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Kapitel 8: Der Tag, an dem ich explodierte

Der Vorlesungssaal muffelte nach altem Holz und einer Mischung aus Kaffee und Käsefüßen. Doch das war es nicht, was meinen nervösen Magen ankurbelte. Ganz langsam setzte ich einen Schritt vor den nächsten. Ich wollte Zeit schinden, um mich der darauffolgenden Situation nicht zu schnell stellen zu müssen. Auch wenn es unaufhaltbar war.

Meine Finger krallten sich in den Ringblock, den ich schützend vor meine Brust hielt, als wäre es mein Schild, das ich zu meiner Verteidigung einsetzte. Doch das bisschen Papier würde mich auch nicht retten.

Der Professor mit dem weißen, dünnbesiedelten Haar schaute mich aus seiner runden Nickelbrille auffordernd entgegen.

Die Angst vor dem, was er mir nun wieder an den Kopf schmeißen würde, schnürte mir die Luft ab. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass er mit meiner Leistung in seinem Kurs nicht zufrieden war. Aber sein strenges Verhalten mir gegenüber hatte auch noch andere Gründe.

Als ich vor ihm zum Stehen kam, schaute ich kurz in seine stahlblauen Augen. Ein Fehler. Schnell wandte ich meinen Blick ab und starrte stattdessen auf seine rot-blau gepunktete Krawatte, die er fein säuberlich über sein dunkelblaues Hemd trug.

»Mrs Parker«, bei seiner lauten, dominanten Stimme zuckte ich kurz zusammen. »Ich habe bemerkt, dass Sie in letzter Zeit in meinen Seminaren immer wieder geistig abwesend sind. Auch die Qualität ihrer Abgaben lässt zu wünschen übrig.«

Ich war kurz davor, genau das zu tun, wovon er gerade sprach. Gedanklich wollte ich mich in die Welt meiner Bücher flüchten, in der die Heldin der Geschichte jede Hürde, die sich ihr in den Weg stellte mit Bravour meisterte, ohne dass sie jemals Angst gezeigt hätte. Ich wollte so sein wie sie, aber das würde wohl nie passieren.

Es war immer wieder die gleiche Leier. Innerlich verdrehte ich die Augen und wappnete mich für die nächsten Worte. Wahrscheinlich würde er nun wie immer auf meine Schwester zu sprechen kommen. Unser kleiner Star der Universität.

Natürlich sollte ich recht behalten. Doch dieses Mal setzte er noch einen drauf.

»Sie sollten sich ein Vorbild an Ihrer Schwester nehmen. Grace besteht ihre Kurse mit Bestnoten, während Sie sich nur im mittleren bis hinteren Bereich herumtummeln. Den Großteil der Intelligenz scheint wohl eher an Ihrer Schwester hängen geblieben sein, als sie sich die Nabelschnur geteilt haben.«

Als er das sagte, blieb mir die Luft weg. Ich vergaß schlichtweg, wie man atmete. Man hatte mir in der Vergangenheit ja schon vieles an den Kopf geworfen, aber das aus dem Mund eines hochangesehenen Professors zu hören, ließ mich wie der größte Loser fühlen. Es war genau wie damals in der Schule. Der Hass auf meine Unfähigkeit wuchs mit jeder verstrichenen Sekunde an. Denn all das, was er sagte, wusste ich auch ohne ihn bereits.

So war es schon immer gewesen. Seit ich denken konnte, hatten uns die Menschen miteinander verglichen und jedes Mal zog ich dabei den Kürzeren. Anscheinend hatte ich im Vergleich zu meiner Schwester keinen wirklichen Wert.

Die großartigen Leistungen, die sie vollbrachte, erwartete man gleichzeitig von mir. Doch ich enttäuschte sie jedes Mal. Denn ich war nun mal nicht Grace. Das Ganze zog sich durch meine komplette Schullaufbahn, sogar im Studium, als ich dachte, hier würde mich keiner mit ihr vergleichen, erlebte ich dasselbe noch einmal. Nur war es dieses Mal noch demütigender.

Wäre Grace nur eine normale Studentin gewesen, hätte kein Professor ihren Namen gekannt. Doch da sie für die Uni schon mehrere Auszeichnungen in Wettbewerben geholt hatte, kannte sie hier jeder.

Und ihren Erfolg musste ich bitter spüren. Auch wenn ich ihr nicht böse war, denn ich war wirklich stolz auf ihre Leistungen und auf das, was sie erreicht hatte, nagte das Gefühl, nie genug sein zu können, tief an meiner Seele.

