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11. Davon träumst du


POV Anella:

Ich schnappe nach Luft und kann nicht anders als Kuno aus großen Augen und mit offenem Mund anzustarren. 

Was hat er da eben gesagt? Tyrian ist hier? Hier in dieser Welt? Vor der Schule am Waldrand? Hier und jetzt?

„Was?"

Ich kann nicht verhindern, dass mein Atem vor Aufregung schneller wird und das Herz in meiner Brust wilde Purzelbäume schlägt. Niemals, wirklich nie hätte ich gedacht, dass ich ihn wirklich und wahrhaftig einmal in echt sehen werde. 

Er hatte mir zwar angekündigt, dass er kommt, doch war das bisher immer noch nicht so wirklich greifbar für mich.

„Er hat es geschafft", hauche ich fassungslos und versuche dabei irgendwie bei klaren Gedanken zu bleiben. „Er ist tatsächlich durch die Pforte gekommen. Er ist da..."

Sofort wirbele ich herum und starre in Richtung Fenster. Von hier aus kann ich den Wald nicht erblicken. Im Augenblick kann ich nicht wirklich begreifen, was meine Augen selbst noch nicht gesehen haben, darum sollte ich das schleunigst mal ändern.

Ich will schon loslaufen, als mir Kuno wieder einfällt, welcher wie erstarrt hinter mir im Gang steht und aussieht, als... Oh nein...

Mein Herz setzt aus, als ich ihn so sehe. Er wirkt zutiefst verloren. Als wäre ihm gerade das Herz gebrochen worden und er würde aus tiefsten Schmerzen, durch eine triste Nebelwand zu mir durchblicken. 

Sofort bekomme ich ein schlechtes Gewissen, wegen meiner Reaktion. Nicht dass er sich denkt, ich wäre so aufgeregt, weil Tyrians Anwesenheit irgendeine Bewandtnis zwischen Kunos und meiner Beziehung hat. 

Sofort laufe ich zurück und greife nach seiner Hand. Sie ist ganz kalt und steht vollkommen unter Spannung, sodass sie sogar ein wenig zittert. 

„Kuno!", hauche ich und schmiege meine anderen Finger sanft an seinen Kiefer und Wange. „Ich liebe dich, das weißt du, oder?"

Er antwortet nicht. Keine Regung. Nur seine Augen, welche in meinen verzweifelt nach irgendetwas zu graben scheinen. Zugleich wirkt sein Blick aber auch belegt. Gedimmt von einer tiefen Trauer, welche mir beinahe schon wieder Angst macht. 

„Kuno", wispere ich und trete noch näher an ihn heran. „Ich. liebe. dich!

Verdammt, glaubt er mir das gerade etwa nicht? Kann er die Wahrheit denn nicht in meinem Blick erkennen? Schnell stelle ich mich auf die Zehenspitzen und ziehe ihn zu mir herunter. Sofort berührt er mich von hinten und drückt mich ebenfalls näher zu sich heran, sodass ich meine Lippen auf seine legen kann. 

„Kuno Millard, muss ich mir Sorgen machen, dass du mir nicht glaubst?", hauche ich in seinen Mund und lecke ihm vorsichtig über die Lippe, welche unter dieser Berührung leicht erbebt. Ich merke, wie er schluckt.

„Dass Tyrian jetzt da ist, spielt keine Rolle für uns! Meine Gefühle zu dir kann niemand mehr verändern, hörst du, Kuno?"

Ich merke, wie er mich noch fester hält. Als wäre ich sein Anker, der ihn davor bewahrt, gleich unterzugehen. „Vertraust du mir?"

Ich spüre, wie er tief durchatmet und dann ein krächzendes „Okay" von sich gibt.

Ich weiß nicht ganz, ob ich ihm glauben kann, darum sehe ich ihm prüfend in die Augen. „Begleitest du mich?"

Sofort schießen seine Augenbrauen zusammen. „Natürlich!" 

Ich lächele. „Gut. Ich denke, ihr könntet euch nämlich eigentlich ganz gut verstehen." Kunos Lippen pressen sich aufeinander und er sieht so aus, als würde er etwas sagen wollen, lässt es dann aber doch.

Vermutlich wäre es nicht gerade etwas Nettes gewesen. „Ist Demari auch dabei?" Kunos Augenbrauen heben sich überrascht und ich sehe, wie seine Augen vor Schreck noch größer werden.

„Was? Wer?" So wie er sich anhört, wirkt er im Moment dezent überfordert. Als gäbe es zusätzlich jetzt noch einen Rivalen für ihn, dem er sich stellen muss. Das sollte ich jetzt am besten schnell mal klären.

