38.
Ich grübelte die ganze Fahrt, welche nicht wirklich lange dauerte, darüber nach. Aber auf eine gute Begründung kam ich nicht.
Das Hotel an dem wir ankamen, war gar nicht mal hässlich. Zumindest die Lobby. Der Rezeptionist schien ein klein wenig unter Stress zu stehen. Während wir versuchten einzuchecken, musste er mehrmals ans Telefon. Für mich hörten sich die Anrufer nicht besonders begeistert an. "Ja ihr Zimmer ist nun bereit." Der Herr überreichte uns den Schlüssel und wir waren nicht mal ein paar Meter entfernt, klingelte das Telefon erneut. Ich drehte mich kurz nach hinten, um dem Mann nochmal ins Gesicht zu schauen. Schon nach wenigen Sekunden fixierte er meinen Blick und wedelte hektisch mit seiner freien Hand herum. Ich schaute wieder nach vorn um mich nicht ins Unheil zu stürzen, doch kurz danach bemerkte ich, das nicht dass mein Unheil war.
Der Rezeptionist war uns hinter her gekommen und tippte Finn auf die Schulter. Sowie er sich umdrehte, schaute auch ich, was er von uns wollte. "Können sie bitte nochmal kurz mit zur Anrichte kommen, bei ihrem Zimmer hat sich etwas getan." Finn schaute mich fraglich an und ich zuckte nur mit den Schultern. "Das Hotel bittet vielmals um Entschuldigung, aber ihr Zimmer wurde in letzter Sekunde anders vergeben. Das Hotel wird für dieses Missverständnis aufkommen, doch wir haben im Moment bloß noch ein anderes Zimmer frei." Rege ich mich jetzt auf und meckere rum oder ich bleibe ruhig und akzeptiere dass das Schicksal keine Pause macht. Ich entschied mich für das zweite, doch Finn konnte ich nicht aufhalten, denn schon fing er an zu meckern. Was das alles sollte, warum das passiert ist und und und. Ich zog ihm von Tresen weg, schnappte den Schlüssel und ging mit ihm im Schlepptau Richtung Fahrstuhl. Natürlich konnte er es nicht lassen weiter dumme Fragen zu stellen. Das Bing vom Fahrstuhl konnte man nicht hören, sie wurde übertönt von seinem ständigen fluchen. Wir liefen den langen Gang entlang, bis wir vor der Tür unseres Zimmer angelangt waren. Ich öffnete sie mit dem Schlüssel und er drängte sich hinein. Er warf seine Tasche in die Ecke und noch bevor ich reingehen konnte war er schon wieder draußen. "Ich hab unten eine Bar gesehen und da gehe ich jetzt auch hin." Er wartete keine Antwort ab und lief einfach schnurstracks an mir vorbei.
Ich machte mir nicht weiter Gedanken und ging ins Zimmer. Es war wie ich es erwartet hatte. Ein normales Zimmer halt. Das Erste was ich machte, das Erste was wahrscheinlich jeder tat, ich warf mich aufs Bett. Frisch bezogen und es roch so sauber. Mit dem Zug soweit fahren ist nichts was ich gerne tat, darum beschloss ich eine Entspannungsdusche zu nehmen. Ich nahm aus meinem Koffer meine Badetasche und stellte sie im Bad in das Waschbecken, schnappte mir alles was ich brauchte und begab mich ausgezogen in die Dusche. Ich erschrak mich, weil zu erst das kalte Wasser kam und in der Dusche nicht genug Platz war um auszuweichen. Doch als denn endlich das warme Wasser kam, genoss ich es.
Knapp 20 Minuten später stieg ich wieder aus der Dusche und schnappte mir ein Handtuch. Ich wuschelte durch meine Haare und trocknete mich ein wenig ab, doch als ich sah das in einem der Schränke ein Föhn lag, zog ich mir meine Unterwäsche und ein langes T-Shirt an und schloss ihn an. Kurz bevor ich ihn anstellte, hörte ich wie sich unsere Zimmertür öffnete und wieder schloss. Ich nahm an das Finn wieder da war. Ich wunderte mich natürlich wieso er bloß so kurz weg war, weil sein Abgang doch schon sehr dramatisch war. Ich ging also, so wie ich war, raus. "Das ging aber schnell. Hast wohl sehr schnell getrunken." Ich lächelte, doch als ich merkte wer da war, verstummte ich.
Finn war wirklich wieder gekommen, aber mit ihm noch jemand. Jemand der wohl ziemlich überrascht von meiner Anwesenheit war. "Du Arschloch. Nimmst mich mit aufs Zimmer, aber hast ne Freundin und bist dann auch noch so blöd, dass du vergisst, dass sie noch da ist." Danach drehte sie sich zu mir um und kam mit offenen Armen auf mich zu. Die Fremde umarmte mich und sagte: "Trenne dich von ihm, sowas hast du nicht nötig. Du findest jemanden der viel besser ist, als den da." Vollkommen paralysiert stand ich da während das Mädchen verschwand und die Tür straff hinter sich zu zog. "Ähh, wer war das?" "Nicole." Er saß auf dem Bett und ließ sich zurück fallen. "Muss ich nicht verstehen? Oder?" "Nein." Er schob sich die Hände durchs Haar. Ich ging zurück ins Bad und vollendete das was ich angefangen hatte.
