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23 - Rosé

▷ Tender - Outside ◁

Noah zuckt zurück, als Aaron sich durch den Wald zu uns kämpft. In mir kocht es vor Wut. Warum werden wir eigentlich immer unterbrochen, wenn wir miteinander sprechen? Und warum läuft Aaron uns jetzt nach?

"Die Gruppentherapien sind vorbei und ich wurde darum gebeten, nach euch zu sehen." Aaron sieht zwischen uns hin und her. Sein Blick bleibt auf Noahs hängen, der sich mit dem Rücken zu uns gedreht hat.

Ich schätze, weil er nicht möchte, dass Aaron sein verweintes Gesicht sieht. Seufzend stelle ich mich vor Noah und verschränke die Arme.

"Es ist alles gut, Aaron. Danke. Aber wenn ich ehrlich sein darf: Du störst."

Aaron sieht aus, als hätte er einen Geist gesehen. "Ich störe? Lia, entschuldige, aber, du weißt doch mit dem du bis gerade eben noch allein im Wald warst?" Mit gerunzelter Stirn sieht er zwischen uns hin und her. Dann zieht er seine Augenbrauen hoch. "Okay. Wow. Ihr wisst doch aber, dass es euch strengstens untersagt ist, eine Beziehung aufzubauen, während ihr in Therapie seid!" Aufgebracht kommt Aaron näher. Ich gehe automatisch einen Schritt zurück und pralle dabei gegen Noah.

"Sorry", murmle ich leise in seine Richtung. Richtung Aaron fauche ich: "Warum denkt hier eigentlich jeder, dass etwas zwischen uns läuft? Verdammte Axt! Ihr wisst doch, dass ich nicht sein Typ bin. Warum muss man uns ständig so n Scheiß reindrücken, ich verstehe das nicht. Als könnte man nicht mal einfach so miteinander sprechen. Warum muss da immer gleich was dahinterstecken? Seid ihr alle bescheuert? Die Gruppentherapie war scheiße und wir müssen hier deswegen noch was klären, okay? Das geht dich eigentlich einen feuchten Scheißdreck an, Aaron, aber hier, bitte. Die Erklärung." Mein Herz rast. Ich bin so wütend, dass ich kaum Luft bekomme.

Aaron schrumpft merklich zusammen ob meiner Schimpftirade. Gerade, als er den Mund öffnen wird, wird er unterbrochen.

"Lia", sagt Noah leise und dreht sich langsam und angespannt um. Seine Augen sind rot vor Tränen, seine Tränensäcke angeschwollen, seine Handknöchel bluten leicht. Jeder Blinde würde erkennen, dass er geweint hat. Auch Aaron erkennt seinen Fehler. Ich drehe mich in Noahs Richtung.

Noah tritt vor mich. Sein Blick ist hart, kalt. "Warum geben wir ihnen nicht das, was sie sehen wollen? Dann haben sie endlich was, worüber sie sich das Maul zerreissen können." Grob umfasst er mit einer Hand mein Kinn.

Irritiert sehe ich ihn an. "Was meinst-"

Er küsst mich. Hart. Kurz. Er presst nur seine Lippen auf meine. Meine Augen sind vor Schock geöffnet, aber seine sind dennoch geschlossen.

Dann dreht er sich um und verschwindet mit wütenden Schritten im Wald in Richtung Klinik. Es war eher ein Kuss, den man einer ungeliebten Tante gibt. Aber es war ein Kuss. Noah hat die Grenze überschritten. Erbost drehe ich mich zu Aaron.

"Hey, guck mich nicht so an. Ich habe dich nicht geküsst!", fährt er mich an und hebt abwehrend die Hände.

Ich bin verwirrt und wütend. Wie kann er bloß einfach diese Grenze überschreiten? Ich will gar nicht wissen, wie viel Überwindung ihn das gekostet hat. Es ist der falsche Weg, um seiner Wut und seiner Verletztheit eine Bühne zu geben. Verloren fahre ich mir mit meinen Händen über das Gesicht. Ich muss mich dringend hinsetzen, also suche ich einen Baumstamm, der groß genug für mich ist.

