45. Kapitel
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Träume helfen, um uns auf schwierige Situationen vorzubereiten. Wir können verschlüsselte Botschaften ausmachen oder sehnsüchtige Wünsche erkennen. Erkennen wir die Gefühle hinter unseren Träumen, so können wir mehr über uns erfahren. Sorgen und Ängste. Stärken und Schwächen. Die Tiefen unserer Persönlichkeit. Wiedererkennbare Grundmuster geben Hinweise, was uns momentan beschäftigt.
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In den Arbeiten eines anderen Alchemisten zu stolpern erweist sich immer wieder als eine aufregende Entdeckungsreise. All die Sorgen der vergangenen Stunden sind wie weggeblasen. Als Clive das Gespräch zu der alten Dame Gerta aufsucht, befindet sich Clive in seinem vollen Element als Alchemist. Auch wenn sich ihre Forschungen und Aufgabengebiete unterscheiden, kennen sich die beiden mit der Pflanzenwelt bestens aus. Nur mit dem Unterschied, dass Gerta und ihr Sohn Jakob die Welt großräumig bereist haben. Gerta betitelt Pflanzen, die der junge Alchemist zuvor nie gehört hat. Dazu gehört auch die Traumwurzel. Eine Pflanze, die mit dem wilden Leimkraut verwandt ist. Ein Kraut, das an Küstenfelsen wächst und zu den Heilkräutern gehört. Die abgekochte Wurzel hilft bei Hautentzündungen. Ein Tee aus der Pflanze befreit von festsitzenden Husten.
Die Traumwurzel klingt nicht nur magisch, sie soll laut Gerta Wunder bewirken können. Sollten ihre Worte stimmen, kann mit der Hilfe dieser Pflanze eine Verbindung zu den Vorfahren geschaffen werden. Eines von vielen Anwendungsgebieten. Die Wurzel kann am Stück gekaut oder als Pulver eingenommen werden und beeinflusst selbst den Wachzustand. Es heißt Farben und Gerüche werden nach der Einnahme intensiver wahrgenommen und Gerta behauptet, dass die Gedanken besser geordnet werden können.
Mit der Hilfe der Traumwurzel ist eine außerkörperliche Erfahrung möglich. Sinas ungewöhnliche Bitte machte Gerta neugierig. Für gewöhnlich kommen die Leute zu ihr, weil sie eine außerkörperliche Erfahrung wünschen und nicht umkehren wollen. Zur Bewältigung dieser Aufgabe war ein wenig Feingefühl, Fachwissen und eine gute Portion Glück erforderlich. Clive kann von Glück sprechen, dass ihr unerforschtes Experiment geglückt ist.
Das fachkundige Gespräch, der gegenseitige Austausch ihres Wissens und die Erlaubnis, in ihren Notizbüchern zu stöbern, lassen die Welt um ihn herum vergessen. Gerta hat die Gesprächsprotokolle mit ihren Kunden niedergeschrieben, Erfahrungen, Eindrücke und die Auswertung am Ende eines Auftrages. Beeindruckt von ihrem sorgfältigen Arbeitsverfahren und der detailreichen Niederschriften entgeht Clive das Zeitgefühl.
Schon eine ganze Weile sitzt er auf den Stufen der Veranda von Gertas Haus. Nahe ihres Kräutergartens. Die würzigen Noten der Kräuter und dem Geruch von altem Pergament steigen ihm in die Nase. Duftnoten, die Clive ein Gefühl von Geborgenheit geben. Die Sonnenstrahlen sorgen für eine angenehme Wärme und die Tierwelt stört sich an seine Anwesenheit nicht mehr. Die Insekten summen fröhlich an ihm vorbei. Seine ganze Aufmerksamkeit gehört den Niederschriften und so kommt es, dass ihm Rebeccas Anwesenheit entgeht.
Erst als sich die Diebin hinter ihn auf dem Boden breit macht und ihren durchgeschwitzten Rücken an seinen lehnt, blickt Clive von dem Notizbuch auf. Dabei sieht der Alchemist in die erwartungsvollen Augen eines jungen Grauwolfes, der hechelnd auf Augenhöhe sitzt und ihn interessiert betrachtet. Clive will gerade aufschrecken, als er plötzlich jemand mit Gebrüll auf das Tier zu rennt. Eine junge Frau hat sich einen Besen geschnappt und möchte die Bedrohung vertreiben. Erschrocken kommt die Brünette zum Halt, als ein Messer vor ihr in den Boden versenkt wird. Eine Klinge, die Clive von Rebeccas Inventar kennt.