„Der beste Freund von Tyrian. Er wollte ebenfalls mitkommen."

Jetzt scheinen seine Augen beinahe aus seinem Kopf zu fallen. „Du wusstest davon? Du wusstest, dass sie kommen werden?"

Ich beiße mir auf die Lippe, da mir jetzt klar wird, dass ich ihn vielleicht hätte darauf vorbereiten sollen. Mist, wieso muss ich eigentlich immer alles verbocken?

„Äähm... Na ja... So ein bisschen. Er hat es mir erzählt, aber... na ja... aber ich... Ich habe es irgendwie nicht so ganz realisiert. Ich hätte irgendwie nie gedacht, dass sie es wirklich tun..."

Als ich daran denke, merke ich sofort, wie mein Herz wieder einen Satz macht. Sie sind tatsächlich da unten. Zwei Feen, Tyrian...

Unruhig huscht mein Blick hinter mich Richtung Tür. Mein Herz pocht so aufgeregt, dass ich kaum noch Luft bekomme, auch wenn ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen.

„Bereit?", will ich wissen und sehe wieder zu Kuno auf. Er wirkt genauso angespannt wie vorher.

„Nein", platzt es aus ihm heraus und ich sehe an seinem Blick, dass er das gerade eigentlich gar nicht laut sagen wollte. Ich sehe ihn fragend an. 

„Wozu genau bist du nicht bereit?"

Ich sehe, wie er abermals schluckt und unruhig von einem Fuß auf den anderen tritt. Seine Lippen sind verschlossen, doch dafür sehe ich es umso deutlicher in seinen Augen. 

„Für das brachst du auch nicht bereit zu sein, Kuno, denn das wird nicht passieren!" 

Ich drücke seine Hand noch fester, ehe ich ihn sanft beginne, mit mir zu ziehen. Er stolpert unbeholfen hinter mir her. Ich merke, dass seine Gedanken im Kopf gerade wieder alle möglichen Szenarien durch rattern, welche dort einfach noch nicht einmal einen Raum bekommen sollten.

„Kuno!", hauche ich und warte, bis sein getrübter Blick langsam wieder zu mir findet und noch eine Weile länger, bis er auch wirklich meine Augen erreicht. 

Ich lasse die seinen nicht los. Den Blick eindringlich. Ich lege all die Worte dort hinein, die er durch seine Ohren im Moment wohl nicht aufnehmen kann.

Es ist zwecklos. Seine Anspannung bleibt einfach bestehen, auch, wenn er es jetzt zumindest einmal schafft tief durchzuatmen und dann seine Stirn an meine zu legen.

Einen Augenblick verweilen wir so, während wir unserem gegenseitigen Atem lauschen. Doch dann spüre ich, wie die Aufregung wieder in mir emporklimmt. Ich muss Tyrian jetzt einfach begrüßen. Er ist aus der anderen Welt hier hergekommen. 

Ich werde ihm jetzt endlich einmal in echt begegnen. Kuno scheint zu spüren, dass ich unruhig bin, denn er löst sich langsam wieder von mir. 

„Anella, verrätst du mir etwas?" Ich nicke, ohne darüber nachzudenken.

„Hast du... hast du noch Gefühle für ihn?" Ich erstarre.

„Kuno, ich habe dir doch schon gesagt, das mit mir und Tyrian ist etwas ganz anderes. Wir sind jetzt gute Freunde und es ist okay. Für uns beide!"

Kuno sieht nicht sonderlich überzeugt aus. „Weißt du denn nicht mehr, was ich dir diesbezüglich mal gesagt habe? Dass du es bist, der mir unter die Haut geht, Kuno!" 

Er schluckt und nickt dann schließlich. 

„Bitte mache dir keine Sorgen. Und ich will dich vorwarnen. Es könnte sein, dass Tyrian und ich uns mal umarmen. Ich hoffe, das stört doch nicht. Denn das ist dann auch eine freundschaftliche Umarmung, verstehst du?"

Er antwortet nicht, sodass ich ihn einfach wieder mit mir ziehe.

Als wir durch die Außentür treten, begrüßt mich augenblicklich ein seichter Windhauch. Er streichelt mir mild durchs Haar und über meine nackten Arme. Eine aufgeregte Gänsehaut breitet sich auf diesen aus. 

Es ist ein ganz normaler Wind, doch er erinnert mich dennoch an die Berührungen von Tyrian. Vielleicht ist es nur Einbildung, doch mir scheint, als würde er zugleich einen Hauch von seiner Anwesenheit mit sich tragen. 

