du etwa, ich würde euch einfach hier zurücklassen? Dich zurücklassen?" Kuno schluckt, antwortet aber nicht. Das ist aber auch nicht nötig, denn ich sehe es in seinen Augen.

Diesmal liegt es an mir, tief durchzuatmen. Tausende Gefühle strömen auf einmal auf mich ein. Ich würde Kuno nie und nimmer verlassen.

Er gehört jetzt zu mir. Er hat mein Herz für sich eingenommen und wird auch nie wieder daraus verschwinden. Ohne ihn kann ich nicht mehr sein, das weiß ich genau. Wieso weiß er es denn nicht? 

Und zugleich scheint mir, als wäre diese Frage, welche er eben gestellt hat, eine entscheidende, obwohl ich mir selber bisher noch nicht einmal erlaubt habe, sie mir überhaupt zu stellen. Viel zu große Angst habe ich vor der Antwort. Doch jetzt scheint es mir, als sei der Moment gekommen, hinzusehen. 

Was ist es, was ich wirklich will? 

Mein Blick dringt unter gesenkten Lidern zu ihm durch. In seine tiefen braunen Galaxien, welche mich in sich verschlingen und in denen ich immer zu Hause sein werde. Hier und nirgendwo sonst. 

Mit einem Mal spüre ich eine geballte Kraft in mir, welche sich aus meinem Herzen erhebt und mich dazu bringt meine Arme um ihn zu schlingen und die Lippen sturmflutartig auf seine zu pressen. Meine Zehenspitzen heben von der Erde ab, als Kunos Arme wie von selbst an meiner Taille fasse und zu sich heraufheben.  

Elchors Rindenschollen drücken sich in meinen Po, während ich meine Füße an seinen Stamm lege, um mich Kuno noch weiter entgegenzustemmen. 

Kurz darauf taumelt er mit mir zurück, sodass wir beide keuchend auf dem Laubboden landen. Seine starken Hände halten mich fest, als wäre ich sein ein und alles, welches er nie mehr loslassen wird.

Ich vergrabe meine Finger fest in seinen Haaren und vernasche seinen köstlichen Mund mit meinen Lippen, Zähnen und Zunge, welche sich sehnlichst nach ihm verzehren.

Am Rande nehme ich wahr, wie ein lautes Knacken durch die Äste der Bäume rauscht, doch als Kuno und ich darauf auseinanderfahren, um unsere Blicke dort hinzuwenden, ist nichts zu sehen, geschweige denn zu hören. 

Vereinzelte Laubblätter segeln zu Boden, als seien sie eben durch etwas auf gestäubt worden.

Alarmiert betaste ich die Umgebung, doch nichts ist zu spüren. Keine Anwesenheit einer sonstigen Präsenz.

Oder...?

Mit großen Augen verfolge ich, wie die entfernten Blätter der Bäume ungestüm zu rauschen beginnen, als der Wind dort aufbrausend hindurch fegt und sich immer weiter von uns entfernt.

Tyrian!



POV Tyrian


Mir ist schlecht. Mein Körper fühlt sich seltsam ausgezehrt an. So habe ich mich noch nie in meinem Leben gefühlt. 

Wenn ich mich normalerweise mit der Luft verbinde, spüre ich ein lebendiges Flimmern. Hier allerdings... Es ist, als wäre die Energie der Luft ständig unterbrochen. Als würde ihre natürliche Schwingung von anderen durcheinander geworfen. 

Sind das diese Wlan- oder Telefon-Verbindungen, von denen Anella mir mal erzählt hat? Zudem ist die Luft schreiend Laut, selbst an den stillsten Orten im Wald. Ich höre Stimmen, Musik.... Seltsame Musik, welche aber nur zum Vorschein kommt, sobald ich mich darauf konzentriere. 

Es ist nicht die Melodie der Umgebung und Pflanzen. Nein, sie stammt viel eher aus einer anderen Schwingung.