Besorgt erhebt sich der Alchemist, womit Rebecca nicht gerechnet hat und polternd vor die Wolfspfoten landet. Ihr tierischer Begleiter nutzt die Chance und schlabbert ihr durchs Gesicht, während Clive sich der Fremden nähert. Die junge Frau hat ihre Haare zu einem Knoten zusammengebunden und ihre dunklen Augen betrachten die Gäste mit großer Verwunderung.
„Seid Ihr wohlauf?", erkundigt sich Clive nach ihr.
Statt ihm zu antworten, betrachtet sie das zutrauliche Verhalten des Wolfes mit Staunen.
„Gehört der Wolf zu euch?", erkundigt sie sich schließlich.
„Nein!", antwortet Rebecca schlechtgelaunt. „Ich werde diese sabbernde Töle nur nicht los."
Statt Klarheit folgt noch mehr Verwirrung. „Dann erschlagt das Tier doch."
„Ja klar! Damit Sina und Cuno mir eine Standpauke halten!", spricht Rebecca in Rätseln.
Hilfesuchend blickt die Fremde zu Clive, der ihr jedoch keine Antwort geben kann.
Zum Glück verlässt Gerta das Haus. Sie schafft es gerade mal zu den ersten Treppenstufen, da setzt sich die junge Frau in Bewegung.
„So wartet doch, Gerta", spricht sie zu der alten Dame.
„Entschuldige den Wirbel, Kind. Wie du siehst habe ich Besuch." Gerta lächelt stolz. „Einen Alchemisten."
Verwundert sieht die Fremde zurück und neigt respektvoll ihren Kopf. „Seid willkommen, Herr Alchemist. Mein Name ist Bertha. Ich helfe hier aus."
Kaum ist es ausgesprochen, erhält Bertha einen Geistesblitz und eilt zurück zum Pfad, wo sie im Eifer des Gefechts, einen Korb voller Pilze und Kräuter zurückgelassen hat.
Diesen Moment nutzt Clive, um Rebecca auf die Beine zu helfen. Ein Moment der Schwäche, der seiner Gefährtin unangenehm zu scheinen mag. Rebecca verzieht ihr Gesicht, als hätte sie saure Milch getrunken. Und seine Hände ruhen der Diebin zu lange auf ihr, woraufhin sie brüsk bittet, die Flossen von ihr zu nehmen. Dabei hat Clive nur deswegen gezögert, weil ihm ihr Zittern und der müde Zustand nicht entgangen sind. Rebecca braucht dringend eine Pause, woraufhin der Alchemist sich zu der alten Dame dreht.
„Würde es Euch etwas ausmachen, wenn meine Gefährtin ebenfalls eine Tasse von dem Stärkungstee zu sich nimmt?"
Gerta lächelt freundlich. „Bediene dich ruhig, Clive."
„Kommt nicht in Frage! Ich trinke keinen Tee!", protestiert Rebecca wie ein bockiges Kind.
Clive duldet keine Widerworte, er handelt und drückt sie in ihrem schwachen Zustand hinunter auf den Rand der Veranda. Schließlich begibt er sich hinein, um ihr eine Tasse Tee zu organisieren.
Im Haus kreuzen sich die Blicke von ihm und Violante, die junge Frau hat den Korb abgestellt und schnappt sich den Schaukelstuhl. Clive erkennt ihr Vorhaben und bittet sie, zu warten. Er stellt die Tasse kurz beiseite und trägt der alten Dame den Schaukelstuhl hinaus. Schließlich kehrt er ins Haus zurück, um die Tasse Tee zu holen. Als ihm plötzlich die Ringelblumen im Korb auffallen.
„Sieh an, ich bin also nicht allein an die Ringelblumen interessiert."
Violante blickt neugierig auf. Sie ist gerade dabei einige Kräuter zum Trocknen aufzuhängen. „Womit befasst Ihr euch Alchemist?"
„Nenn mich doch bitte Clive."
„Also gut. Womit befasst du dich, Clive?"
„Mit der Kräuter- und Heilkunde."
