30. Teil 3
Ich verlor mein Zeit Gefühl und wusste nicht mehr wie lange wir eigentlich schon unterwegs waren. Es überraschte mich dennoch wie leicht ich auf Finn einging und das nach dem mit Tamir. Ich konnte jetzt nur noch hoffen, dass er nichts Böses wollte. Immer noch zog er mich hinter sich her und blickte starr nach vorne. Doch als wir um eine Ecke bogen, sah ich einen Wald ungefähr 100 Meter vor uns auftauchen. Ähhh nein, nein, nein da will ich nicht rein. Ich blieb abrupt stehen und zog ihn zurück. Er schaute schockiert zu mir nach hinten und sagte: „Was ist denn?" „Willst du da wirklich rein?" „Ja warum nicht?" „Weil es da bestimmt gruselig ist." Es war zwar Vollmond und das erhellte alles ungemein, aber in einen Wald wollte ich, mitten in der Nacht, trotzdem nicht. „Vertraust du mir nicht?" „Doch schon." „Also. Ich kenne mich dort wie in meiner Westentasche aus. Dort würde ich mit verbundenen Augen wieder herausfinden." Ich war immer noch skeptisch, doch mein Körper löste sich aus der Starre. Ich folgte ihm einfach blind und ich glaubte das war die beste Entscheidung meines Lebens.
Nach weiteren unbestimmt vielen Minuten, bot sich mir der schönste Anblick meines bisherigen Lebens. Es war so unglaublich, dass ich wieder stehen blieb, doch diesmal nicht aus Zweifel, sondern einfach weil ich überwältigt war von dem Anblick. Vor mir erhob sich ein wunderschöner großer See. Sein Wasser war tiefschwarz und der Mond spiegelt sich darauf. Wie viele kleine Glühwürmchen tanzten sie auf der Wasseroberfläche. Meinen Augen fingen an zu brennen weil ich nicht mehr blinzelte, aber ich hatte Angst, dass all das verschwindet, sobald ich auch nur wenige Sekunden meine Augen schließen würde. Doch ich tat das wovor ich Angst hatte. Ich schloss meine Augen. Ein Windzug durchfuhr mein Haar und nur wenige Sekunden später öffnete ich sie wieder. Finn stand nun vor mir, nur schwer konnte ich sein Gesicht durch den dumpfen Schein des Mondlichts erkennen. „Wo sind wir hier?" „An meinem Lieblingsort." Seine Worte umspielten seine Lippen und hallten in meinem Kopf wieder. „Wieso sind wir hier?" „Weil ich dir zeigen wollte, dass es auch noch schöne Orte auf der Welt gibt. Vollkommen ohne Hass und ohne Jungs die von einem nur das eine wollen." Eine stumme Träne lief mir über die Wange und ich lächelte. „Danke." Die Gedanken die mich verfolgten, verschwanden mit diesem Augenblick. „Wollen wir uns setzen?" „Ja gerne." Wir setzten uns auf einen umgestürzten Baumstamm, der direkt am Wasser lag. Ich schaute ihn an und versuchte sein Gesicht zu erahnen und ich bleib an seinen Lippen hängen. Im Mondlicht sahen sie so... perfekt aus. Am liebsten würde ich jetzt... zu spät. Schon hob ich meine Hand und berührte seine Lippen. Ich blickte stur darauf und er drehte seinen Kopf zu mir. „Was wird das denn jetzt?" Ich antworte erst ein paar Sekunden nachdem ich langsam Augenkontakt fand. „Ich hab keinen Plan. Ich wollte es einfach." Er schaute mich einfach nur an, während ich immer noch einen Finger auf seinen Lippen liegen hatte. „Und ist es so wie du es wolltest?" „Ich weiß nicht." Mit meinem Daumen fuhr ich über seine Unterlippe und ließ sie wieder los, das machte ich noch ein paar Mal. Dabei biss ich mir auf die Unterlippe und versuchte den Drang ihn zu küssen zu unterdrücken. Es fiel mir nicht gerade leicht. Ich verstand nicht wieso mir das so schwer fiel. Ich war ewig ungeküsst und da kommt der erst beste Trottel und ich kann mich nicht mehr zurück halten. Es verging eine gefühlte Ewigkeit bis auch er sich endlich regte. Er nahm meine beiden Hände in seine und legte sie an seinem Nacken an. Unwillkürlich kam ich ihm sehr, sehr nahe. Mein Atem war flach und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich hätte schwören können, dass man es hören kann. Ich hatte meine Hände hinter seinem Nacken verschränkt. Ich blickte auf und er lehnte seine Stirn gegen meine. Es war als würde dieser Moment ewig wären. Er senkte seine Kiefer und langsam schlossen sich unsere Lippen. Es war wie im Film. Immer und immer wieder zogen sich Stromschläge durch meinen gesamten Körper, angefangen bei den Lippen. Es war einfach nur schön. Warum konnte das nicht mein erster Kuss sein? Ich war jetzt aber zu glücklich um zu weinen. Langsam entfernten wir uns voneinander und ich blickte nach unten und begann zu lächeln wie ein Kleinkind mit einem leckeren Eis. Ich hörte auch ihn atmen. Wieder nahm er mich in den Arm. Ein knackender Ast brachte ihn und mich aus der Stimmung. Ich zuckte auf. Ich schaute mich um, aber ich konnte nichts sehen. „Keine Sorge das war bestimmt bloß der Wind. Wollen wir zurück?" „Ja gerne." Wir lösten uns komplett voneinander, er nahm meine Hand und wir liefen los. Ich dachte über das grad passierte nach. Was war da gerade passiert und vor allem wieso und warum um Himmelswillen hat mir das so gut gefallen? Diesmal liefen wir nebeneinander her. Diese Momente flogen an mir vorbei, wie Flugzeuge auf einem Flughafen. Ich lief schon nicht mehr, ich taumelte und immer wenn ich kurz davor war wieder umzufallen, hielt ich mich an Finn fest. „Schaffst du es nach Hause?" „Weiß nicht." „Ich kann dich auch den restlichen Weg tragen." „Nein das schaffst du nicht", lachte ich. Blöde Idee, denn schon nahm er mich auf den Arm und trug mich im Brautstyle. „Das musst du nicht machen." Er sagte nichts. „Komm, lass mich runter." Er schüttelte den Kopf. Ich zappelte ein wenig. So lange bis er reagierte: „Wenn du jetzt nicht still hältst, dann lasse ich dich fallen." „Na gut."