Normalerweise nehme ich Geräusche durch die Luft anders wahr. Wenn jemand spricht zum Beispiel, bewegen sich die Tonwellen nicht so weit. Doch hier ist es, als würden sich dieselben Geräusche über mehrere Kilometer weit ziehen, ohne sich zu verändern. Von allen Seiten zugleich. 

Es ist, wie in einem Albtraum. Doch noch viel mehr macht es mir zu schaffen, was ich gerade gesehen habe. Ich weiß, das sollte es nicht. Ich weiß, dass Kuno und Anella jetzt zusammen sind und ich sollte glücklich sein, wenn sie es ist. 

Ich sollte nicht diesen schmerzhaften Stich in der Brust verspüren, wenn sie ihn küsst. Ich sollte mir nicht wünschen, dass ich an seiner Stelle wäre... und... 

Ich schaffe es nicht mehr. Plötzlich fällt mein innerer Sturm in sich zusammen und ich falle in meinem Körper mit meinen Knien auf die Erde. 

„Hey." Demari legt seine eine Hand auf meine Schulter, während er sich vor mich gehockt hat, um mir in die Augen sehen zu können. Ich schaffe es jedoch nicht, seinen Blick zu erwidern.

Meine Finger graben sich in die Erde. Selbst die Pflanzen hier sind geschwächt. Lange werden wir so hier nicht aushalten können. 

Demari kennt mich zu gut, sodass er jetzt erst einmal nichts weiter sagt. Er ist einfach da und lässt mich seine Teilnahme spüren, wofür ich ihm sehr dankbar bin. Wir haben uns schon als Kinder gesagt, egal was auch geschieht, uns beide wird niemand auseinanderbringen. Unsere Freundschaft geht über jedes Hindernis. Seien es äußere Bedingungen oder Gefühle, die wir in ein anderes Wesen hegen.

Wieso fühlt es sich nur so an, als wäre Anella dieser Freundschaft ebenbürtig? Obwohl wir uns noch nicht einmal so lange kennen, wie Demari und ich es tun. Um genau zu sein, bin ich ihr heute sogar das erste Mal richtig begegnet. 

Habe sie das erste Mal in den Arm genommen...

Mein Herz beginnt augenblicklich warmzuwerden, als ich daran denke. Wie oft habe ich schon davon geträumt und mir vorgestellt, wie es wohl wäre und dann...

Ich atme tief ein und versuche mich zu beruhigen. 

Es klappt nicht.

Die Hitze steigt mir in den Kopf und ich lasse mich schnell in die aufkommende Böe des Windes fallen, sodass ich mich raschelnd durch die Blätter der Bäume wehen kann. In der Hoffnung, dass meine Gefühle sich dabei ebenfalls in dem Geäst verfangen und einfach von mir abgestreift werden. 

Natürlich geht das nicht.  

Ich manifestiere mich auf einen der obersten Äste und registriere, dass das noch nicht einmal die Höhe ist, wo normalerweise die ersten Stämme von unseren Bäumen beginnen. Der Wald fühlt sich hier eher an wie eine große Wiese. So offen. 

Der Boden ist kaum geschützt und die Grünwelten haben kaum noch ein Eigenklima. An manchen Stellen etwas mehr als an anderen, doch die Bäume haben es sehr schwer, die Feuchtigkeit bei diesen sengenden Temperaturen aufrechtzuerhalten.

Mit einer flinken Bewegung entledige ich mich diesem nervigen Gewandt, um meinem Oberkörper, welches die Menschen immer zu tragen pflegen. Wie halten die das eigentlich aus? Und dann auch noch Schuhe. In diese werden mich keine zehn Elefanten mehr reinbekommen.

Nie wieder werde ich mich auch nur in die Nähe von so welchen begeben. Das sind einfach nur Käfige, welche mich vollkommen aus meiner Kraft holen. Als ich diese anprobiert habe, wäre ich beinahe umgekippt, weil sie mir die Energie aussaugten.