„Wie die Mönche."
„Ja."
Violante begibt sich zu einer Kommode und holt eine alte Wolldecke hervor. Sie bittet ihn, diese Gerta zu bringen. Clive erkennt, dass Gerta in guten Händen ist. Die junge Frau scheint schon länger die Hausarbeiten der alten Dame zu übernehmen. So kann Gerta die sonnigen Stunden auf der Terrasse genießen.
Nachdem die Traumforscherin mit der Decke versorgt ist, begibt sich Clive zu Rebecca. Die Anwesenheit des Wolfes ist ihm dabei nicht geheuer, dabei liegt das Tier friedlich im Matsch und sonnt sich. Gerta wohnt auf einer Lichtung voller Mohnblumen. Ihr Garten befindet sich nahe einer alten Eiche, sodass die Pflanzen durch etwas Schatten vor der prallen Sonne geschützt sind. Dieser Ort scheint von der Dürre verschont zu sein.
„Nein!", brummt Rebecca, als Clive vor ihr in die Hocke geht.
„Vertrau mir, danach wirst du dich besser fühlen. Auch ich habe bereits eine Tasse getrunken", spricht er ruhig auf sie ein.
Der Langfinger verschränkt die Arme. „Schön für dich! Ich bevorzuge Schnaps!"
„Gut", beginnt der Alchemist mit einem frechen Grinsen. „Dann bemutter ich dich, bis du fit bist."
Zornig funkelt Rebecca ihn an. „Das lässt du bleiben!"
„Garantiert nicht."
„Du blamierst dich, Clive."
„Ich blamiere mich für dich."
„Nervensäge!", kaum spricht sie zu Ende, schnappt sich die Tasse und würgt den lauwarmen Tee mit einem großzügigen Schluck hinunter. „Baahhh! Was ist das für ein Zeug?"
„Ein Stärkungstee", antwortet Clive zufrieden und nimmt die Tasse entgegen.
„Du willst mich umbringen", kommt sie ihm mit trockenem Humor.
Clive betrachtet sie nachdenklich und erkundigt sich: „Wo sind die anderen beiden?"
„Cuno und Sina?" Rebecca lächelt böse. „Mach dir um die beiden keine Gedanken. Sie haben es sich gemütlich gemacht und kommen später nach."
Der Alchemist betrachtet sie skeptisch. Es wirkt auf ihn, als spiele Rebecca ein mieses Spiel mit ihm und ihr erwartungsvoller Blick ist ihm nicht geheuer.
„Das musst du mir bitte erläutern, Rebecca", fordert Clive sie mit sanfter Tonlage auf.
Die Diebin zuckt gleichgültig mit den Schultern: „Spielt das wirklich eine große Rolle? Sie kommen nach, mehr musst du nicht wissen."
Ihre Antworten stimmen den Alchemisten unzufrieden, dennoch erkennt Clive, dass Rebecca nicht darüber sprechen wird. Also erhebt er sich und wandert mit dem Notizbuch zu Gerta, die erwartungsvoll aufblickt.
Es folgt von seiner Seite ein mildes Lächeln. Er lobt ihre Arbeit und spricht über die Gedanken, die er hatte, als er ihr Notizbuch durchstöbert hat. Gerta hört ihm aufmerksam zu, sie vertiefen einige Thematiken und Einträge. Schließlich erkundigt sie sich nach seiner Arbeit und am Ende berichtet Clive ihm, wie es zu ihrem Besuch kam. Die freudige Kunde über Luelas Verschwinden feiern Gerta, sowohl die tatkräftige Violante. Es versüßt ihnen den Tag und Gerta hat auch eine interessante Idee, wie Clive dem Magisterturm besänftigt bekommt, um an diesen Ort länger zu verweilen und nebenbei von Gerta zu lernen. Während Clive sich mit der alten Damen beratschlagt, beobachtet er immer wieder im Hintergrund, wie sich Rebecca mit dem verspielten Grauwolf auseinandersetzt, ihn streichelt und sogar Stöcke loswirft. Zu Rebeccas Enttäuschung kann das Tier wenig damit anfangen, woraufhin sie sich leise bei dem Raubtier beschwert und ihre Augen rollt. Clive würde es interessieren, was der Wolf in Rebecca sieht und warum er an ihre Seite verweilt.
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