I.*
Kapitel 1
Ich rannte. Den langen Gang der Kirche entlang, durch die riesengroße Flügeltür hindurch und an den vielen Paparazzi vorbei. Es war mir egal, wie viel ich mit diesem Aufrtitt ruinierte, Hauptsache ich kam weg von dieser Hochzeit. Weg von all den Menschen. Weg von diesem schrecklichen Mann, der fast mein Ehemann geworden wäre.
Früher hatte ich immer gedacht, einen solch dramatischen Auftritt gäbe es nur in klischeevollen Filmen, wenn sich die Braut am Ende doch noch für den anderen Mann entscheidet. So etwas kann natürlich nur am Tag der Hochzeit geschehen, während sie in ihrem Hochzeitskleid den langen Gang entlangläuft.
Doch früher hatte ich mir meine perfekte Hochzeit auch bedeutend anders vorgestellt. Schon seit ich ein kleines Mädchen war, hatte ich stets von meiner Hochzeit geträumt. Von einem wunderschönen, weißen Kleid, dem perfekten Mann und einer tollen Feier. Ich hatte davon geträumt, dass mein ganzes Leben zu diesem einen Zeitpunkt perfekt wäre.
Das Einzige, was jedoch in Erfüllung ging, war das Kleid.
Es war wirklich wunderschön. Schlicht und klassisch, aber dennoch nicht langweilig, was aber eigentlich besser gepasst hätte. Denn mein Leben wäre nichts anderes als langweilig geworden, hätte ich mich nicht umgedreht und wäre geflohen.
So erwischte dieses große Klischee also auch mich. Nur, dass ich mich nicht für einen anderen Mann entschied, sondern für ein anderes Leben. Ein Leben, das hoffentlich besser werden würde, als mein bisheriges und das, welches auf mich zugekommen wäre.
Zwar hatte ich mich erst kurz zuvor entschieden, Jannis trotzdem zu heiraten, um des Rufes Willen, doch dies hatte wohl nicht sehr lange gehalten. Denn als ich ihn sah, wie er dort vorne stand und mich anlächelte, da wusste ich, dass er nicht der Richtige war. Der Richtige hätte mich anders angelächelt. Und hätte mir nicht etwas so Schreckliches verheimlicht.
Ich blieb also, kurz bevor ich bei ihm und dem Priester ankam, stehen und dachte nach. Die Geigen hatten bereits verstummt, verwirrt von meiner Handlung, was mir schließlich den letzten Ruck gab. Ich hatte mich umgedreht und war davongerannt.
So, wie ich immer davonrannte.
Und so rannte ich die befüllte Straße entlang, nicht wissend wohin. Um ehrlich zu sein, wusste ich in diesem Moment überhaupt nichts. Ich wusste nicht, was die Konsequenzen meiner Handlung waren, wohin ich rannte, wie ich die Männer hinter mir abhängen sollte oder wie es mit meinem Leben weitergehen sollte.
Das Einzige, was ich wusste war, dass es richtig war, wegzurennen. Auch wenn das mehr eine Hoffnung war und nicht meines Wissens entsprang. Tränen der Erleichterung und der Angst liefen meine Wangen herunter, als ich die Straße überquerte, um in Richtung Stadtmitte zu rennen. Ich dachte, dort seien die meisten Menschen, vielleicht könnte ich so die Sicherheitsleute abhängen. Auch wenn es drei muskelbepackte Männer waren.
Es war schon ein wenig ironisch, von den Sicherheitsleuten meiner Eltern verfolgt zu werden. In diesem Fall wünschte ich mir, wir wären keine adlige und reiche Familie, denn dann hätten wir keine eigenen Sicherheitsleute gehabt. Und dann hätte ich eine normale Kindheit gehabt. Und hätte studieren dürfen, was ich wollte.