"Du weißt hoffentlich, dass er das nur als Provokation gemacht hat?", erkundige ich mich vorsichtig bei Aaron. Dieser seufzt und lässt sich neben mir nieder.

"Ja. Es tut mir so leid. Ich hätte einfach meinen Mund halten sollen. Irgendwie verscherze ich es mir mit dir und ihm in letzter Zeit ziemlich oft." Er grinst traurig und verschränkt seine Hände.

Die drückende und flirrende Hitze des Tages macht sich auch in dem Wald breit. Die Luft ist so dick und drückend, dass man sie mit dem Messer schneiden könnte. Mir ist so warm, dass sich Schweißperlen auf der Stirn sammeln und ich mir sehnlichst eine eiskalte Dusche herbeiwünsche. Aber um die zu bekommen müsste ich mich erst wieder zurück zur Klinik kämpfen und dafür habe ich im Moment so überhaupt keine Kraft. Allein weil Noah sie mir geraubt hat. Ich schüttle den Kopf, um ihn endlich leer zu bekommen. Sein Verhalten ist so überhaupt nicht nachvollziehbar und ich versuche, keinen Gedanken mehr an ihn zu verschwenden. Blöd ist nur, dass ich an nichts anderes denken kann, als an seine bescheuerten Lippen auf meinen. Wütend wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Ich bin wütend, weil es da einen dummen kleinen Teil in mir gibt, der sich Hoffnungen macht. Dieser Teil in mir ist so sinnlos wie der Caecum, derBlinddarm - und dennoch ist er vorhanden. Nur gut, dass der realistische Teil von mir größer ist als irgendwelche romantischen Seiten in mir.

"Gehen wir zurück, Aaron. Ich muss Noah finden und ihm den Kopf abreißen."

Er lacht. "Du musst keine Angst haben, ich werde nichts sagen. Es war ja sowas von offensichtlich, dass er das nur getan hat, um mich zu ärgern. Ist nur scheiße, dass er es auf deine Kosten gemacht hat und schon wieder über Grenzen gegangen ist." Aaron steht auf und zusammen gehen wir zurück zur Klinik.

In dem Moment, als wir losgehen donnert es so laut, dass ich vor Schreck in die Luft springe. Aarons Gesicht wird weiß.

"Können wir uns bitte beeilen?" Seine Stimme zittert.

"Hast du Angst vor Gewitter?", möchte ich wissen und versuche, mit ihm Schritt zu halten.

"Ja", entgegnet er nur und geht noch schneller.

"Du kannst vorgehen. Ich komme schon zurecht."

"Okay", ruft er nur und rennt. Er rennt und lässt mich vollkommen allein im Wald zurück.

Wieder donnert es laut und ich beeile mich. Zumindest versuche ich das, aber wenn man mehr wiegt, dann ist es schwer, schneller zu gehen. Keuchend schlage ich mich durch das Unterholz. Wieder schramme ich mir die Beine mit Dornen auf, werde von Ästen ins Gesicht geschlagen und stolpere mehrmals. Aber dann sehe ich das Haus. Ich bin unendlich erleichtert, als ich endlich das Klinikgebäude entdecke. Es tröpfelt, der Regen wird immer mehr, und der Wind nimmt zu. Das Gewitter ist nun direkt über uns. Dankbar lasse ich die Haustür des Hautpeingangs in das Schloss fallen und versuche, zu atem zu kommen.

"Da hattest du aber großes Glück." Leonie steht vor mir, ihre Hände in die Hüften gestemmt.

"Oh ja", stimme ich ihr zu. "Ist Aaron gut angekommen?"

Leonie nickt mit zusammengepressten Lippen. "Ich kann einfach nicht fassen, dass dieser Hohlkopf von Aaron dich da im Wald allein gelassen hat. Ich bin so wütend. Bitte entschuldige mich, ich muss ihn köpfen!" Sie wirbelt auf ihrem Absatz herum und rennt die Treppen hoch.