Vielleicht waren es auch einfach die falschen Schuhe, aber ich werde lieber nicht nachprüfen, ob diese Theorie stimmt und es vielleicht noch andere gibt.

„Wir sollten die Sachen vom Gürtel in diese Rucksäcke tun, wie Anella gesagt hat und an unsere Beinkleider vielleicht solche Taschen abringen, so wie Kuno es an seiner Hose gehabt hat. Vielleicht können wir dort dann das wichtigste drin verbergen", meint Demari und sieht mich nachdenklich an.

„Ja, das wäre sicher keine so schlechte Idee." Demari grinst und schnappt sich die Blüte, welche wir uns spaßeshalber vorhin in die Haare gesteckt haben. „Jetzt müssten wir nur noch die geeigneten Fasern finden. Oder vielleicht gibt es hier ja auch schon irgendwo fertigen Stoff? Vielleicht hat Anella welchen?" 

Ich nicke. „Ich werde sie nachher... also mal fragen..." Ich schlucke, als mir das Bild von eben wieder in den Vordergrund rückt. Wie sie und Kuno...

„Hier, nimm davon!" Demari hält mir ein Blatt des Kräutleins entgegen, welches wir beide von meinem Vater mitbekommen haben. Es hilft bei seiner eigenen Kraft und Konzentration zu bleiben. Genau das, was ich jetzt brauche. 

Ich nehme es und lege es mir auf die Zunge. „Danke, wir sollten sie uns aber einteilen." Demari nickt und ein freches Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Und falls uns diese ausgehen, habe ich hier noch Reserve." Er klopft sich mit der Hand auf einen anderen kleinen Beutel an seinem Gürtel.

„Was ist das?" Er verzieht seinen Mund auf noch schalkhafterer Weise und ich sehe genau, wie es in seinen Augen aufblitzt. „Das habe ich von deiner kleinen Schwester bekommen", behauptet er stolz und es ist ihm eindeutig anzumerken, dass es ihm gefällt.

„Du meinst von Elyn? Sie hat dir auch etwas für die Reise mitgegeben?", frage ich erstaunt und merke, wie meine Augenbrauen vor Überraschung nach oben wandern. Eigentlich kann sie ihn nicht ausstehen, hat sie mir mal gesagt.

„Ganz genau. In Wahrheit bin ich ihr eben doch wichtig! Aber das habe ich ihr ja schon immer gesagt." 

Er löst den Beutel und öffnet ihn ganz leicht, als befände sich darin ein gewaltiger Schatz, welchen er vor der Welt beschützen muss, ehe er tief einatmet und den Duft davon inhaliert. 

„Und was ist das?" Er zuckt die Schultern. „Keine Ahnung, aber es riecht gut." Mit gerunzelter Stirn rücke ich näher und lasse nun ebenfalls meine Nase über die Kräuter schweifen. 

„Nibuckskraut", murmele ich und frage mich, weshalb meine Schwester ihm ausgerechnet dieses mitgegeben hat.

„Was ist das für eines?", will er neugierig wissen und in seinen Augen funkelt es wissbegierig auf. 

„Von dem bekommt man Durchfall", sage ich und sehe, wie sein Blick ihm von entzückt in entsetzt gleitet. „Was?"

Ich muss mir das Schmunzeln verkneifen, was mir aber nicht weiter gelingt. Sein Ausdruck ist einfach zu komisch. Ich klopfe ihm lachend auf die Schulter.

„Du solltest mal dein Gesicht sehen", lache ich und halte mir den Bauch, weil die Belustigung plötzlich über mich herfällt, wie ein wildgewordener Schwarm Wespen. „Keine Sorge, das war bloß ein Scherz", pruste ich hervor und muss schon wieder lachen, als ich sehe, dass die letzten Worte nur sehr langsam in sein Bewusstsein vordringen.