Ich biss die Zähne festaufeinander und krampfte die Hände in meinen Jackentaschen zu Fäusten. Wie oft musste ich mir in der Vergangenheit schon anhören, dass ich niemals gut genug sein würde?

Ich verurteilte Grace nicht für ihre Klugheit und den Umstand, dass die ganze Welt sie zu lieben schien, denn das war, was ich mit ganzem Herzen tat. Auch wenn ich nur an der Seitenlinie stand, bewunderte ich sie und war glücklich, wenn sie es war. Doch in diesen Momenten konnte ich den Druck auf meinen Schultern und den Selbsthass, der durch meine Adern floss, umso deutlicher spüren. Denn ich war alles, was sie nicht war.

Verdammt und ich hasste mich dafür.

Denn auch wenn wir Zwillingsschwestern waren, bedeutete das nicht, dass ich eine eigenständige Person sein durfte, ohne immerzu im Schatten meiner kleinen Schwester stehen zu müssen?

Wie jedes Mal versuchte ich es einfach runterzuschlucken. Meistens setzte ich dieses falsche Lächeln auf und nickte zustimmend.

Doch heute war es anders. Die Wut brodelte in meinem Inneren und vernebelte meinen Verstand. Nur einmal wollte ich von jemanden hören, dass ich etwas gut gemacht hatte, ohne dass der Name meiner Schwester fiel oder ich zwangsläufig mit ihr in Verbindung gebracht wurde. Vielleicht war ich einfach eine verbitterte und egoistischste große Schwester, die einmal ihrer selbst willen anerkannt werden wollte. Die Wahrheit tat weh, aber so war es.

»Sie haben recht, Professor. Grace ist ein Ausnahmetalent und ich bin sehr stolz auf das, was sie täglich leistet. Aber bitte sehen Sie in Zukunft davon ab, mich mit ihr zu vergleichen.«

Ich trat einen Schritt näher auf den alten Mann zu. Meine Lippen bebten, während mein Körper unter Strom stand. Erschrocken riss der Greis die faltigen Augen auf. Seine buschigen Augenbrauen schossen in die Höhe, als hätte er von mir keine Widerworte erwartet.

Die nächsten Worte, die auf meiner Zunge lagen, sollte ich unterdrücken. Alles in mir kämpfte dagegen an, doch Wut hatte den dämlichen Nebeneffekt, all das, was man tief in sich angestaut hatte, von der Seele zu reden. Oder besser gesagt seinem Gegenüber mit einer gewaltigen Portion Pfeffer direkt ins Gesicht zu brüllen.

Ich biss mir auf die Zunge, denn wenn ich diese Worte aussprach, würde die Welt davon erfahren und ich wollte nicht, dass die Chance bestand, dass Grace davon erfahren könnte. Doch ich konnte die Flut an unterdrückten Gefühlen nicht mehr aufhalten.

»Ich bin nicht Grace! Das werde ich auch nie sein. Ich weiß, dass mich alle für einen Loser halten oder für das schwarze Schaf, das niemals aus dem Schatten seiner Schwester treten wird. All das weiß ich bereits. Aber ich bin nicht sie. Ich bin es leid, mit ihr verglichen zu werden! Also hören Sie verdammt noch einmal auf damit!''

Zum Ende hin wurde meine Stimme immer lauter und zittriger. Es waren Worte, die ich niemals aussprechen wollte. Worte, die niemals für die Öffentlichkeit gedacht waren. Es waren meine fiesen Gedanken, die mich in diesem Moment noch jämmerlicher und lächerlicher aussehen ließen, als ich es eh schon war.

Meine Schultern bebten und sofort spürte ich, wie das schlechte Gewissen meine Kehle hinaufkroch und sie zuschnürte.

Der Professor öffnete seinen Mund, doch er schloss ihn wieder. Er schien richtig vor den Kopf gestoßen zu sein. Wahrscheinlich hatte es noch nie eine Studentin gewagt, ihn auf diese Weise anzubrüllen. Großartig gemacht, Lou.

Als die Worte verhängnisvoll in der Luft zwischen uns hingen und echoartig durch den kleinen Vorlesungssaal schallten, schluckte ich schwer, als ich realisierte, was ich gerade getan hatte.

Das war er also. Mein absoluter Tiefpunkt.