Ich konnte nur hoffen, dass sie mich nicht finden würden, denn das wäre mein Ende gewesen. Mutter wäre ausgerastet. Sie war in der Zeit vor der Hochzeit so gestresst gewesen, denn alles musste perfekt sein. Zumindest für die Außenwelt. Denn das würde den Menschen zeigen, wie perfekt meine Ehe verlaufen würde und nichts war schließlich wichtiger, als das. Perfekt zu sein.
Angespornt von dem schrecklichen Gedanken daran, mir eine Strafpredigt anhören zu müssen und mein ganzes Leben dafür bestraft zu werden, rannte ich noch schneller und drängte mich vorbei an den Menschen, die mir entgegenliefen. Ich blickte einen kurzen Moment hinter meine Schulter, als ich an der Bushaltestelle des Augustaplatzes ankam. Genau in diesem Moment erkannte ich zwei der Sicherheitsmänner ein paar Meter entfernt von mir, was viel zu nah war, da sie kurz zuvor deutlich weiter entfernt waren. Ich streifte also meine perfekt sitzenden Absatzschuhe von den Füßen und rannte Barfuß weiter, um mein Tempo zu erhöhen.
Als ich sah, wie ein Bus in Richtung Stadtmitte an der Haltestelle hielt, entschloss ich kurzerhand, einzusteigen. Das war jedoch nicht die klügste Idee meinerseits, denn kurz bevor der Bus losfuhr, konnte ich sehen, wie es einem der Sicherheitsmänner gelang, ganz hinten einzusteigen, bevor die Türen sich schlossen.
Mein Herz klopfte mir bis an die Brust, als unser Blick sich traf, obwohl so viele Menschen zwischen uns standen. Menschen, die ihn glücklicher Weise daran hinderten, zu mir in den vorderen Teil des Busses zu gelangen, denn dieser Bus war so voll, dass man kaum genug Platz zum Stehen hatte. Ich musste mich nicht einmal irgendwo festhalten, denn die Menschen um mich herum bewahrten mich davor, umzufallen.
Meine Augen schließend atmete ich zittrig aus, während ich versuchte, mich zu beruhigen, immerhin hatte ich einen unglaublich langen Sprint in Absatzschuhen hinter mir. Zum ersten Mal in meinem Leben war es mir tatsächlich vollkommen gleichgültig, was die Menschen um mich herum dachten. Dass ich von jedem angestarrt wurde, stand schließlich gar nicht zur Debatte.
Als ich meine Augen jedoch wieder öffnete, erkannte ich, wie der Sicherheitsmann sich langsam durch die Menschenmenge hindurchkämpfte und mir immer näher kam. Panik bereitete sich in meinem gesamten Körper aus, als ich realisierte, in was für einer schrecklichen Situation ich tatsächlich steckte.
Denn die Chance, dass ich diesen Sicherheitsmännern tatsächlich entkommen würde, war sehr gering. Und selbst wenn ich es schaffte, so blieb stets noch das Problem, dass ich keine Ahnung hatte, wie es mit mir weitergehen sollte.
Hektisch drückte ich den Knopf, der dem Busfahrer signalisieren sollte, dass er bei der nächsten Station halten soll, während mein Puls immer höher ging, je näher mir der Mann kam. Ob er gewaltsam sein würde? Ob er mich zu meinen Eltern schleppen würde. Würde er vielleicht eine Waffe benutzen? Wieso befahlen meine Eltern überhaupt, dass ich verfolgt werden sollte? Ich war doch kein kleines Kind mehr!
Gerade als der Bus endlich zum Stehen kam und die Tür sich in meinen Augen wie in Zeitlupe öffnete, erreichte mich der braunhaarige Sicherheitsmann, der aussah wie eine hässlichere Version von Channing Tatum. Er umschloss meinen Handgelenk mit einem Griff, der meinen Arm fast brechen hätte können. Ich zischte schmerzerfüllt auf und holte mein Bein aus, um ihm in seine Weichteile zu treten, wobei er den Griff um meinen Arm löste und vor Schmerzen aufschrie.