Bis kurz vor unserem Café ließ ich das Ganze zu. Doch als wir eine Ecke davor waren, ließ er mich runter. „Ob noch jemand da ist?" „Bestimmt." Wir betraten das Café und es war wirklich noch jemand da. Wir schlichen uns in mein Zimmer und Finn klaute sich erneut eine Flasche. Dort angekommen schmiss ich mich auf meinem Bett und lag mit dem Bauch nach unten. Ich hörte wie auch Finn reinkam und langsam die Tür schloss. „Na noch wach." Er setzte sich neben mich und legte seine Hand auf meinen Rücken. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und schaute ihn an. „Wenn ich weiß das du in mein Zimmer kommst, dann werde ich mich hüten je einzuschlafen. Man weiß ja nie was du machen würdest." „Ich danke dir, aber ich bin nicht Tamir." „Wer kann es ihm verübeln ich bin toll." „Egoooo..." „Der ist daran schuld." Ich zeigte auf die Wodka-Flasche und setzte mich auf. „Willst du nach was von dem Übeltäter?" „Von mir aus." Der Geschmack war mir inzwischen gleichgültig und ich könnte wetten, dass ich mich nicht mehr so gut anhörte wie ich dachte, dass ich mich anhörte. Ich gab ihm wieder die Flasche und setzte mich auf meinen Schreibtischstuhl. „Für alles was jetzt passiert, kann ich keine Verantwortung mehr übernehmen und morgen werde ich das auch nicht mehr verstehen", dachte ich. Wieder bot er mir die Flasche an und ich schlug es nicht ab. Ich schlug mir jeden Gedanken aus dem Kopf, der darüber handelte das er mir was Böses wollte und ließ mich einfach darauf ein. „Wie lange willst du eigentlich noch hier bleiben?" „Kp." „Hmm." Thema beendet. „Kannst du mir mal helfen?" „Wobei denn?" „Das Kleid ist nicht besonders bequem." Ich stand auf und drehte mich mit dem Rücken zu ihm. Ich nahm meine Haar nach vorne und wartete darauf, dass er mir half. Er zögerte nicht und zog den Reißverschluss nach unten. Nur langsam rutsche das Kleid über meine Brust und fiel zu Boden. Ich drehte mich zu Finn um und sah wie er meinen Körper sondierte. Ich beugte mich an ihm vorbei und nahm ein kurzes Nachthemd aus meinem Schrank. Nicht wundern Unterwäsche hatte ich noch an. „Ist was?", fragte ich gespielt naiv. „Ähh nein." Immer noch starrte er mich an, auch wenn ich mich schon längst wieder bekleidet hatte. „Wirklich?" Er schaute nach unten. „Sorry, du aber ich kann nicht mehr." Ich schaute ihn schockiert an und legte meine Hände auf seine Schultern. Nur wenige Sekunden später schaute er wieder auf und ich sah etwas Unbekanntes in seinen Augen. „Ich kann mich nicht mehr zurückhalten." Ich legte meinen Kopf schräg weil ich nicht verstand was er meinte. Plötzlich nahm er mich an der Hüfte drückte mich an sich und drückte seine Lippen auf meine. Ich riss meine Augen auf, denn dieser Kuss war sehr Leidenschaftlich und Stürmisch. Wir stolperten zusammen nach hinten und fielen auf das Bett. Nur schwer konnte ich mich aus diesem Kuss lösen und schaffte es ihn von mir zu drücken. „Warte, warte, warte. Was soll das werden?" „Verführen?" „Hast du denn was bei?" Er ließ den Kopf hängen und wollte sich von mir runter rollen. „Mein Vater hat welche im Bad, wenn du dich traust da jetzt raus zu gehen, dann..." Ich brauchte nicht weiter zu reden, denn schon sprang er auf und war aus meinem Zimmer verschwunden. Ich konnte ihm noch nicht einmal sagen wo sie liegen. Ich ließ meinen Kopf in mein Bett sinken und strich mir meinen Händen übers Gesicht und auch die Haare nach hinten. Langsam schloss ich meine Augen und wartete darauf das er wieder in das Zimmer kommen würde. Mein Kopf war leer.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, mit dem Kopf auf Finns Brust und mit dem schlimmsten Kater meines Lebens. Ich hatte ein Bein über seine gelegt und er hatte ein Arm hinter seinem Kopf und den anderen über meine Schulter gelegt. Immer noch war mein Kopf leer.
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