Als es ihm jedoch klar wird, zieht er beleidigt seine Brauen zusammen. „Danke auch, ich dachte für einen Moment echt, sie will mich loswerden."

„Das hätte dich wohl ziemlich schwer getroffen, was?" ziehe ich ihn auf, woraufhin seine Augen nur noch schmäler werden. „Du hast gut reden. Fass dich mit Anella lieber mal an deine eigene Nase, bevor du dich über mich lustig machst."

Ich schlucke. „Das mit Anella ist etwas anderes!" „Ach ja? Und was genau soll daran anders sein?" Ich kratze mich nachdenklich am Hinterkopf. „Elyn ist meine Schwester."

„Ja und?" 

Diesmal bin ich es, der die Augen zusammenkneift. „Wir wissen beide, was für ein Frauenheld  du bist. Ich habe dir gesagt, lass die Finger von ihr."

Demari verdreht die Augen. „Keine Sorge, Sie lässt mich ja eh nicht an sich heran."

Ich werfe ihm einen Blick zu, der soviel sagen soll wie „gut, dass du es verstanden hast" und lehne mich dann an den Stamm der Buche, um mit dem Blick nachdenklich in den Himmel zu schweifen.

„An sich hätte ich ja nichts dagegen, wenn ich nicht wüsste, dass du einen Orden als Herzensbrecher verdient hättest."

„Bei deiner Schwester würde ich das nicht tun und das weißt du", murmelt er ebenso gedankenverloren wie ich. 

Unsere Füße baumeln von den Ästen, auf denen wir sitzen und ich werfe ihm einen Seitenblick zu, sage darauf aber nichts. 

„Seltsame Wolken sind das hier. Es fühlt sich an, als würden sie sich immer weiter hinab auf die Erde senken, sich dabei durchsichtig in den Winden verlieren und immer weiter auf uns niederdrücken, als wollen sie uns in eine trübe Wolke des Nebels verschanzen, obwohl sonnenklares Wetter ist."

Ich folge seinem Blick und sehe und fühle sofort, was er meint. „Du hast recht. Es sind auch keine Wolken. Zumindest nicht natürlicher Art. Um genau zu sein ist es die Abgase dieser Flugschiffe." 

Demaris Augenbrauen verengen sich. „Es wirkt... bedrohlich. Wie ein immer näherkommendes Ende. Eine Decke des Vergessens, die sich in die Köpfe der Menschen nistet."

Ich nicke und finde keine Worte, welche es darauf zu erwidern gilt. Das folgende Schweigen bringt viel mehr zum Ausdruck, was die letzte Aussage noch mit sich trägt. So viele Botschaften, welche die Menschen anscheinend nicht bemerken.

„Da, ein Flugschiff." Demari zeigt nach oben an den Himmel und tatsächlich. Ich habe mich immer gefragt, wie sie wohl in Wirklichkeit aussehen. Die Sonnenstrahlen spiegeln sich anscheinend in den Scheiben dieses Gefährts, sodass es wirkt wie ein Stern am Tag, nur nicht so schön.

Hinzu kommen die Lärmwellen, welche sich durch die Luft winden und die ganze Erde in ein brummendes, markerschütterndes Beben tauchen.

Eine Gänsehaut überzieht meine Arme und ich merke, wie mir augenblicklich kälter wird, obwohl die Sonne uns in ihre warmen Arme geschlossen hat.



***

Na ihr Lieben?  Ich hoffe, es geht euch gut? Ist bei auch gerade so schöner Nebel?

Es ist irgendwie lustig, vom Hochsommer zu schreiben, wenn es hier tiefster November ist. Aber ich habe die hellen Sonnenstrahlen direkt vor Augen und hoffe, dass ihr sie auch ein bisschen fühlen könnt. 

Hab' euch lieb, eure See. ❤




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