Dabei verlor ich jedoch die Balance und fiel rücklings aus dem Bus, während ich genau beobachten konnte, wie Channing Tatum 2.0 mir folgen wollte, doch genau in diesem Moment schlossen sich die Türen des Busses. Erleichtert beobachtete ich den Bus, wie er davonfuhr.
So saß ich auf dem Boden des Leopoldplatzes, während alle Augen auf mich gerichtet waren, immerhin war dies ein sehr skurriles Bild. Eine Braut in einem dreckigen Hochzeitskleid und verschmierter Schminke, die keine Schuhe trug und aus einem Bus fiel.
Als ich jedoch von weitem die zwei anderen Sicherheitsmänner erkannte, die den Weg einer Haltestelle wohl gerannt waren, rapple ich mich schnell auf und sprintete durch die Gasse am Telefongeschäft entlang in die Stadtmitte.
Schließlich lief ich an all den vielen Geschäften vorbei, bis ich zu einer Treppe gelangte, die mich zu der oberen Hälfte der Stadt brachte. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, kann ich diese Route nicht nachvollziehen, denn eigentlich lief ich einen gewaltigen Umweg. Doch in diesem Moment war es für mich mehr als logisch. So kam ich oberhalb der Stadtmitte an, wo einige Wohnhäuser, aber auch die Stiftskirche waren.
Fast hätten Jannis und ich in dieser geheiratet, doch hatten uns letztendlich doch für die Stadtkirche am Augustaplatz entschieden, weil sie größer war. Als ich bei der Treppe ankam, die wieder zurück in die Stadtmitte führte, sprintete ich diese runter, sodass ich neben einer Drogerie ankam. Kurz überlegte ich, mich in der Drogerie zu verstecken, entschied mich jedoch dagegen, schließlich wäre es unklug gewesen, an einen solch öffentlichen Ort zu gehen.
So überquerte ich den Sonnenplatz, wobei ich vor Eile fast über die Schleppe meines Kleides stolperte, mich jedoch noch im letzten Moment davon abhalten konnte. Meine Füße schmerzten so sehr, dass ich es kaum aushalten konnte. In diesem Moment fragte ich mich, wie ich nur auf diese bescheuerte Idee kam, abzuhauen. Wieso hatte ich verdammt nochmal nicht nachgedacht? Ich hätte doch wissen müssen, dass ich die Sicherheitsmänner ohne Hilfe nicht abhängen könnte.
Einen Blick über meine Schulter werfend stellte ich fest, dass hinter mir die Luft rein war, was natürlich aber nichts heißen sollte. Denn bei dieser Menschenmenge konnte es gut möglich sein, dass ich die Männer nicht erkannte. Als ich an der Gasse neben einem sehr exzentrischen Kleiderladen vorbeilief, hielt ich kurz inne. Früher hatte ich mich immer davor gefürchtet, in diese Gasse zu gehen. Doch in diesem Moment sollte sie genau das Richtige sein.
Kurzerhand entschied ich, mich dort zu verstecken, woraufhin ich vollkommen außer Puste in die Gasse sprintete, nicht darauf achtend oder wissend, wohin sie mich führen sollte. Während ich einen Blick nach hinten warf, prallte ich jedoch gehen etwas Hartes. Es war die Brust eines Mannes, wie ich vermutete, als ich durch sein Festhalten meiner Hand davon abgehalten wurde, mit dem Boden zu kollidieren. Das eine Mal mehr hätte aber auch keinen Unterschied mehr gemacht.