Nachdem ich damit fertig war, zog ich mir auch endlich eine Hose an und ging wieder zu Finn. Er hatte sich wieder hingesetzt und machte irgendwas mit seinem Handy. Ich wollte natürlich nicht mitlesen, aber mal kurz schauen war ja nicht verboten. Schnell las ich was er suchte. Er schaute nach... Partys? "Du willst wohl heute Feiern gehen?" Ich setzte mich prompt neben ihn und er schaute mich erst an und begann dann zu lachen. "Du willst doch nicht auch?" "Doch. Wieso denn nicht? Klingt doch lustig." "Und du willst mit mir?" Er zeigte auf sich und schaute mich ungläubig an. "Ja oder siehst du noch jemanden anders?" "Ich kann aber nicht mit dir ausgehen." "Wieso denn nicht?" "Weil..Weil. Weil es nicht geht." "Ach komm. Ich kann mich zwar nicht daran erinnern als wir das letzte mal gefeiert haben, aber deiner Erzählung nach schien es ja witzig gewesen zu sein." Er gab keine Antwort, als wäre ich da auf etwas gestoßen. "Aber.. du hast doch gar nichts zum Anziehen?" "Das Stimmt." Ich biss mir auf die Unterlippe und suchte nach einer Lösung. Finn lächelte und freute sich schon, mich anscheinend losgeworden zu sein. Doch dann fand ich eine Lösung. "Weißt du ich hab vor dem Hotel einen Bankautomaten gesehen und irgendwo wird sich hier wohl eine Boutique befinden. Ich kauf mir einfach eins." Er senkte den Kopf. "Ach komm bitte. Für dich auch ein extra schönes." Natürlich nur ein Spaß. "Muss ich mit kommen?" "Nein du kannst hier bleiben und das tun was Jungs nun mal tun. Und du musst mir jetzt nicht sagen was." Er schaute mich nur böse an, während ich meine Handtasche schnappte und zur Tür ging. Doch bevor ich sie öffnete musste ich noch etwas fragen. "Kannst du mir etwas Empfehlen?" Überraschung war ihm ins Gesicht geschrieben, doch es kam auch eine Antwort. "Es sollte nicht zu lang sein." Ich fragte nicht genauer nach. Ich ging einfach.
Nach dem ich Geld abgehoben hatte, lief ich verwirrt durch die Straßen Kölns. Ich hatte die Zeit, die Sonne bewegte sich nur langsam Richtung Horizont. Es war nicht unbedingt leicht etwas zu finden. Ich kannte mich hier nicht aus. Ich lief um Ecken und überquerte Straße für Straße. Ich war auch in ein paar Läden, doch die hatten nichts was ich wollte.
Nach mindestens 2 Stunden setzte ich mich auf eine Parkbank und ließ mich sacken. Ich könnte jetzt auch einfach zurück gehen und Finn sagen das ich nichts gefunden hab und dann wäre ich den ganzen Abend allein. Nein! Bevor das passiert, passieren noch viele andere Dinge. Aber ich hab bis jetzt noch- „Hallo Schönheit. Du siehst aber schlecht aus. Kann ich helfen?" Ich wollte schon anfangen genervt zu antworten, doch jemand kam mir zuvor. „Martin du kannst doch nicht einfach ein fremdes Mädchen ansprechen." Ich schaute auf und sah mir die beiden Jungs mal genau an und ich glaubte nicht was ich sah. Denn wir waren nicht vom selbem Ufer. Nun setzte sich auch der zweite und legte einen Arm um mich. „Uns kannst du es erzählen, Süße." Ich weiß nicht warum aber ich erzählte ihnen, was mein Problem war. Meist kam als Antwort nur ein verständnisvollen Seufzen. „Aber nicht das ihr denkt. Er ist nicht mein Freund und ich hab auch kein Interesse." „Natürlich", sagte Martin und schaute Marc mit einem vielsagenden Blick an. „Nein wirklich nicht." „Ach komm kleines. Du willst unbedingt mit ihm ausgehen..." „Ja damit ich nicht allein bin." „.. und kaufst dir dafür extra ein neues Kleid und nimmst nicht einfach irgendein billiges, sondern bist jetzt schon seit 2 Stunden unterwegs. Da ist voll was los." Daraufhin gaben sie sich ein Highfive. Ich war immer noch fest davon überzeugt, das ich das alles nur tat, um nicht heute Abend allein zu sein. „Mir doch egal ob sie anderer Meinung waren", dachte ich stur. „Aber natürlich wollen wir dir helfen. Wir kommen von hier und wissen wo du hin musst", sagte Marc und Martin fügte hinzu, „Wir werden dich für deinen Samariter schön hübsch machen." Ich verdrehte nur die Augen, doch sagen konnte ich nichts, denn sie zogen mich schon von der Bank.
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