Gleich, werde ich ihn vielleicht wirklich mal in echt in die Arme schließen können. Ich hoffe, Kuno wird das verstehen.

Ob ich ihn jetzt überhaupt auf diese Art begrüßen sollte?

Ob er mich schon sieht? Mein Blick huscht wachsam zum Tor, doch natürlich sehen wir uns noch nicht, denn er wartet ja schließlich am Waldrand. 

Ein unglaubliches Prickeln liegt plötzlich in der Luft. Die Ankündigung einer vertrauten, feenhaften Vehemenz, welche sich nicht weit von mir entfernt befindet. 

Ein Vibrieren. Ein Ruf. Wilde Aufregung rauscht in einem markdurchdringenden Schwall durch meine Adern. Ich merke gar nicht, wie sich meine Füße bewegen. Es ist ein innerer Sog, die meinesgleichen zu empfangen. Die Verbindung, nach der es mich sehnt, noch auf viel tieferer Ebene zu knüpfen. 

Zudem ist es er, welcher da gerade im Wald auf mich wartet! Das einzige, was mir im Moment ein bisschen Halt spendet, ist Kunos Hand in der meinen. 

Die Verbindung zu meiner Umgebung strömt auf mich ein. Eine Präsenz, welche so unglaublich stark und mächtig ist, dass es mir für einen Moment den Atem verschlägt.

Tyrian.

Er ist wirklich da. Und nicht nur er. Da ist noch eine zweite, mir nicht so vertraute Energie. Das muss wohl Demari sein.

Wir treten durchs Tor. Mein Blick liegt gebannt auf dem Wald, während mein Herz in der Brust aufgebracht schlägt. Oh heilige Eschenwurzel, das ist so unglaublich aufregend.

Ich fühle ihn. Er steht etwas tiefer im Wald hinter dem einen Baum. Ich merke, wie selbst die Erde unter unseren Füßen und die umliegenden Bäume ein wenig seiner Energie in sich tragen. Er ist mit allem verbunden.

Meine Schritte beginnen, sich in unkontrollierte Hopser zu verwandeln. Ich hüpfe nun eher vorwärts, als dass ich laufe. Kuno muss seine Schritte beschleunigen, um mithalten zu können.

Ich streichele mit meinem Daumen Kunos Hand, als Zeichen, dass alles gut ist und er sich keine Sorgen machen braucht. 

Wir gelangen zum Waldrand, den wir im nächsten Augenblick auch durchschreiten und dann... 

Oh, jetzt sehe ich ihn. Tyrians blonden Haarschopf zwischen den Bäumen. Für einen kurzen Moment bin ich perplex, da er ganz andere Kleidung trägt, als sonst. Muss er die etwa tragen, um sich in dieser Welt hier anzupassen und nicht aufzufallen? 

Ich kann mir vorstellen, dass es ziemlich ungewohnt für ihn sein muss. Im nächsten Moment kann ich aber auch nicht weiter darüber nachdenken, da sich nun unsere Augen finden. Ein breites Grinsen breitet sich auf meinem Gesicht aus, welches er sogleich in einem schiefen Lächeln erwidert.

Mein Mund steht offen. Plötzlich kann ich mich nicht mehr bewegen, geschweige irgendetwas sagen. Stattdessen starre ich ihn einfach nur an. 

Er ist tatsächlich hier. Steht genau an dem Baum, an welchem ich schon dutzende Male meine Mittagspause verschlafen habe, wenn ich spontan doch mal ein paar Schritte in den Wald gestolpert bin. 

Genau diese Blume, welche dort neben seinem Fuß aus der Erde ragt, habe ich heute Morgen noch bewundert.

Genau diese Luft, welche er gerade atmet, ist die aus der Welt, in der ich lebe. Sie trägt Abgase, Strahlung, Chemikalien, Staub und noch so vieles mehr mit sich. Ob Tyrian diese Dinge jemals zuvor schon einmal eingeatmet hat? Er wirkt jedenfalls ungewöhnlich blass.

Sein Blick liegt auf mir. Ich sehe Freunde in seinen Augen und mindestens genauso viel Aufregung, wie in meinen.

„Da bist du ja", sagt er plötzlich. Seine Stimme klingt so unglaublich warm und weich. Wie ein seidener, kuscheliger Mantel, welcher sich um mich schmiegt. Ich habe diese Stimme in letzter Zeit viel zu lange nicht mehr gehört und irgendwie klingt sie hier jetzt auch ein bisschen anders. 

So viel reeller. Er ist Wirklichkeit. Kein Traum. Er ist hier. 