Erschrocken drehte ich meinen Kopf nach vorne und erkannte tatsächlich einen jungen Mann. Er ließ meine zitternde Hand wieder los, sobald ich alleine stehen konnte, wich jedoch keinen Schritt zurück. Was mir zuerst ins Auge stach, war die scharfe Kante seiner Kieferknochen, die besonders ausgeprägt war. Der Rest seines Gesichtes war nur in Konturen zu erkennen, da ein Schatten über dieses fiel und es der Gasse an Licht fehlte. Man konnte jedoch erahnen, dass er eine gerade, griechische Nase hatte, die perfekt mit seinen vollen Lippen harmonierte.
Der Mann war sehr groß, immerhin war er ein bisschen mehr als einen halben Kopf größer als ich, was mir selten passierte. Denn ich überragte die Mindestgröße der Frau mit vielen Zentimetern, weswegen ich es normal für mich war, einigen Männern auf Augenhöhe zu begegnen. Jannis war nur ein klein wenig größer als ich, was mich immer unheimlich gestört hatte, da Mutter dann immer dagegen war, dass ich Absatzschuhe trug. Es war fast unmöglich, sie davon zu überzeugen, bei der Hochzeit hohe Schuhe tragen zu dürfen. Letztendlich war jedoch all das um sonst gewesen.
Der Mann räusperte sich, als ich ebenfalls keinerlei Anstalten machte, ein wenig Abstand zu nehmen, ihn stattdessen wie hypnotisiert anstarrte und mich nicht regte. Als mir jedoch bewusst wurde, was in diesem Moment passierte, stolperte ich sofort ein paar Schritte zurück und trat hinter den Mann, was ihn noch mehr zu verwundern schien. Ich konnte jedoch nicht so offensichtlich dort stehen bleiben, die Gefahr, gesehen zu werden, war viel zu groß.
„Du musst ihnen sagen, dass ich nicht hier bin. Sag ihnen, ich sei in eine andere Richtung geflohen", stotterte ich perplex. Warum ich den Mann duzte, ist mir bis heute vollkommen suspekt, doch das muss wohl aufgrund meines Schocks und der Angst so gewesen sein. Denn eigentlich ich war ich dazu erzogen worden, mich gut zu benehmen, wozu natürlich gehört, Menschen zu siezen.
Ich sah, wie der Mann sich langsam zu mir umdrehte und verwundert seine Augenbrauen zusammenzog, wobei er aber auch ein wenig schmunzelte. „Wem soll ich das sagen?" Der Klang seiner Stimme war unglaublich schön, rau und tief, aber dennoch nicht zu tief. Jannis hatte meiner Meinung nach immer eine viel zu grelle Stimme gehabt. Manchmal hatte ich tatsächlich Kopfschmerzen von ihm bekommen. Das hätte aber auch an dem, was er sagt, liegen können.
„Die Sicherheitsmänner. Ich bin auf der Flucht vor ihnen. Bitte! Sie werden jeden Moment kommen." Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mich ein wenig beruhigt und bemühte mich, gleichmäßig zu atmen, während ich versuchte, zu hören, wann die Sicherheitsmänner eintreffen würden.
Der Mann wog seinen Kopf auf die linke Seite, als würde er seelenruhig nachdenken. Ihn schien es überhaupt nicht zu interessieren, wie gestresst und ängstlich ich war. Verdammt, ich habe hierfür keine Zeit!, dachte ich. „Und warum fliehst du vor ihnen? Haben sie dich beim Kleidstehlen erwischt?" Ich konnte den belustigten Ausdruck in den mandelförmigen Augen des Mannes sehen, was ich jedoch überhaupt nicht verstand. Wie konnte er einer anständigen Person nur so etwas Schreckliches vorwerfen? Wenn er nur wüsste, wer ich war!
„Wie können Sie es wagen, so etwas zu behaupten!", empörte ich mich, nun endlich siezend, während ich meine Augen groß aufriss. Das war ja eine Frechheit! Ich würde niemals in meinem Leben ein Kleid stehlen!