Müde gehe ich zum Speisesaal, es dürfte bald Abendessen geben. Und heute nach dem Abendessen findet wieder die Blitzrunde statt. Ich nehme mir vor, danach in die Maltherapie zu gehen. Erst, als ich direkt vor der Schwingtür zum Speisesaal stehe, höre ich sie. Flügelklänge. Neugierig öffne ich die Tür und schaue durch den Türspalt. Noah. Mein Herz hüpft. Mit geschlossenen Augen lässt er den Flügel Töne und Melodien spielen, die den Zuhörer sanft einwickeln und in Sicherheit wiegen. Er sieht so entspannt aus, wie er da sitzt und sich nur auf die Musik konzentriert. Die Entspanntheit in seinem Gesicht lässt ihn gleich einige Jahre jünger wirken. Leise und vorsichtig betrete ich den Speisesaal und setze mich an unseren Gruppentisch. Er steht direkt neben dem Flügel und ich kann nicht aufhören, Noah anzusehen. Ein leichtes Lächeln zupft an seinem Mund und offenbart wieder das Grübchen. Kurz starre ich auf seinen Mund. Der Mund, der mich gerade noch geküsst hat. Ich schlucke und verfluche mich innerlich. Denn ich muss dringend aufhören, mir irgendwas einzureden. Er wollte nur etwas beweisen, nur provozieren. Und eigentlich weiß ich das ja.


Die Tür zum Raucherbereich wird geöffnet und zugeknallt und eine ältere Frau in einer roséfarbener Hose betritt den Raum. Der Knall der Tür lässt Noah so zusammenzucken, dass er sein Spiel unterbricht und sich verloren im Raum umsieht. Er entdeckt die Frau - und dann mich. Sein Blick ruht etwas länger auf mir und das macht mich nervös. Ich springe auf und trete zur Theke, an der die Teller und das Besteck bereits liegen und mache mich daran, unseren Tisch zu decken. Es kostet mich enorm viel Anstrengung, nicht zu Noah zu schielen, der den Tisch seiner Gruppe deckt. Seufzend lege ich die letzte Gabel neben den Teller und richte mich auf. Ich kann nicht ewig davor davonlaufen, ihn anzusehen. Es war nur ein Kuss. Ein Kuss ohne Bedeutung. Ich sollte mich endlich zuammenreißen. Es war nichts, verdammt.

Noah sieht im selben Moment auf und unsere Blicke treffen sich, halten sich aneinander fest, wie zwei Magnete. Er steht mir direkt gegenüber, runzelt seine Stirn und kneift die Augen zusammen. Als würde er angestrengt über etwas nachdenken. Gedankenverloren beiße ich mir auf die Lippen, kann aber den Blick einfach nicht von ihm nehmen. Seine Augen wandern zu meinem Mund und er schluckt.

"Wegen vorhin, Dalí, es tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen." Er hebt die Hände entschuldigend und lächelt verlegen.

"Schon okay, es war ja nur wegen Aaron." Vorsichtig schiele ich nach links, zu der älteren Frau, die mit uns im Raum ist. Außer uns ist es leer, obwohl in 15 Minuten das Essen fertig ist.

Er nickt. "Ja. Aber dennoch hätte ich das nicht tun sollen. Das war falsch und dir gegenüber unfair."

"Alles gut. Mach' dir keinen Kopf. Schwamm drüber, okay?" Nachdrücklich sehe ich ihn an. Je schneller wir beide das eben Geschehene vergessen, desto schneller kann ich es verdrängen und in die hinterste Kiste in meinem Gedächtnis packen.

"Okay." Fast schüchtern lächelt er und dreht sich um, als die ältere Frau nach ihm ruft.

Erleichtert atme ich durch. Somit wäre das auch geklärt und ich kann mich wieder auf alles andere konzentrieren. Emsig decke ich den Tisch mit den Speisen und warte auf den Rest der Gruppe, damit wir mit dem Essen beginnen können. Ich sitze mit dem Rücken zum Flügel und schnappe mir ein Brötchen, das ich dünn mit Butter bestreiche. Es gibt zwar auch Auflauf, aber ich habe keine Lust auf eine warme Speise. Es hat zwar gewittert, aber es ist dennoch drückend heiß. Immer wieder fällt mein Blick auf Noah, der mir am anderen Tisch gegenüber sitzt und sich angeregt mit Leonie unterhält. Und auch wenn er sich mit ihr unterhält, ist sein Blick immer wieder auf mir. Ich beiße in mein Käsebrötchen und starre konzentriert auf das Salz. Ich fühle mich unter seinen Blicken nicht wohl und werde nervös.