Mit dieser Erkenntnis erwache ich aus meiner Starre und trete vorsichtig noch einen Schritt weiter auf ihn zu.

„Ich? Du meinst, du bist es...", plappere ich verständnislos und starre ihn blinzelnd an. „Du bist hier." 

Nun zuckt auch sein zweiter Mundwinkel. „Sieht ganz so aus." Ich schnappe nach Luft und sehe schnell zu Kuno. Dieser starrt Tyrian mit großen, dunklen Augen wachsam an und wirkt, als sei er zu einer Eissäule erstarrt.

Als er bemerkt, dass ich ihn ansehe, wandern sie zu mir. Sein Blick ist... Ich weiß nicht, ich kann es irgendwie nicht so ganz abschätzen. 

Ich drücke seine Hand noch fester, während ich mich wieder zu Tyrian wende.

Vorsichtig, ganz langsam hebe ich meine Fingerspitzen in die Luft, ihm entgegen. Als sei er ein Trugbild, welches jeden Augenblick zu Staub zerfallen und sich in alle Winde auflösen könnte.

Er tut es mir gleich, sodass unsere Finger sich immer näher kommen. Mein Herz beginnt aufgeregt zu rasen. Noch nie haben wir uns wirklich berühren können. Ich weiß überhaupt nicht, wie er sich anfühlen wird, wo er doch ein richtiges Feenwesen aus einer anderen Welt ist.

Wird seine Haut warm sein? Werde ich ihn spüren? Anders als in den Träumen? 

Plötzlich erhascht mich ein kleiner Blitz, als unsere Finger sich treffen. Ja, tatsächlich anfassen! Ich fühle ihn. Seine kräftige, geschickte Hand, mit welcher er so gerne schnitzt und...

Das Laub auf dem Boden beginnt zu rascheln, als ein paar Füße sich darauf nervös zu bewegen beginnen, ohne von der Stelle zu treten. Kuno scheint unruhig zu sein, weshalb ich meinen Blick kurz zu ihm schwenke, ehe ich wieder fasziniert zu Tyrian starre. 

Plötzlich umschließt dieser meine Hand ganz mit seiner. Sie fühlt sich warm, weich und kräftig an. Ähnlich wie die von Kuno, in der sich immer noch meine zweite Hand befindet. 

Tyrian scheint es genauso wenig glauben zu können wie ich. Dass nun tatsächlich der Moment gekommen ist, in welchem wir uns wirklich in den Arm nehmen können. Im nächsten Moment finde ich mich auch schon genau dort wieder.

Plötzlich sind meine beiden Hände frei und legen sich stattdessen um Tyrians großen Körper, um ihn in einer freundschaftlichen Umarmung an mich zu ziehen. Mein Gesicht liegt dabei auf nackter Haut, weil das offene Hemd ein wenig zur Seite gerutscht ist.

Das Knacken eines zerbrechenden Zweiges ist zu hören, sowie das stampfende Aufkommen von taumelnden Füßen, welche im raschelnden Laubboden des Waldes unbeholfen nach Halt suchen. 

Ich wende meinen Kopf und sehe hinter mich, wo Kuno sich gerade strauchelnd versucht aufzufangen, um nicht mit allen vieren auf dem Boden zu landen. Wie es scheint, ist er eben über die eine Wurzel gestolpert. Sein Kiefer ist zusammengepresst, während sein Blick in die leere Luft gerichtet ist. 

Ich sehe, wie seine Ohren sich leicht rosa färben und weiß nicht genau, ob es aus Wut herrührt, oder weil ihm seine Tollpatschigkeit peinlich ist. Vielleicht auch beides...

 Weicht er gerade meinem Blick aus? Oh nein, er glaubt doch nicht etwa... 

Schweren Herzens löse ich mich wieder von Tyrian und schenke ihm ein gerührtes Lächeln. Ich bin so fasziniert, dass wir es gerade tatsächlich tun konnten und sehe ihm an, dass es ihm ähnlich geht. Leider war es viel zu kurz. 

Sofort erinnere ich mich an all die Momente in denen wir fest umschlungen auf der Lichtung gesessen haben, oder wie wir miteinander beim Tanz herumwirbelten. Niemals haben wir uns dort wirklich berührt. 

„Wow, ich hätte nicht gedacht, dass wir das einmal wirklich machen werden", gestehe ich und greife dann hinter mich nach Kunos Hand, ohne mich umzudrehen.

Dabei ziehe ich ihn bestimmt zu mir nach vorne, sodass er stolpernd wieder neben mir landet.