Der Mann gegenüber von mir begann jedoch nur zaghaft aufzulachen, was seine ein wenig zu großen Vorderzähne zeigte. In mir begann, Wut zu brodeln, die sich mit der Angst und dem Adrenalin mischte. In einer solchen Verfassung war ich zuvor nie gewesen. Mein Herz klopfte schneller, als ich es mir je hätte vorstellen können und mein Körper reagierte sensibel auf jede kleine Bewegung. Ich zuckte zusammen, als ich einen dumpfen Aufprall in meiner Nähe hörte. Verängstigt stellte ich fest, dass eine Katze an uns vorbeilief.
Resigniert atmete ich durch und versuchte, mich zu sammeln. Ich fuhr mir beruhigend über die Stirn und meinte nachdringlich, jedoch ebenfalls aggressiv: „Daran ist überhaupt nichts lustig! Ich bin hier in Lebensgefahr und Sie machen nicht einmal Anstalten, mir zu helfen! Wenn Sie wüssten, wer ich bin, dann würden Sie mit Sicherheit anders reagieren und mir verdammt nochmal helfen!"
Das schadenfrohe Lachen des jungen Mannes, welches vor allem durch meine Angst vor einer Katze verstärkt wurde, verhallte nun endlich. „Nun ja, ob du es glaubst oder nicht, ich weiß, wer du bist, immerhin ist es ziemlich offensichtlich, nicht war, Victoria? Und du kannst mich gerne weiterhin duzen, immerhin hast du sowieso schon damit begonnen. Ich bin Charlie."
Verblüfft ergriff ich Charlies große Hand, die er mir hinhielt und schüttelte diese. Woher wusste er so genau, wer ich war? Er las doch nicht etwa das Klatschblatt? Schon seit Monaten war nämlich stets davon berichtet worden, dass Victoria Carlotta von Baden, Tochter des berühmtesten Geschäftsmannes Baden-Badens endlich vermählt werden sollte mit dem Sohn des anderen reichsten Mannes Baden-Badens.
Ich sagte nichts, als Charlie und ich unsere Hände nach einem festen Händedruck, wie ich glücklich feststellte, wieder voneinander lösten. Ich habe es schon immer gehasst, wenn Menschen einen faden Händedruck hatten. Da die Stille zwischen uns immer länger anhielt, hing Charlie noch etwas an: „Und nur weil du eine adlige Tante bist, heißt das nicht, dass ich dazu verpflichtet bin, dir ohne Gegenleistung zu helfen! Außerdem, warum solltest du in Lebensgefahr sein? Es wäre doch ein wenig seltsam, wenn ausgerechnet deine Eltern zu arm wären, sich genug Sicherheitsleute zu besorgen, um ihr kleines Töchterlein zu beschützen, nicht wahr?"
Meine Augen weit aufreißend, schnappte ich empört nach Luft. Wie konnte ein Mensch nur so respektlos sein? „Aber nein, natürlich nicht!", rief ich deswegen gestresst aus. „Ich bin auf der Flucht, weil sich meine Eltern zu viele Sicherheitsleute leisten können! Und jetzt helfen Sie mir gefälligst, oder ich lasse Sie einsperren!"
Ein weiteres Mal verzog Charlie sein Gesicht zu einem Grinsen und musste lachen. „Wie war das nochmal mit dem duzen? Du bist also auf der Flucht vor deinen eigenen Sicherheitsleuten, habe ich das richtig verstanden? Und wieso? Hast du bei der Hochzeit wohl endlich mal die Wahrheit über deinen geliebten Verlobten gesagt? Weiß denn jetzt die ganze Presse, dass er eine arrogante Schreckschraube ist?"