Als meine Wut verrauschte und nichts zurück blieb außer tiefster Reue überlegte ich nicht lange und folgte meinen Fluchtinstinkten, die mich antrieben, der Situation so schnell wie möglich zu entfliehen. Geschissen auf die Konsequenzen.

Mein Herz sprang mir förmlich aus der Brust, als ich mich, ohne ein weiteres Wort zu sagen, umdrehte und ich plötzlich in sturmgraue, fast schwarze Iriden blickte, die mich aus zusammengekniffenen Augen mit einer solchen Intensität anstarrten, dass ich glaubte, er könnte all das sehen, was ich all die Jahre versucht hatte, vor ihm und der Welt verborgen zu halten.

Es waren ausgerechnet die dunkelgrauen Augen, von denen ich nicht wollte, dass ihr Besitzer eben diese Worte aus meinem Mund hörte.

Doch in diesem Moment realisierte ich, dass er alles gehört hatte. Der Ausdruck in seinem Gesicht verriet ihn. Zwei Jahre hatte ich es geschafft, nicht an ihn zu denken. Ich hatte ihn vergessen. Und nun war er wieder da. Hudson Bale. Ausgerechnet in einem meiner schwächsten Momente tauchte er auf und machte alles nur noch schlimmer. Denn dieses Mal passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Er überschritt die Grenze, die wir stillschweigend gezogen hatten.

Gerade als ich mich an ihm vorbeischieben wollte, spürte ich plötzlich eine warme, bestimmende Berührung an meinem Handgelenk. Bei seiner Berührung übersäten sich meine Arme mit einer Gänsehaut und winzige Funken ließen meine Haut kribbeln. Mit weit aufgerissenen Augen hielt ich inne und starrte ihn für einen Sekundenbruchteil an. Für einen Augenblick verlor ich mich in dem Sturm seiner Augen. Doch ich erstarrte, als er sich zu mir beugte und sein Atem meinen Hals entlangstrich. Ganz leise, sodass ich glaubte, ich hätte es mir eingebildet, raunte er mir etwas zu, dass mir das Blut in den Adern gefror.

»Du bist schon viel zu lange weggerannt, Lou. Dieses Mal werde ich dich finden, egal, wo du dich versteckst.«

Seit diesem Tag waren nun mehrere Monate vergangen. Doch nun saß er direkt neben mir und schaute mich mit demselben intensiven Blick an, um sein Versprechen wahr zu machen.

Hudson Bale war das schwarze Loch, das mich verschlucken würde. Er kannte es - mein größtes Geheimnis. Ganz langsam drehte ich meinen Kopf in seine Richtung. Nur wenige Zentimeter trennten uns voreinander. Er starrte mir mit diesen dunklen Iriden direkt in die Seele. Er kannte die Wahrheit über mich. Und das machte mich verwundbar.

Grace hätte jeden Menschen auf der Welt zu diesem Roadtrip auswählen können, doch dass sie ausgerechnet Hudson Bale im Schlepptau hatte, zog mir den Boden unter den Füßen weg. Ich schluckte schwer, als ich seinen stummen Blick erwiderte.

Plötzlich lächelte er und ich fiel tiefer als jemals zuvor. Etwas blitzte in seinen Augen auf, als würde sich ein Funke entzünden.

Eine warme Berührung an meinen Fingerspitzen ließ mich erstarren. Ganz vorsichtig strichen seine Fingerkuppen über meine. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als ich ihn mit großen Augen anschaute.

Ich hielt die Luft an, als er meine Hand komplett mit seiner bedeckte, als wollte er mir sagen, dass alles gut werden würde. Doch das konnte er nicht wissen.

Und dennoch spürte ich, wie sich ein warmes Gefühl schleichend in mir einnistete.

Meine Augen suchten seine, als könnte er mich aus diesem Loch befreien. Stumm gab er mir ein Versprechen, das er nicht einhalten können würde. Denn ich sah unser Ende, bevor es überhaupt begonnen hatte.

Aber Hudson schien dies nicht zu kümmern. Beschützend verstärkte er den Druck um meine Hand, während im Hintergrund leise Crazy Little Thing Called Love von Queen ertönte.

Die Angst schnürte mir die Kehle zu und ließ mich verkrampfen.

Denn Hudson Bale hatte eine Mission und er war bereit, alles dafür aufs Spiel zu setzten.

Und das bedeutete, dass ich offiziell am Arsch war.

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