„Kuno kennst du ja schon", stelle ich ihn grinsend vor, bis ich es dann endlich doch wage in seine Richtung zu blicken, doch er sieht mich immer noch nicht an. Stattdessen taxiert er Tyrian, mit... Ach, Mann, wieso hat Kuno solche Angst? Wieso vertraut er mir bloß nicht?

Im selben Moment tritt eine weitere Gestalt aus den Bäumen hervor. 

Perplex halte ich den Atem an, als ein, mir vollkommen unbekannter, elfenhafter Mann zwischen den Bäumen erscheint und sich uns langsam nähert. Ich merke, wie Kuno unwillkürlich noch einen Schritt näher an mich herantritt. Will er mich gerade beschützen? Ich muss mir ein Schmunzeln verkneifen.

Seine braunen Haare sind nicht so dunkel wie die von Kuno, aber kommen seiner Farbe sehr nahe. Dafür reichen sie ihm allerdings bis zu den Schultern. Irgendwie hat er etwas an sich, was mich an eine Gazelle erinnert, oder so. 

Ich weiß auch nicht genau, warum ich jetzt daran denke. Sein Hautton ist ein klein wenig getönter als der von Tyrian, auch, wenn ich ihn noch zu der Kategorie hellhäutig zählen würde.  In seinen leuchtenden Augen blitzt der Schalk, was ihn mir auf Anhieb sympathisch macht. 

„Hey, du bist also die, welche es geschafft hat meinem Kameraden den Kopf..." Er wird unterbrochen, als besagter ihm mit seinem Ellenbogen einen kleinen Stoß in die Seite verpasst. 

Er grinst und reibt sich diese Stelle dann mit seinem Arm. Bei, wohlgemerkt nacktem Oberkörper. Anscheinend hat er es nicht so lange ausgehalten wie Tyrian das Gewand zu tragen, welches ihm jetzt stattdessen lässig über die Schulter hängt. 

„Zieh das wieder an", tadelt sein Kumpane ihn mit einem Schmunzeln auf den Lippen. „Vergiss es, sie wissen doch eh wer wir sind und sonst sind ja keine anderen Menschen dabei.

Zeitgleich, schwenken sein und Tyrians Blick auf Kuno. Dieser Ausdruck in ihren Gesichtern... 

„Verzeiht, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt." Der dunkelhaarige greift, wie aus einer Selbstverständlichkeit heraus einfach nach Kunos freien Hand und hält diese dann zwischen ihnen in die Luft. Kuno scheint so perplex, dass er sich nicht weiter wehrt und einfach nur verwirrt auf die Hände starrt.

„Ich bin Demari, freut mich deine Bekanntschaft zu machen, Menschenmann." Einen kurzen Augenblick sieht er nachdenklich auf die Hände, welche er jetzt seltsam hin und her zu wackeln beginnt, ehe er etwas unsicher kleine Kreise mit ihnen in die Luft malt. 

„Macht man das, wenn man sich für eine Begrüßung die Hände schüttelt eigentlich so seitlich, in einer Drehung, oder hoch und runter?" Bei dieser Frage sieht er mich an, als würde er von mir eine Antwort erwarten. 

Anstatt ihm diese zu geben, kann ich nicht anders, als einmal laut loszuprusten. Meint er diese Frage etwa ernst? Seinem Gesichtsausdruck zu folgen anscheinend schon. 

Von irgendwoher höre ich ein unterdrücktes Glucksen und merke, dass es Tyrian ist, welcher sich von meinem Lachen vermutlich angesteckt fühlt. 

„Was ist so lustig? So genau wussten unsere Ausbilder das eben auch nicht mehr. Sie meinten, wir sollen die Hände irgendwie schütteln, aber was ergibt das eigentlich für einen Sinn?"

Jetzt muss ich noch mehr lachen, während Kuno neben mir immer noch stocksteif dasteht und sich keinen Millimeter bewegt.

„Entschuldige, aber manche Angewohnheiten der Menschen sind auch echt seltsam. Die Begrüßung bei Frauen weiß ich dafür aber umso besser. Ich habe es Zuhause ausführlich bei den Mädchen erprobt." 

Er zwinkert mir scherzhaft keck zu, ehe er den einen Schritt auf mich zukommt. Tyrian verdreht die Augen. „Wie gesagt, solange du die Finger von meiner Schwester lässt, habe ich damit kein Problem, auch wenn die andere Frauenwelt ja gar keine Chance mehr hatte, dir zu entkommen."

Demari gluckst und schweift mit seinem Blick flüchtig zu seinem Kameraden. „Glaube mir, irgendwann werde ich es noch schaffen das Herz deiner Schwester zu erweichen." 