Zum ersten mal in den drei Minuten, die ich mich mit Charlie unterhalten hatte, war ich nicht empört oder verwirrt darüber, was er sagte. Nein, stattdessen begann mein ganzer Körper, sich plötzlich zu beruhigen und ein Lächeln breitete sich auf meinem Mund aus. Ein Lächeln, das mit der Zeit immer breiter wurde, bis ich in großes Gelächter ausbrach, wobei ich mich nicht einmal mehr auf den Füßen halten konnte. Ich stützte mich an Charlies Armen ab, um nicht umzufallen, was ihn dazu brachte, mich verblüfft anzugucken. Doch die Erleichterung, die durch meinen Körper strömte, war zu groß, um mich davon stören zu lassen.
Es war ein sehr heißer Septembertag und die Mittagssonne erwärmte die Luft, doch das Gefühl von Wärme, das mich umgab, übertraf alles. Das letzte Mal, das ich so gelacht hatte, war unglaublich lange her. Und das alles, obwohl der Grund für meinen Ausbruch vollkommen banal war. Doch dieses Gefühl von Freiheit und vor allem von Distanz zu Jannis, dieses war zu gut. Ich hätte schon früher fliehen sollen!
Charlie beobachtete mich still schmunzelnd, als ich mich langsam beruhige, ihn wieder losließ und mir die Schläfen massierte. Schließlich seufzte ich und nuschelte peinlich berührt: „Es tut mir Leid ich-" Doch weiter wusste nicht, was ich sagen sollte. Stattdessen grinste ich den Mann vor mir verschmitzt an und verstumme.
„Ist schon okay, vor mir kannst du immer gerne über diesen Wichser lachen. Obwohl ich sagen muss, dass es durchaus ein wenig kurios ist, immerhin wolltest du ihn gerade heiraten. Ich gehe also davon aus, dass du kurz vor der Hochzeit weggerannt bist, weil du ihn nicht heiraten wolltest und jetzt bist du auf der Flucht?" Sobald Charlies Worte in meinem Gehirn ankamen, gelangte ich zurück in die Realität. Ich war auf der Flucht!
„Verdammte Scheiße! Das habe ich vollkommen vergessen", rief ich aus, als Panik sich wieder in mir ausbreitete und ich begann, unruhig zu werden. Ich durfte meine Zeit nicht damit verschwänden, mit einem wildfremden Mann in einer heruntergekommenen Gasse zu kommunizieren! Ich musste etwas tun, um nicht erwischt zu werden. Die Sicherheitsmänner konnten mich jede Sekunde hier finden und dann war ich ausgeliefert! „Bitte, du musst ihnen sagen, ich sei in eine andere Richtung gelaufen!"
Charlie runzelte die Stirn, während er mich abschätzend musterte. „Okay, aber dafür möchte ich eine Gegenleistung. Ich tue nichts, ohne-" In diesem Moment verstummte er, da er wohl, genau so wie ich, eine raue Stimme gehört hatte.
„Sie kann ja wohl kaum so weit weggelaufen sein!"
„Ich sage dir doch, sie ist die Treppen hochgerannt, dort muss sie immer noch sein!", hörte ich eine andere, deutlich kratzigere Stimme. Mein Körper spannte sich vor Angst an und die Luft blieb mir im Hals stecken. Wenn die beiden in diese Gasse treten, dann ist mein Leben vorbei!, war das einzige, was ich in diesem Moment denken konnte.
„Und wenn sie in die Gasse gerannt ist?", fragte der erste Sicherheitsmann, was mich dazu brachte, schnippisch einzuatmen. Ich griff mit meiner Hand nach Charlies Arm und zerdrücke diesen, um nicht vollkommen zu kollabieren.
„Als ob diese kleine Diva da rein gerannt ist! Die hat doch viel zu viel Angst davor!" Ich hatte nicht einmal die Kraft, mich über diese Beleidigung aufzuregen, denn mein Herz setzte beim nächsten Satz aus:
,,Ich gehe da jetzt nachgucken, ob du willst oder nicht! Du kannst ja wo anders suchen!" Verzweifelt schaute ich zu Charlie hoch, während sich Tränen in meinen Augen bildeten.
Was sollte ich nur tun?
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