"Lia, möchtest du Tee?" Anett hält die Teekanne in die Luft, die ich dankend annehme.

Mit zitternden Händen schenke ich mir den heißen Tee ein und fluche laut auf, als mir etwas davon auf meine Finger tropft.

"Warum kocht man eigentlich Tee, wenn es draußen Temperaturen wie in einem Backofen hat?" Aaron lässt sich neben mir auf den Stuhl fallen und drückt mir eine Serviette in die Hände.

"Warme Getränke sind im Sommer gut für den Körper", beantworte ich ihm seine Frage und fülle die Tasse weiter mit Tee.

Aaron nimmt mich während des Essens so in Beschlag, dass ich mich nicht mehr auf sturmblaue Augen konzentrieren kann.


Wir gehen rauchen und schlendern langsam zu unseren Gruppenräumen, in denen die Blitzrunden stattfinden werden. Müde und erschöpft vom Tag ist meine Motivation diesbezüglich nicht wirklich hoch. Ich habe keine Lust - und ich weiß auch noch gar nicht, was ich sagen werde. Aber im Grunde ist es eine gute Idee. Es ist eine Möglichkeit, den Tag nochmal revü passieren zu lassen und sich die guten Dinge die passiert sind vor Augen zu führen. Gedankenverloren halte ich meine Zigarette zwischen den Fingern und inhaliere den blauen Rauch. Als ich mich umdrehe, renne ich gegen eine harte Brust. Die Umstehenden halten die Luft an.

"Oh, sorry."

"Nichts passiert." Es ist Noah. Natürlich ist es er.

Ich sehe kurz auf, muss dabei meinen Kopf in den Nacken legen. "Blitzrunde. Yeah." Ich wackle mit den Händen und scheitere kläglich an einem Lächeln. Mir ist die Motivation scheinbar völlig abhanden gekommen.

Noah grinst. "Naja, eigentlich ist das gar keine schlechte Idee. Man hängt sich zu oft zu sehr an dem Negativen auf, das an dem Tag passiert ist. Vielleicht gibt es aber auch Kleinigkeiten, die gut waren. Wie ein Gewitter. Oder die Sonne danach." Er sieht in den inzwischen wieder strahlend blauen Himmel.

"Mh, du hast Recht", entgegne ich nur und tue es ihm gleich. Der Himmel ist frei von dunklen Wolken. Manchmal braucht es eben doch Gewitter mit ihrer reinigenden Wirkung, die wieder Platz für etwas Neues, Gutes schafft.


"Kommt ihr?" Die ältere Dame, die mit uns im Speisesaal war, ruft uns herein und die Raucher betreten das Haus.

"Bist du nachher bei der Maltherapie, Dalí?" Noah bleibt vor meiner Gruppentür stehen.

Ich nicke.

"Gut, dann bis später?" Fragend sieht er mich an.

"Bis später", antworte ich und betrete verwirrt unseren Gruppenraum. Sind wir jetzt sowas wie Freunde?

Die Blitzrunde beginnt und Aaron, der einige Plätze von mir entfernt sind, beginnt.

"Ich hatte heute ein gutes Gespräch mit meiner Mutter." Er lächelt leise vor sich hin.

Die Runde verläuft im Uhrzeigersinn, was bedeutet, dass ich ziemlich am Schluss dran bin - und noch etwas Zeit habe um mir etwas zu überlegen. Es ist interessant und irgendwie auch wunderschön, sich die positiven Dinge eines jeden hier Anwesenden anzuhören. Als ich dran bin, habe ich mir noch immer nichts zurecht gelegt, weswegen ich einfach das sage, was mir als erstes in den Sinn kommt.


"Ich glaube, ich habe ein bisschen Sonne inmitten eines Sturmes wiedergefunden."

Und ich habe absolut keine Ahnung, ob sich das auf das Wetter bezieht oder auf einen Mitpatienten.


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