„Vergiss es. Da beißt du dir nur die Zähne aus, glaube mir." Ich muss schmunzeln. „Etwa Elyn?" „Genau." Tyrian lächelt mir zu. „Sie wäre am liebsten mitgekommen." 

Meine Augen weiten sich ein wenig. Sofort taucht ein Bild vor mir auf. Tyrians Schwester. Sie scheint das Abenteuer zu lieben. Zu gerne würde ich sie einmal kennenlernen.

„Sie liebt es, wenn ich das hier bei ihr mache", behauptet Demari selbstbewusst und wendet sich wieder mir zu. „Edles Fräulein. Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen." 

„Davon träumst du", höre ich Tyrian leise murmeln.

Ich presse meine Lippen zusammen, um nicht schon wieder zu lachen. Sein Freund deutet eine Verbeugung, in welcher er mir schelmisch in die Augen funkelt und dabei nach meiner freien Hand greift, um sie in die Nähe seiner Lippen zu führen und über die Luft einen sanften Kuss hinauf zu hauchen.

Der Luftschwall kribbelt ganz schön.

Ich höre ein kratzendes Räuspern neben mir, woraufhin Demaris Blick schmunzelnd zu Kuno schwenkt. „Keine Sorge, dieser Handkuss ist schon mehrfach eingeprobt. Inzwischen bin ich ein wahrhaft begnadeter Begrüßungskünstler bei den Mädchen."

„Das hat jetzt etwas gekitzelt.", kichere ich und reibe mir die Stelle, wo eben noch sein Atem drauf getroffen ist. 

„Ein Feinsliebchen hast du dir da geangelt", scherzt er Kuno an. Tyrian verdreht die Augen und ich muss schon wieder prusten. 

„Wer hat dir das denn beigebracht?"

Demari richtet sich wieder auf und sieht mich unschuldig an. „War das etwa falsch?" 

Ich beiße mir auf die Lippe, um diese dazu zu zwingen sich nicht schon wieder nach oben zu verirren. Leider vergeblich.

Ich sehe in seinen Augen genau den Schelm, welcher Tyrian, laut dessen Erzählungen immer mit einem Schwall Wasser geweckt hat, wenn er, seiner Meinung zu lange geschlafen hatte. Die beiden scheint ein sehr enges und langwieriges Band zu verbinden. Wie eine Freundschaft aus dem Buddelkasten sozusagen.

„Na ja, ich würde eher sagen, ein bisschen das falsche Jahrhundert. Ihr müsst wissen, inzwischen haben sich einige der Angewohnheiten auf der Welt verändert. Wir leben ja nicht mehr im Mittelalter!"

Demari und Tyrian tauschen Blicke aus. „Glaubst du, du könntest uns die wichtigsten Verhaltensregeln vielleicht erklären?" 

Ich bohre meine Zehen in die Erde. „Klar."

„Das heißt ihr habt vor länger zu bleiben?", ertönt nun das erste Mal Kunos Stimme neben mir. Er klingt diesmal gefasst, doch zugleich immer noch nicht gerade erfreut.

„Na ja, solange es eben braucht", antwortet Demari und zuckt die Schultern. „Auch wenn ich hoffe, dass das nicht allzu lange sein muss. Diese Luft hält doch keiner aus. Wie könnt ihr damit überhaupt leben?"

Er verzieht demonstrativ das Gesicht und hält sich seine Hand vor die Nase. Dabei stehen wir hier auch noch im Wald. „Dann solltet ihr die Stadt besser meiden!", sage ich und lasse meinen Blick abermals über sie schweifen. 

„Ich befürchte, ihr fallt ein bisschen auf", füge ich hinzu und unterziehe ihrer Kleidung, oder dem Rest davon, den sie noch am Leibe tragen, einer genauen Betrachtung. Kuno neben mir scheint das nicht sonderlich zu gefallen. Ich merke genau, wie er unauffällig noch näher an mich herantritt und dann seinen Arm mutig um meine Taille legt. 

Ich muss mir ein Schmunzeln verkneifen. Da ist er wieder. Er will den anderen wohl zeigen, wie die Dinge stehen, aber das stört mich nicht. Hauptsache sein Blick ist nicht mehr so hohl und leer wie vorhin. 

Ich lehne mich ihm ein kleines bisschen entgegen, was er, wie es scheint auch registriert. Zumindest merke ich, wie seine verkrampfte Hand sich ein bisschen entspannt, indem sie sich sachte bewegt. 

Tyrian wendet seinen Blick in die Baumwipfel und dann zu seinem Kumpel. Wie es wohl für ihn ist, dass Kuno und ich jetzt so vertraut miteinander sind? Irgendwie fühle ich mich gerade ein bisschen zerrissen mit dem, wie ich mich verhalten soll. 

Einerseits will ich Kuno zeigen, dass ich zu ihm stehe, andererseits will ich Tyrian es auch nicht auf diese Art vor die Nase binden. Dann will ich Tyrian einfach in den Arm nehmen und zugleich damit aber auch nicht Kuno verunsichern.

Hach, wieso muss das eigentlich alles so kompliziert sein?

„Was meinst du?", fragt Demari. „Ich weiß nicht, an sich ist eure Kleidung schon in Ordnung... Im Grunde gibt es ja auch bei den Menschen einige, die sich ähnlich kleiden und stylen wie ihr, also... Ich denke, das ist schon okay."

Nachdenklich lege ich meinen Kopf schief. 

„Vielleicht... Nein, die sind eigentlich wunderschön, aber vielleicht solltet ihr die Blumen trotzdem aus dem Haar nehmen... Diese lassen euch irgendwie..." Ich muss lächeln. 

„Nicht falsch verstehen, sie stehen euch wirklich gut, aber... na ja. Vielleicht zu gut. Das lässt euch irgendwie nur noch süßer aussehen."

„Noch süßer?" Demari wackelt anzüglich mit den Augenbrauen und grinst dann seinen Freund an. „Hast du das gehört?"

Upsi, so wollte ich das jetzt eigentlich gar nicht sagen. „Ich meine, noch mehr... na ja... irgendwie Feenhaft halt."

„Woran das wohl liegt?" Tut er nachdenklich und kratzt sich dabei am Kopf. „Ja seltsam, ich weiß", gehe ich auf das Spielchen mit ein. Mein Blick wandert weiter über ihr Outfit. 

„Und...", beginne ich. Zwei erwartungsvolle Augenpaare richten sich auf mich. Gespannt, was ich noch zu sagen habe. Ich werde ein bisschen unruhig. Keine Ahnung, ob das überhaupt wirklich stimmt, was ich da gleich von mir gebe.

„... na ja, ich würde... Also eure Gürtel, wo die ganzen Dinge dran sind... Ich würde das alles besser in den Rucksack tun. Heutzutage läuft man eher selten mit sowas herum. Es gibt Menschen, die sich so kleiden, aber es fällt halt extrem auf und die Frage ist, ob ihr das gerade wollt."

Wieder wechseln sie bedeutungsvolle Blicke. „Wohl eher nicht..." Tyrians Stirn ist leicht irritiert gerunzelt. „Aber wieso packen sich die Leute heutzutage alles in einen Rucksack? Da kommt man unterwegs doch gar nicht richtig an. So ist es doch viel praktischer." 

Er greift demonstrativ nach seinem Messer, welches ihm am Gürtel in der Messerscheide steckt und zieht es heraus. 

Kunos Augen zucken misstrauisch. Vor allem als Tyrian das Messer auch noch flink in seinen Fingern kreisen lässt.

„Ja, ich weiß, aber heutzutage ist es hier eben nicht mehr so wichtig, dass man immer ein Messer griffbereit hat."

„Meinst du damit etwa, die Welt hier ist jetzt sicherer, als noch vor ein paar Jahrzehnten?" 

„Na ja, das vielleicht nicht unbedingt, aber im offiziellen Rahmen greift man nicht mehr so schnell zu einer Waffe, oder wird körperlich. Zumindest hier in der Gegend."

Tyrian nickt nachdenklich und lässt dabei sein Messer wieder verschwinden. „Ich denke dennoch, dass es für unseren Auftrag von Nutzen wäre."

Ich weite meine Augen und will ihm darüber gerade zu verstehen geben, dass er aufpassen soll, was er andeutet, bis ich merke, dass es dafür schon zu spät ist. „Was für ein Auftrag?", bohrt Kuno natürlich sofort nach. 

Ich beiße mir auf die Zunge und schüttele, kaum merklich, den Kopf. Tyrians Blick schwenkt zwischen Kuno und mir hin und her. 

„Der, weshalb wir hier sind." Ich reiße meinen Mund auf, weil ich Tyrian unterbrechen will, doch Kuno kommt mir zuvor. Nun tritt er einen Schritt nach vorne und befindet sich nun halb zwischen Tyrian und mir, während er ihm fest in die Augen sieht. 

Was für einer?" Tyrian betrachtet ihn eine ganze Weile und scheint zu überlegen, während ich hinter Kuno die ganze Zeit flehend zu ihm aufblicke und leicht den Kopf schüttele. Wenn er ihm von den Jägern erzählt, würde dieser keinen ruhigen Moment mehr finden, das weiß ich genau. So wie ich ihn kenne, würde er sich erst recht nur wieder selber in Gefahr begeben. 

„Anella hat es dir noch nicht gesagt, aber ich denke, du sol..." „Tyrian kommst du bitte mal. Wir sollten mal kurz etwas besprechen, denke ich!", unterbreche ich ihn hastig und trete dabei rasch hinter Kuno hervor, um Tyrian nach der Hand zu greifen und hinter mir her in den Wald zu ziehen. 

Zumindest war das der Plan, aber natürlich ist Kuno schneller und hat im nächsten Moment auch schon selber nach meiner Hand gegriffen und mich zu sich herumgedreht.

„Kommt nicht infrage! Jetzt sagt mir endlich, was hier los ist." Er wirkt wütend, was ich ja irgendwie auch verstehen kann. Verdammt. „Was ist das für ein Auftrag? Wieso braucht ihr dazu griffbereite Messer und müsst dafür auf die Erde kommen?" 

Er nagelt Tyrian mit seinem Blick regelrecht fest und das erste Mal heute sehe ich in Tyrian so etwas wie Unsicherheit aufblitzen. Ich weiß, wie einschüchternd Kuno wirken kann, wenn er wütend ist. Und im Moment ist er so viel mehr als das. Ich spüre es regelrecht durch die Luft vibrieren. 

Wie ein aufgebrachtes Tier, doch felsenfest in seinem Entschluss. Ich weiß, dass Tyrian, wenn Kuno ihn so ansieht, keine Wahl hat, darum versuche ich irgendwie ihren Blickkontakt zu unterbrechen. „Tyrian!" Er sieht vorsichtig zu mir, sodass ich weitersprechen kann. 

„Lass uns mal kurz re..." „Vergiss es!", zischt Kuno und wendet sich nun an mich. Seine feurig dunklen Augen brennen beinahe und ich sehe so viele Emotionen auf einmal in ihnen. Verletzung, Schmerz, Wut, Angst... Mein Herz wird schwer bei diesem Anblick.

„Du wirst ganz sicher nicht mit ihm alleine reden. Was du zu sagen hast, kannst du auch vor mir tun!" Ich schlucke. Oh weia. So aufgebracht habe ich ihn, glaube ich noch nie erlebt. Er wirkt verzweifelt und am liebsten würde ich ihn einfach nur ganz fest in den Arm nehmen, aber ich weiß, dass er das im Moment nicht zulassen wird. Vielleicht würde es das hier ausnahmsweise sogar nur noch schlimmer machen.

„Anella, denkst du nicht...." Ich hebe die Hand, um Tyrian zu unterbrechen. „Nein, das denke ich nicht." 

Kuno formt seine Augen zu Schlitzen. „Und ich dachte, du hättest mir die wichtigsten Dinge erzählt." Sein Mund presst sich zusammen, während er mich verletzt anstarrt. Verdammt. Aber ich kenne ihn und weiß, was so eine Information mit ihm anrichten würde.

Ein lautes Seufzen entweicht meiner Kehle, ohne, dass ich es aufhalten kann. „Das habe ich auch", erkläre ich. Dummerweise sehe ich in Tyrians und Demaris Blicken alles andere als Zustimmung darüber. Kuno registriert das selbstverständlich auch.

„Anella, meinst du nicht, es wäre gut, wenn er es weiß?" Diesmal bin ich diejenige, welche Tyrian anfunkelt. Ich will nicht, dass er es Kuno sagt. Das darf er einfach nicht. 

„Dann könnte er dich viel besser beschützen!" 

Ich reiße meine Augen auf. Das waren wirklich nicht die Worte, die Kuno hören sollte. Natürlich ist er jetzt sofort auf höchster Alarmstufe. „Wovor beschützen? Ist Anella etwa in Gefahr?" 

Diesmal spricht er nur mit Tyrian, da er schon weiß, dass er von mir darauf keine Antwort erlangen wird. Das darf ich nicht zulassen, auch wenn ein Teil in mir schon weiß, dass es dafür inzwischen zu spät ist. 

Tyrian antwortet nicht, doch anscheinend ist Kuno das schon Antwort genug. Entsetzt wirbelt er wieder zu mir herum und starrt mich aus großen Augen an. „Anella!"  


***

Hi ihr Lieben. Wie schön, dass ihr da seid.  Fühlt euch ganz lieb umarmt, eure See. <3 <3 

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